Gotha - Jüdischer Friedhof geschändet

Erstveröffentlicht: 
08.06.2017

Auf dem jüdischen Friedhof in Gotha sind 20 Grabsteine mit Nazi-Symbolen beschmiert worden. Nach Polizeiangaben waren unter anderem Hakenkreuze und SS-Runen mit schwarzer Farbe aufgemalt worden. Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung haben die Schmierereien am Mittwoch entdeckt. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe.

 

Jüdische Landesgemeinde bestürzt


Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, hat auf die Schändung des Jüdischen Friedhofs bestürzt reagiert. Der Vorfall sei einfach traurig, unverständlich und in dieser Größenordnung einmalig, sagte er MDR THÜRINGEN. Schramm forderte, die Zivilgesellschaft dürfe Antisemitismus nicht hinnehmen.

Der Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) hatte am Mittwochabend beschämt auf die Schändung des Jüdischen Friedhofs reagiert. Er bat die Stadtratsmitglieder, mit einer Schweigeminute der Opfer der Judenverfolgung zu gedenken.

Auch Landtagspräsident Christian Carius (CDU) hat sich bestürzt geäußert. Er sagte, wer die Würde eines solchen Ortes mit einem so abscheulichen Anschlag schände, stehe außerhalb der Werteordnung. Carius sprach der Jüdischen Landesgemeinde seine tiefe Verbundenheit aus. Er sei zuversichtlich, dass die Täter gefunden werden. Es müsse die ganze Härte des Gesetzes angewandt werden.

Bereits vor neun Jahren wurde der Jüdische Friedhof an der Eisenacher Straße geschändet. Damals war vor dem 9. November ein Schweinekopf am Eingang aufgehängt worden und ein Transparent, auf dem der Holocaust geleugnet wurde. Außerdem waren Gläser mit Schweineblut über die Mauer geworfen worden. Ein Gothaer war als Täter ermittelt und zu einer Geld- und Bewährungsstrafe verurteilt worden. Einen weiteren Vorfall gab es im Jahr 2004. Damals waren 16 Grabsteine umgeworfen und teilweise beschädigt worden. In den vergangenen Jahren gab es nach Angaben der Stadt keine Vorkommnisse. Der Friedhof ist mit einer Mauer umgeben, das Tor ist verschlossen.