General Spindler nach Rauswurf in Leipziger Kaserne verabschiedet

Erstveröffentlicht: 
01.06.2017

Mit einem großen Appell ist Leipzigs ranghöchster Soldat vorzeitig verabschiedet worden. Bundesverteidigungsministerin von der Leyen hatte ihn wegen des Vorwurfs schleppender Ermittlungen von seiner Funktion entbunden. Leipzigs Oberbürgermeister Jung kritisiert den Rausschmiss des Leipziger Generals.

 

Leipzig. Leipzigs ranghöchster Soldat, der Zwei-Sterne-General Walter Spindler ist am Mittwoch vorzeitig mit einem großen Appell in der Leipziger General-Olbricht-Kaserne feierlich verabschiedet worden. Der Chef des Ausbildungskommandos des Heeres war von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wegen des Vorwurfs schleppender Ermittlungen nach Vorfällen in seinem Verantwortungsbereich von seiner Funktion entbunden worden. Wenige Monate vor seinem offiziellen Ruhestand. Von seinem Rauswurf erfuhr Spindler zuerst aus den Medien.

 

Die Kommandoübergabe an seinen Nachfolger Brigadegeneral Norbert Wagner glich einer Solidaritätsbekundung für Spindler. Die Ehrentribüne war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zahlreiche aktive und ehemalige Generäle der Bundeswehr, wie Hans-Peter von Kirchbach und Reinhard Kammerer, sowie Politiker, Vertreter der Wirtschaft und Gesellschaft aus Leipzig und ganz Sachsen wollten Spindler so ihren Respekt erweisen. 

 

Darunter waren Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (CDU), der die Verabschiedung  als würdig empfand, sich aber im Vorfeld einen kulturvolleren Umgang gewünscht hätte, und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), der sich extra vom Städtetag in Nürnberg losgeeist hatte. Jung fand sehr deutliche Worte der Kritik am Rauswurf Spindlers. „Es ist ein beispielloser, unglaublicher Vorgang, einen General, der 44 Jahre im Dienst ist, per Twitter wegzuschnipsen. So geht man nicht mit Menschen um“. 

 

Unter großem Beifall legte er nach, man könne nicht jemanden vors Loch schieben, wenn man selbst in einer brenzligen Situation ist. Spindler selbst sagte: „Die Wahrheit liegt in der Tiefe einer bodenlosen Grube.“ Und er bekräftigte: „In der Bundeswehr ist kein Platz für Intoleranz und extremes Denken aller Art.“  Die Menschenführung bei den Streitkräften sei untrennbar mit der Vermittlung von Werten verbunden.

 

Von Anita Kecke