[Sinsheim] NPD-Demo in der Innenstadt: Hier ging es nicht um Sinsheim

Erstveröffentlicht: 
08.05.2017

50 Demonstranten mehrerer rechter Gruppierungen zogen am Samstag durch die Stadt - Es blieb friedlich

 

Sinsheim. Rund 50 Anhänger und Unterstützer der NPD, zu Anfang etwa ebenso viele Gegendemonstranten auf Seiten des "Bündnisses für Toleranz", ein großes Polizeiaufgebot sowie ein friedlicher Verlauf - das ist die Bilanz der Demonstration am Samstagnachmittag. Unter dem Titel "8. Mahnwache gegen Kinderschänder" zogen die Vertreter verschiedener rechter Gruppierungen durch die Südstadt. Die Behinderungen für Verkehr und Anwohner hielten sich dabei in Grenzen.

 

Sie schwenken Fahnen, tragen Transparente vor sich her, ein mit Lautsprechern ausgestatteter Kleinbus beschallt das Wohngebiet mit Liedern, die sich mehrfach wiederholen. Am Anfang und Ende des Zugs wird die Gruppe von einer Vielzahl an Polizeifahrzeugen und Ordnungshütern begleitet. Klar ist: Der Demonstrationszug ist kaum zu übersehen. Doch in den rund zweieinhalb Stunden machen die meisten Sinsheimer genau das. Die Wenigen, die in den Vorgärten zu sehen sind, widmen sich der Gartenarbeit: Eine Frau pflanzt ein, einige Häuser weiter knattert ein Rasenmäher.

 

Im Rahmen einer Kundgebung an der Kreuzung Burghäldeweg/Adolf-Münzinger-Straße hat sich ein Redner der NPD zuvor an die Menschen gewandt, "die hinter den heruntergelassenen Rollläden zuhören". Doch wer sich umschaut, sieht: Graue Lamellen vor den Fenstern finden sich kaum.

 

Und Zuhörer, die sich die Redebeiträge anhören möchten, gibt es ebenfalls fast keine. Darin wird unter anderem die Todesstrafe für Kinderschänder gefordert, vor der Islamisierung Deutschlands gewarnt oder das Rechtssystem Deutschlands mit jenem in Nordkorea verglichen. Um Themen, die Sinsheim direkt betreffen, geht es allenfalls am Rande.

 

Etwas lauter war es bei der Anfangskundgebung am Wächter geworden: Von Absperrungen getrennt, hatten Vertreter des "Bündnisses für Toleranz" die Wortbeiträge unter anderem mit Trillerpfeifen und Rufen gestört. Zur Schlusskundgebung waren nur noch wenige Gegendemonstranten gekommen, den Zug begleiteten sie nicht.

 

Rund 50 Vertreter und Anhänger der NDP, der Partei "Die Rechten" sowie weiterer Gruppierungen des rechtsradikalen Spektrums waren gekommen - nach Meinung mancher mehr als in den Jahren zuvor. Die Mehrheit der Demonstranten kommt allerdings nicht aus Sinsheim: Einige waren aus Hessen, der Pfalz und dem Saarland angereist. Trotzdem stört sich SPD-Stadtverbandsvorsitzender Harald Blum an deren Zahl: "Da muss was passieren!", betont er nach Abschluss der Demo. Er will sich für Gespräche quer durch alle Parteien des Gemeinderats einsetzen. Man müsse sich einig werden, wie man gegen diese Demonstrationen vorgehen könne. Denn eines haben die rechten Demonstranten am Samstag mehrfach betont: Sie wollen wieder nach Sinsheim kommen.