DORTMUND Der 14. Juni 2000 begann für Polizeikommissar Thomas Goretzki und seine Kollegin Nicole Hartmann wie jede Frühschicht auf der Wache in Asseln mit einer Streifenfahrt. Was nach einem Routineeinsatz aussah, endete mit drei kaltblütigen Morden.
Von Peter Bandermann
Der Mann aus dem BMW war, wie sich später herausstellte, Michael Berger (31). Ein psychisch kranker – aber unauffälliger – Waffenbesitzer, der bei der Bundeswehr das Schießen gelernt hatte und mit der goldenen Schützenschnur für seine Treffsicherheit ausgezeichnet worden war.
Die Streife folgte dem Fahrzeug. Berger
sollte gestoppt und überprüft werden, weil er nicht angeschnallt
war. Um 9.48 Uhr wendete der arbeitslose KFZ-Mechaniker aus Körne
auf dem Unteren Graffweg in Brackel zum ersten Mal am 14. Juni 2000
den präzisen Umgang mit der Waffe an: Mit vier gezielten Schüssen
tötete er Polizeikommissar Thomas Goretzki (35), verheiratet und
Vater von zwei Kindern.
Schüsse in Waltrop
Unter
Beschuss konnte seine Kollegin Nicole Hartmann aus dem Streifenwagen
springen und die Leitstelle alarmieren. Die nächsten Schüsse fielen
in Waltrop. Während die Polizei intensiv fahndete. Um 10.29 Uhr
stoppte Berger auf einer Kreuzung neben einem Polizei-Opel.
Die
präzise abgefeuerten Kugeln töteten die kurz zuvor aus dem
Erziehungsurlaub zurückgekehrte Yvonne Hachtkemper, Ehefrau eines
Polizisten, und Matthias Larisch von Woitowitz, dessen Frau im
vierten Monat schwanger war. Vier Minuten vor diesen Schüssen in
Waltrop stellte um 10.25 Uhr in Dortmund der Notarzt den Tod von
Polizeikommissar Goretzki fest.
Zur Tatzeit in Brackel stand
Anwohner Wolfram Ufert, damals 32, in der Küche. „Ich hörte einen
Schuss ... dann drei oder vier weitere und bin dann zum
Wohnzimmerfenster gelaufen.“
Wolfram Ufert erkannte das
Heck eines dunklen BMW, der mit hohem Tempo davonraste und hinter
einer Hecke aus dem Bild verschwand, den stehenden Streifenwagen und
dahinter eine Polizistin.
Tausende von
Trauerbriefen
Der Anwohner vom Unteren Graffweg
rannte auf die Straße, leistete Erste Hilfe und funktionierte
irgendwie. Die drei Polizistenmorde lähmten die Stadt. Tausende von
Trauerbriefen erreichten das Polizeipräsidium. An einem Trauermarsch
fünf Tage nach den Morden nahmen in Dortmund 8000 Polizisten und
Bürger teil.