Frust auf beiden Seiten nach Spielabbruch von Borna gegen Roter Stern Leipzig

Erstveröffentlicht: 
24.04.2017

Geschehnisse vom Wochenende bewegen weiter die Gemüter und sorgen für Frust auf beiden Seiten.

 

Borna/Leipzig. Der Spielabbruch der Landesklasse-Partie Bornaer SV – Roter Stern bewegt weiter die Gemüter und sorgt für Frust auf beiden Seiten. Die Leipziger waren am Sonnabend nach rund 85 Minuten vom Feld gegangen, weil Bornaer Spieler ihr 1:0 mit den Trikots ihrer an diesem Tag intern „gesperrten“ Mitspieler bejubelten.

Diese Solidarisierung kam bei den Gästen schlecht an, weil besagte Akteure im Verdacht stehen, bei einer gewalttätig eskalierenden Neonazi-Demo in Leipzig-Connewitz dabei gewesen zu sein. Der BSV hatte sie auf Bitte von Roter Stern nicht mitspielen lassen, auch ins Stadion durften sie an diesem Tag nicht. Die Leipziger hatten sich im Gegenzug verpflichtet, auf Transparente und Plakate politischen Inhalts im Stadion zu verzichten. Dies wurde offenbar nicht eingehalten. Sterne-Pressesprecher Conrad Lippert erklärt dazu wie auch zu dem provokanten Jubel der Bornaer: „Das ist für alle Beteiligten frustrierend. Wir haben uns wochenlang den Arsch aufgerissen, damit wir in Borna endlich mal ein normales Spiel haben, und dann so etwas ...“

Bemüht haben sich Vertreter beider Vereine als auch des Landes-Sportbundes (LSB) sowie des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV). Zum Vorwurf, dass trotz Absprache Plakate im Stadion auftauchten, sagt Lippert: „Wir wollten darauf einwirken, aber einige Fans haben sich nicht daran gehalten.“ Zugleich verweist er darauf, dass der Ordnungsdienst am Eingang besser hätte kontrollieren müssen. Eine Erklärung, wie die Transparente ins Stadion gelangten, hat ein Zeuge, der aus Angst aber nicht genannt werden will: „Die Plakate hat die Gästemannschaft selbst mit reingebracht.“

Ein schwerer Vorwurf, dem Roter-Stern-Teambetreuer Thomas Knopf entschieden widerspricht: „Das ist komplett abwegig. Nicht abwegig ist jedoch, dass wir uns gern über die volle Zeit sportlich mit Borna gemessen hätten. Zumal von beiden Seiten mehr als genug getan wurde, das Spiel gut über die Bühne zu bringen.“ Auch ein Sportfunktionär von Bornaer Seite (Name ist der Red. bekannt) wollte zu Ende spielen, wirft dem Gegner aber vor: „Wir wurden von den Gästefans von Anfang bis Ende als Nazis beleidigt. Unsere jungen Spieler haben das überhaupt nicht verstanden. Dabei waren wir Roter Stern doch so weit entgegen gekommen.“

Bornas Vereinschef Dießner mit ausführlichem Statement

Bornas Vereinschef Ingo Dießner deutete in einem langen Statement am Montag an, dass man gegen die Sterne nicht mehr antreten wolle, ehe in dem Leipziger Verein nicht eine „merkliche Entpolitisierung und der Sport wieder in den Vordergrund rückt“ einsetzt. In seinem bei Facebook verbreiteten Statement beschreibt er ausführlich die Ereignisse vom vergangenen Wochenende. Der mit einem Platzverweis bestrafte RSL-Spieler Paul Kroneck habe ihn im Spielertunnel beschimpft. „Gegen ihn behalte ich mir das Recht einer Zivilklage vor“, so Dießner. Insgesamt überwiegt beim Bornaer die Enttäuschung über die Ereignisse. „Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, dass eine Annäherung beider Vereine möglich sei. Gerade Gespräche mit Herrn Lippert, Pressesprecher bei Roter Stern Leipzig, waren auf Augenhöhe und fruchtbar.“

Bornas Oberbürgermeisterin Simone Luedtke (Linke), die ebenso wie die Leipziger Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar im Rudolf-Harbig-Stadion weilte, schlug ähnliche Töne an. Sie erklärte, wie sich die Anhängerschaft von Roter Stern Leipzig verhalten habe, „war nicht gerade die feine Art“. Das gelte aber auch für die Trikot-Aktion der Bornaer. Als Bornaer Stadtoberhaupt sei sie zeitweise am Rand des Leipziger Fanblocks zu sehen gewesen, um dort Roter-Stern-Geschäftsführer Adam Bednarski (Stadtrat der Linken in Leipzig) zu treffen. Luedtke lobte die BSV-Führung, die sich an alle Absprachen gehalten habe. Und weiter betonte sie: „Zum Fußball gehört keine Politik.“

SFV-Geschäftsführer Frank Pohl bestätigte, dass die Unterlagen zu dem Spiel (Zusatzbericht vom Schiedsrichter, Stellungnahmen etc.) zügig einträfen. „Es läuft wohl auf vier Verfahrenspunkte vorm Sportgericht hinaus“, glaubt er. „Gästespieler Kroneck sah wegen Beleidigung die Rote Karte. Außerdem wird gegen RSL wegen des von ihm ausgelösten Spielabbruchs verhandelt, da die Gäste den Platz vorzeitig verlassen haben. Der BSV wird möglicherweise wegen mangelnden Ordnungsdienstes angeklagt. Und auch unsportliches Verhalten der betroffenen Bornaer Spieler ist ein Thema“, so Pohl.

Das Verfahren werde schon allein deshalb zügig geführt werden müssen, weil die Saison nur noch einige Wochen (letzter Spieltag 17. Juni) währt.