Nach AfD-Feiern: Tivoli macht dicht

Erstveröffentlicht: 
30.05.2017

Am 15. Juli macht er den Laden dicht: Sven Lohse hat angekündigt, das Gasthaus Tivoli in Aukrug zwischen Neumünster und Hohenwestedt zu schließen. Seitdem Frauke Petry am 3. März dort den AfD-Landtagswahlkampf eröffnet hatte, stand der Betrieb immer wieder kontrovers im Mittelpunkt.

 

Aukrug. „Wir haben die Schnauze gestrichen voll“, sagt Lohse ganz unverblümt. Nach seinen Worten hat es seit Anfang März zahlreiche Attacken auf seinen Betrieb und auf ihn gegeben. Es wurden Eingangstüren beschmiert, mit Parolen beschriftet, Pferdemist mit zerkleinerten AfD-Wahlplakaten vor der Tür abgeladen, Autoreifen zerstochen. Letzteres sogar bei seinem Hausmeister. „Im Namen der Demokratie“ griffen einige zu Mitteln, die er nicht verstehen könne. „Ich war immer stolz, Deutscher zu sein“ – aber ein Land, das Kritik nicht vertrage, sei keine Demokratie mehr. Er stehe für ein Rederecht für alle: „Auch Erdogan dürfte bei mir reden.“

 

Lohse hat Anzeigen erstattet. Das bestätigt auch die Kieler Polizei. Deren Kommissariat 5 ist zuständig, weil politische Hintergründe außer Frage stehen: Droh-Mails und Sachbeschädigungen werden untersucht. „Alle Taten scheinen politisch motiviert gewesen zu sein“, so die Polizei. Auf dem linksaktivistischen Blog „Linksunten“ brüstet sich die Antifaschistische Aktion mit der Tat, Mist vor dem Lokal abgeladen zu haben. Klar ist, dass solche Anwürfe nicht gerade geschäftsfördernd sind. Er habe gar keine Aukruger Gäste mehr, bilanziert Lohse, der den Betrieb im Herbst 2015 übernahm. Unklar bleibt, wann die wirtschaftliche Talfahrt genau begann – und wie weit sie geht. 

 

Irritationen um AfD-Spendenaufruf


So sorgte beispielsweise die AfD-Politikerin Doris von Sayn-Wittgenstein für Irritationen, als sie nach der Wahlparty am 7. Mai, die natürlich auch im Tivoli gefeiert wurde, auf Facebook um Spenden für Lohse bat. Lohse selbst erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung allerdings: Er habe gar keine Umsatzeinbußen, da er seit März seine Räume an die AfD vermiete und Unterstützer aus Flensburg oder Hamburg kämen. Lohse will den Aufruf als Prognose verstanden wissen: „Ich habe keine Lust, hier mein privates Geld reinzustecken.“ Nach KN-online-Informationen steht bereits ein Nachfolger für den idyllisch gelegenen Gasthof fest. Solange die Unterschrift unter dem Vertrag noch nicht trocken ist, sollen Name und Konzept aber noch geheim bleiben