Pogida-Gründer Christian Müller - Kanaren statt Knast

Erstveröffentlicht: 
13.06.2017

Offenbar aus Versehen hat der abgetauchte Pogida-Gründer Christian Müller seinen aktuellen Aufenthaltsort verraten – durch selbst veröffentlichte Angaben im Internet. Er befindet sich auf den Kanarischen Inseln.

 

So flieht man nicht erfolgreich vor den deutschen Strafverfolgungsbehörden: In einem Live-Video im sozialen Netzwerk Facebook hat der flüchtige Pogida-Gründer Christian Müller am gestrigen Montag seinen aktuellen Aufenthaltsort verraten. Anhand eines Restaurants mit dem Namen „Restaurante La Farola del Mar“ ist zu erkennen, dass sich der Intensivstraftäter derzeit auf Fuerteventura aufhält – Kanaren statt Knast also.

 

Der 33-jährige Pogida-Gründer war Mitte Mai nicht zu einer Berufungsverhandlung vor dem Potsdamer Landgericht erschienen. Selbst sein Verteidiger und der Bewährungshelfer hatten keinen Kontakt zu ihm. Weil Müller den Prozess sausen ließ, wurde die von ihm eingelegte Berufung gegen die im Februar 2016 vom Amtsgericht verhängte einjährige Haftstrafe wegen Körperverletzung und Fahrens ohne Führerschein verworfen. Nicht entschieden wurde dabei aber über die Berufung der Staatsanwaltschaft, die 16 Monate Haft fordert. Die Behörde wollte prüfen, ob sie die von ihr eingelegte Berufung zurücknimmt. Eine Entscheidung soll noch in dieser Woche fallen. Ob sie schon getroffen wurde, konnte ein Behördensprecher am Montag nicht sagen.

 

Fest steht aber: Dass Müller nicht in den Knast muss, ist äußerst unwahrscheinlich. Nimmt die Staatsanwaltschaft ihre Berufung zurück, wird das erstinstanzliche Urteil des Amtsgerichts rechtskräftig. Ein Jahr Freiheitsstrafe also. Kommt es indes zum Berufungsprozess, könnte sich das Strafmaß sogar noch erhöhen. 

 

Schon zuvor gab es Hinweise auf Fuerteventura


Schon zuvor hatte es Hinweise gegeben, dass Müller sich auf den Kanaren verborgen hält. Auch die hatte er selbst gegeben – ebenfalls über ein Facebook-Video. Es war Dienstag, der 7. Februar 2017, kurz nach 6 Uhr morgens, Schönefeld. Müller filmte sich im Flugzeug sitzend. Ein Abgleich mit den zu dieser Zeit startenden Fliegern ergab: Müller befand sich auf Flug FR1101. Ziel: Fuerteventura.

 

Ob Müller seitdem wieder in Deutschland war oder sich seit nunmehr vier Monaten auf den Kanaren versteckt, ist bislang nicht bekannt. Auch in einem anonymen Brief an die PNN-Redaktion hieß es Anfang Juni, Müller sei auf Fuerteventura. Und es gibt eine weitere Spur, die nach Fuerteventura führt: "Oasis Park", "La Laja", "Centro Comercial Atlántico" – das alles sind Orte auf der Kanarischen Insel, die Christian Müller in den vergangenen Wochen öffentlich auf der Plattform Google Maps bewertet hat. Garniert mit Fotos von seinen Besuchen, auf denen er auch selbst zu sehen ist.

 

Fraglich ist, wie sich der Hartz-IV-Empfänger den Aufenthalt finanzieren kann. In der rechten Szene wird Müller vorgeworfen, er sei mit der Pogida-Kasse durchgebrannt. Müller selbst hat dies Ende Mai bestritten.