Vor der umstrittenen Israel-Konferenz in Frankfurt treffen sich Befürworter und Gegner. Dabei wird der Konflikt nicht immer nur verbal ausgetragen.
Im Saal des Ökohauses in Frankfurt-Bockenheim saßen die Menschen auf dem Fußboden und auf Treppenstufen: Eine Podiumsdiskussion zur geplanten Israel-Konferenz ist am Mittwochabend auf immense Resonanz gestoßen. Konflikte zwischen Befürwortern und Gegnern der Konferenz blieben bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe aus.
„Boykott Israel: Kritik oder Antisemitismus?“ Diese Frage hatten die Veranstalter von der Bildungsstätte Anne Frank dem Abend vorangestellt. Mehrfach habe er gehört, alleine die Frage sei eine Provokation, sagte Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte. Denn Boykottaufrufe gegen Israel seien immer antisemitisch, so die Kritiker.
„Es ist ein sehr heikles Thema, und die Stimmung ist sehr angeheizt“, stellte Moderator Hanning Voigts, Redakteur der Frankfurter Rundschau, fest. Meron Mendel bedauerte diese besondere Emotionalität. In der Debatte gebe es scheinbar nur noch zwei Lager: für oder gegen Israel. Dabei seien die Meinungen extrem festgefahren, sagte Mendel, der sich selbst als linker Israeli sieht.
Die Publizistin und Stadtverordnete Jutta Ditfurth (Ökolinx) kritisierte vor allem das Engagement der Kampagne BDS (Boykott, Investitionsentzug, Sanktionen) an der Konferenz. So gut wie alle Referenten seien Teil des BDS. Die Gruppe sei mitnichten eine „palästinensische Graswurzelbewegung“, sondern wolle alle boykottieren, die Kontakt zu Israel halten. Ditfurth verwahrte sich gegen den Vorwurf, Israel sei ein Apartheidsstaat wie einst Südafrika. „Israel ist ein kapitalistischer und demzufolge leider auch rassistischer Staat“, in dem aber keine Apartheid durch den Staat herrsche. Im Römer will Ditfurth demnächst beantragen, die Stadt Frankfurt müsse sich vom BDS distanzieren.
Letztlich gehe es in der Debatte auch um „unser Selbstverständnis als Deutsche“, sagte Pröpstin Gabriele Scherle. Bei der Konferenz werde das Existenzrecht Israels nicht anerkannt, kritisierte sie.
Nicht nur verbal wurde der Konflikt am Mittwochmittag ausgetragen. Bei der pro-palästinensischen Mahnwache „Für den gerechten Frieden“ auf dem Campus Westend waren nach Polizeiangaben etwa zehn bis 15 vermummte Personen aufgetaucht, hatten am Stand Tische umgeworfen und Fahnen geklaut.