Spätestens seit dem Zustrom von Flüchtlingen sind die Verwaltungen in Sachsen zunehmend in Fremdsprachen gefordert. Aber auch bei der Zusammenarbeit über die Grenze, Tourismus und Verkehr werden sprachkundige Mitarbeiter bei den Behörden immer wichtiger.
Dresden. Ob Auskünfte oder Strafzettel auf Polnisch, Tschechisch, Englisch oder Französisch - die Mitarbeiter in den sächsischen Behörden sind bei Fremdsprachen immer öfter gefordert. Zwar wird vor allem in ländlichen Regionen meist der Dolmetscher gerufen, wenn es etwa bei der Zusammenarbeit über die Grenze hinweg Sprachprobleme gibt, ergab eine Umfrage bei den Behörden. Aber vor allem in den großen Städten und den staatlichen Einrichtungen werden Mitarbeiter mit Fremdsprachkenntnissen immer wichtiger.
Laut Innenministerium werden bei Interesse und wenn der Dienst es erfordere Weiterbildungsangebote unter anderem in Fachenglisch, Tschechisch und Polnisch gemacht.
Bei der Polizei etwa gibt es laut Ministerium Beamte, die Englisch, Russisch, Tschechisch, Polnisch, Arabisch, Griechisch, Französisch, Ungarisch und Sorbisch in Wort und Schrift beherrschen. Während der Ausbildung stehe vor allem Englisch auf dem Plan, heißt es. Es sei die auf europäischer Ebene dominierende Arbeitssprache.
Tschechisch, Polnisch und Russisch gibt es für interessierte Beamte berufsbegleitend. Laut Ministerium haben sich in den vergangenen Jahren fast immer mehr als 40 Beamte zu solchen Lehrgängen gemeldet. Sie würden etwa bei der Autobahnpolizei, dem Führungs- und Lagezentrum, der Verkehrsüberwachung, gemeinsamen Fahndungsgruppen der Kriminalpolizei oder den gemeinsamen Polizeizentren eingesetzt. Seit 2016 werde auch Arabisch angeboten.
Menschen mit Fremdsprachkenntnissen seien für die Verwaltung immer interessant, heißt es in Dresden. Auch dort werden den Mitarbeitern Sprachkurse angeboten. „Bei Englisch ist die Verwaltung gut aufgestellt“, sagt Stadtsprecher Karl Schuricht. Es gebe aber auch Mitarbeiter, die Französisch, Spanisch, Russisch, Polnisch, Ungarisch, Tschechisch, oder Arabisch beherrschten. Ein Kollege könne sogar bei Hindi, Gujarati, Urdu, Bengali (Indien/Pakistan) aushelfen.
Bei der Ausländerbehörde ist laut der Stadt Englisch üblich. Bei juristisch wichtigen Dingen werde jedoch ein Dolmetscher hinzugezogen, wenn das Deutsch der Betreffenden nicht ausreiche. Dazu sei die Ausländerbehörde in diesen Fällen verpflichtet, heißt es.
Seit zehn Jahren gibt es in Dresden zudem einen Dienst ehrenamtlicher Gemeindedolmetscher. Bei dem Projekt machten mittlerweile 59 Muttersprachler aus mehr als 30 Sprach- und Kulturräumen mit. Sie werden vom Dresdner Verein für soziale Integration von Ausländern und Aussiedlern Migranten ausgebildet, müssen sich Prüfungen unterziehen und erhalten einen Ausweis. Deren Einsätze seien von 62 im Jahr 2007 auf 4552 im Jahr 2016 gestiegen, heißt es.
Mit neuen, jungen Fachkräften hat sich in Chemnitz nach eigenen Angaben in den vergangenen fünf Jahren die Fremdsprachkompetenz der Verwaltung vor allem bei Englisch und Französisch verbessert. Seit zwei Jahren werde gezielt Englisch als Fortbildung angeboten, um in Schwerpunktämtern wie dem Sozialamt oder der Ausländerbehörde die Kommunikation mit Flüchtlingen zu verbessern, heißt es. In einzelnen Bereichen seien auch Fachkräfte aus EU-Staaten wie Italien oder Ungarn gewonnen worden.
Die Kreisstadt Bautzen in Ostsachsen gehört zum Gebiet der Sorben, einer in der Oberlausitz beheimateten slawischen Minderheit. „Wir haben 65 Mitarbeiter mit Sorbisch als Muttersprache“, erläutert der Pressesprecher des Landratsamtes, Gernot Schweitzer. „Es ist sichergestellt, das sorbisch sprechende Mitbürger ihr Anliegen in der Muttersprache vortragen können.“ Ein kleines Lindenblatt am Türschild sei das Erkennungszeichen.
In der Bußgeldstelle würden die Verwarnungen in allen gängigen europäischen Sprachen verschickt von Englisch und Französisch bis Niederländisch, Tschechisch, Polnisch, Slowakisch. Wenn jemand aus diesen Ländern mit dem Auto mal zu schnell unterwegs war und dabei geblitzt wurde, könne er rasch informiert werden.