Steinau - Skandalöse Widmung sorgt für Eklat

Erstveröffentlicht: 
17.05.2017

Steinaus Bürgermeister Uffeln verschenkt ein Buch über Hitler-Sekretär Bormann - und löst mit einer Widmung im NS-Jargon Empörung aus.

 

Wegen der Widmung zu einem Buch über den Hitler-Sekretär Martin Bormann, das Steinaus Bürgermeister Malte Jörg Uffeln (parteilos) einem Mitarbeiter schenkte, haben die Stadtverordneten die Kommunalaufsicht eingeschaltet. Die Aufsicht wird von Landrat Erich Pipa (SPD) wahrgenommen und könnte eine Rüge aussprechen oder sogar eine Amtsenthebung einleiten.

 

Die handschriftlich verfasste Widmung zum Buch mit dem Titel „Der Sekretär – Der Mann, der Hitler beherrschte“ lautet: „Mein Sekretär! Ihnen, meinem treuen Paladin, in dankbarer Verbundenheit. Ihr Malte Jörg Uffeln.“ Darunter steht „m F“, was eine Abkürzung für „mein Führer“ sein könnte, sowie das Datum 20.04.2015, Hitlers Geburtstag. In der NS-Zeit galt Hermann Göring als „Paladin“, als willfähriger Gefolgsmann.

 

Das Buch war für Hauptamtsleiter Markus Heeb bestimmt. Er und Uffeln waren enge Vertraute, bis es aus unbekannten Gründen zum Bruch kam.

 

Öffentlich wurde das Geschenk durch einen Post auf der Facebook-Seite „Kein Blatt vor den Mund – Steinau Talk“. Die Meldung wurde von einem Holger Petersen verfasst. Den Namen soll es in Steinau aber nicht geben; in der Stadt wird gerätselt, wer sich dahinter verbirgt.

 

Auf Bitten der Frankfurter Rundschau um Stellungnahme hat Uffeln am Mittwoch bis Redaktionsschluss nicht geantwortet, ebenso wie Heeb. Am Dienstag erklärte der Bürgermeister vor der Stadtverordnetenversammlung, er habe keine braune Gesinnung und entschuldige sich für den „großen Fehler“. Das Buch habe er privat verschenkt. Mit „mF“ habe er „mein Freund“ gemeint; „Paladin“ spiele auf das „ritterschaftliche“ Verhältnis an. Uffeln sieht sich als Opfer einer Kampagne, an der auch politische Kontrahenten beteiligt seien.

 

Das Parlament entschied sich bei nur zwei Enthaltungen für eine rechtliche Prüfung durch die Aufsicht. SPD-Fraktionschefin Sonja Senzel sagt, Geschenk und Widmung seien untragbar, egal ob dienstlich oder privat: „Er sollte selbst die Konsequenzen ziehen und zurücktreten“, fordert Senzel. Scharf kritisiert sie, dass Uffeln sich nun „als Opfer inszeniert“. Ein Bürgermeister sollte ein Vorbild sein, gerade in einer Kommune, in der die AfD bei der Kreistagswahl einen hohen Wert erreichte, so Senzel.

 

Tobias Betz von der Fraktion „Bürger gestalten mit“ kritisiert Uffelns Verhalten ebenfalls. Sie und andere bemängeln auch die Amtsführung und den Kommunikationsstil des Bürgermeisters.

 

Der Sprecher des Main-Kinzig-Kreises, John Mewes, sagte der FR, die Kommunalaufsicht schaue sich den Fall genau an und berate ihn mit dem Rechtsamt. Sie werde eine Stellungnahme des Bürgermeisters einfordern, auch um belastbare Aussagen zu seiner Sicht zu bekommen. Danach werde entschieden, ob und welche beamtenrechtlichen Schritte eingeleitet werden.