Spielabbruch bei der Partie zwischen dem Bornaer SV und Roter Stern Leipzig

Erstveröffentlicht: 
22.04.2017

Alle RSL-Spieler verließen nach einem unangebrachten Jubel des Bornaer SV das Spielfeld.

Leipzig/Borna. Das Spiel zwischen dem Bornaer SV und dem Roten Stern Leipzig ist in der 83. Minute durch den Roten Stern zum Abbruch gebracht worden. Hintergrund war der Jubel der Bornaer nach dem 1:0 Führungstreffer durch Rodger Baedge. Beim Jubeln zeigten Spieler des Bornaer SV die Trikots der drei Akteure, die in Absprache beider Vereine und aus Solidarität am Samstag mit einem Stadionverbot belegt worden waren. Denn ihnen wird vorgeworfen, bei den Angriffen von Hooligans und Neonazis im Januar 2016 auf Connewitz dabei gewesen zu sein. Unter anderem war auch das Vereinsheim des Roten Stern an diesem Tag Ziel der Randalierer.

Fußball wurde dennoch gespielt, wenn auch nicht bis zum Schluss. Das Spiel machte schon Tage vorher unschön auf sich aufmerksam. Der Sportbuzzer berichtete. So entwickelte sich auch auf dem Rasen ein brisantes und sehr kampfbetontes Spiel mit wenigen Chancen auf beiden Seiten. Die rund 200 Zuschauer (davon ca. 90 RSL-Anhänger) sahen in der ersten Hälfte dennoch leichte Feldvorteile für die Sterne. Besonders über die linke Seite machten die Gäste Druck. So entstand auch die erste große Gelegenheit für den RSL: Max Herzog ließ seinen Gegenspieler stehen und passte flach aus dem Halbfeld hinter die Viererkette des BSV auf Maximilian Grigo. Dessen Schuss wurde allerdings gerade noch rechtzeitig geblockt (15.). Borna kam in dieser Phase nicht richtig ins Spiel. Die Gastgeber agierten viel zu ungenau im Aufbauspiel.

Bornaer SV mit Standard-Festival vor der Pause

Eine Viertelstunde vor dem Pausenpfiff wurde der Gastgeber dann etwas mutiger. Aus einer Vielzahl von Freistößen und Eckbällen ergaben sich gute Gelegenheiten zum Führungstreffer. Doch dem Torerfolg stand entweder die Latte im Weg oder es war der Pfosten, der ein Tor verhinderte. Doch auch dies überstand der Rote Stern ohne Schaden. So ging es mit einem 0:0 in die Pause.

Die Sterne-Anhänger zeigten vor und während der Partie gewohnt Flagge und brachten ihren Unmut gegen die in Anklage stehenden Akteure des Bornaer SV in Form von Plakaten zum Ausdruck. Augenzeugen berichteten zudem, dass Bornaer Akteure und Zuschauer immer wieder lautstark als Nazis beschimpft wurden.

In den zweiten 45 Minuten kam dann der Bornaer SV etwas besser in die Partie. Man versuchte nun kontrollierter hinten herauszuspielen, verpasste es aber, in den Anschlussaktionen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Sterne konzentrierten sich nun eher auf das Konterspiel. Sowohl der BSV (58., 70., 78.), als auch der RSL (60., 68.) kamen im Verlauf noch zu einigen guten Möglichkeiten, doch beiden Teams fehlte es an der Durchschlagskraft.

Führungstreffer und Spielabbruch

Wie so oft entschied das Spiel dann eine Standardsituation. In der 83. Spielminute köpfte Rodger Baedge die umjubelte 1:0-Führung für die Gastgeber. Einige Spieler des Bornaer SV rannten im Anschluss zur Trainerbank und kramten die Trikots der drei Spieler heraus, auf deren Einsatz der Bornaer SV aus Mitgefühl und als Zeichen gegen Faschismus und Diskriminierung verzichtet hatte. Dies stieß auf völliges Unverständnis bei allen Sterne-Anhängern und auch den -Spielern, die zudem noch eine rote Karte kassierten. Nach kurzer Beratung unter allen RSL-Akteuren verließ man gemeinsam den Platz. So blieb dem Schiedsrichter keine andere Wahl, als das Spiel abzubrechen. Damit landet die Partie beim Sportgericht, welches dann über den Ausgang entscheiden wird.

Stimmen zum Spiel:

Ingo Dießner (Vorsitzender Bornaer SV): „Es war eine absolut dumme Aktion unserer Spieler. Zugleich glaube ich aber, dass Roter Stern so eine Bühne gesucht hat. Die Roter-Stern-Fans haben Transparente mit politischem Inhalt gezeigt, obwohl es anders abgesprochen war. Zudem wurde während des Spiels zunehmend gepöbelt.“

Thomas Knopf (Betreuer Roter Stern): „Bis zu dem Tor war keine Brisanz im Spiel. Was dann passierte, war von den Bornaer Spielern einfach dämlich. Wir scheren aber nicht alle Bornaer über einen Kamm, können uns aber auch nicht alles gefallen lassen.“