"Was ihm im Weg steht, wird er zu seinen Gunsten ändern"

Erstveröffentlicht: 
15.04.2017

Der Chemnitzer Unternehmer und US-Amerikaner, Hans J. Naumann, über Trump, Exporte, Weiße und Schwarze

 

Chemnitz. Mit einem Umsatz von 360 Millionen Euro und weltweit sieben Standorten ist die Chemnitzer Niles-Simmons-Hegenscheidt-Gruppe einer der größten Industriebetriebe Sachsens. Inhaber Hans J. Naumann sieht die Zukunft positiv - trotz oder gerade wegen Donald Trump. Für junge Afroamerikaner hält er allerdings Erziehung beim Militär für nötig. Mit Naumann sprach Swen Uhlig.

 

Herr Professor Naumann, Sie sind amerikanischer Staatsbürger und haben bei der Präsidentenwahl im November 2016 für Donald Trump gestimmt. Wie finden Sie seine Politik seit seinem Amtsantritt?


Ich bin sehr zufrieden. Donald Trump verfolgt seit seinem Amtsantritt genau das, was er im Wahlkampf angekündigt hat. Und das, was er angekündigt hat, ist bitternotwendig, damit es wieder ein starkes Amerika gibt. Vergessen Sie nicht, gerade die Europäer brauchen ein starkes Amerika.

 

Er hat aber auch angekündigt, Strafzölle einzuführen. Sie sind Inhaber eines exportorientierten Konzerns. Fürchten Sie neue Handelsbarrieren?


Nein, ich fürchte das nicht. Wir sind in den USA der fünftgrößte Maschinenbauer, warum sollte ich Importzölle fürchten? Die Niles-Simmons-Hegenscheidt-Gruppe produziert schließlich auch in den USA, wir haben dort zwei Werke. Trump will Amerika wieder stark machen, und was auch immer ihm im Weg steht, wird er zu seinen Gunsten ändern.

 

Ihre Unternehmensgruppe hat aber auch vier Produktionsstandorte in Deutschland, der Hauptsitz ist in Chemnitz. Trump hat angekündigt, dass wieder mehr in den USA selbst produziert werden soll. Könnte das nicht gerade auch die Exporte Ihres Unternehmens nach Amerika schwächen?


Unser Export-Geschäft in die USA ist eher gering. Aber ich werde Ihnen sagen, was ich machen werde. Niles-Simmons-Hegenscheidt wird jetzt vor allem in den USA investieren und auch in Russland. Wir planen derzeit zwei neue Firmen, eine in Amerika, eine in Russland. Wenn die Zölle kommen sollten, werden wir unser Endprodukt, die Werkzeugmaschinen, eben in den USA zunächst montieren und später produzieren. Das Gleiche gilt für Russland, damit wir uns nicht mehr mit der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) herumärgern müssen.

 

Schwächt das nicht die deutschen Standorte, und vor allem den Standort Chemnitz?


Im Gegenteil, es stärkt den Standort Chemnitz sogar, weil wir ja zuliefern müssen. Wir liefern schließlich Baugruppen aus Chemnitz in die neuen Werke. Wir machen es wie die Automobilindustrie, die bringen ihre Werke in die Märkte, aber die Zulieferung kommt aus Deutschland. Das sichert gerade eben die Jobs in Chemnitz, insbesondere, da wir ein höheres Verkaufsvolumen erwarten.

 

In Europa ist seit dem Amtsantritt von Donald Trump dennoch viel von neuen Handelsbarrieren die Rede, gar von einem Handelskrieg oder vom Ende der globalisierten Wirtschaft.


Für Amerika ist es in seinem derzeitigen Zustand vor allem wichtig, dass sich das Land wieder mehr auf sich selbst konzentriert. Bis in die 1960er-Jahre hinein gab es keine Werkzeugmaschine, die in die USA importiert werden musste. Alles, was gebaut wurde, wurde nach den Standards der Amerikaner gebaut. In den 1970er-Jahren begann man, Maschinen zu importieren. Das hat den US-Maschinenbau geschädigt, er ist von damals Platz 1 in der Welt mittlerweile auf Platz 20 abgerutscht.

 

Aber Amerika ist in vielen Bereichen führend in der Welt, Innovationen, Internet, Kultur. Warum haben die Amerikaner dennoch das Gefühl, abgehängt worden zu sein?


Sehen Sie, ich habe meinen Hauptwohnsitz in Florida. Dort gibt es viele sogenannte Causeways - Autobahnen, die auf flachem Wasser gebaut sind. Viele dieser Straßen wurden in den 1940er-Jahren gebaut, sie sind heute in einem maroden Zustand. Das Salzwasser hat den Zement zersetzt, die Straßen sacken einfach ab, und das passiert öfter mal. Oder nehmen Sie die Eisenbahngleise, die sind teilweise wie Spaghetti so krumm. Oder die Flughäfen mit ihren kaputten Landebahnen. Die ganze Infrastruktur liegt im Argen. Das erfordert große Investitionen, die in den Jahren von Clinton, Bush oder Obama nicht angegangen wurden; Präsidenten also, die alle aus dem Establishment kamen, die aber gescheitert sind. Deswegen setzen so viele Amerikaner ja so große Hoffnung in Trump. Die Handelsbilanz der USA spricht Bände. Demnach exportiert die USA sehr wenig und dazu noch in der Hauptsache Getreide und keine Industriegüter.

 

Trauen Sie Trump zu, dass er diese Aufgaben schafft?


Ich traue ihm das zu, insbesondere, da er dem Volk versprochen hat, das Land wieder stark zu machen.

 

Was beeindruckt Sie an ihm?


Donald Trump ist ein Mann, der großen Erfolg hatte im Geschäftsleben. Er hat seine Vermögensverhältnisse offen gelegt, er besitzt zehn Milliarden US-Dollar. Und ich bin fest davon überzeugt, dass er seinen privaten Erfolg auf das Land übertragen kann. Er erfasst Situationen sehr schnell, er trifft schnelle Entscheidungen, er ist durchsetzungsstark. Das ist alles sehr positiv.

 

Was sehen Sie an ihm eher negativ?


Nun, vielleicht erkennt er gewisse Zusammenhänge nicht in der Größe. Und er macht manchmal Äußerungen, die ihm nicht die Sympathien zutragen. Das schlachtet die Presse gegen ihn aus.

 

Was führt dazu, dass in Europa vor allem die negativen Seiten Trumps thematisiert werden?


Ich denke, im Gegensatz zu vielen europäischen Politikern hat Donald Trump erkannt, dass die weiße Bevölkerung zusammenstehen muss. Amerikaner, Europäer, Australier - das sind rund 1,5 Milliarden Menschen. Aber die Asiaten kommen auf sechs Milliarden. Die Bevölkerung der Welt zwingt nach meiner Auffassung die beiden Atomgroßmächte Amerika und Russland zusammen zu stehen. Deswegen sagt Trump ja auch, dass Amerikaner und Russen zusammenstehen müssen, um den Frieden in der Welt zu erhalten. Da darf man dem Putin natürlich nicht auf der Nase rumtanzen.

 

Wenn die weiße Bevölkerung zusammenstehen muss - wie Sie meinen -, was wird dann mit den über 40 Millionen Afroamerikanern, die in den USA leben?


Das ist eine schwierige Frage. Die afroamerikanische Jugend hat sich sehr stark aus der Verantwortung gezogen; sie verlassen die Schule vorzeitig, schließen nicht einmal die Grundschule ab. Ich befürchte, die nächste Generation der schwarzen Jugend wird wieder eine soziale Gruppe sein, die genauso arm lebt wie die ihrer Eltern und Großeltern. Es gibt da keinen Durchbruch - leider. Diesen Durchbruch braucht es aber, das kann meines Erachtens aber nur dadurch erreicht werden, wenn man die jungen Afroamerikaner zum Militär einzieht, ihnen dort Disziplin beibringt und eine berufliche Ausbildung ermöglicht. Aus freien Stücken werden Afroamerikaner sich keine Zwänge auferlegen.

Geboren in Sachsen - seit 1960 in den Vereinigten Staaten

 

Hans J. Naumann wurde im sächsischen Dewitz geboren. Nach dem Krieg ging er nach Hamburg, absolvierte eine Mechanikerlehre und studierte Maschinenbau. 1960 wanderte er in die USA aus, wo er ein Unternehmen gründete und zum Maschinenbaukonzern ausbaute. 1992 erwarb er von der Treuhand den ehemaligen VEB Großdrehmaschinenbau "8. Mai" in Chemnitz, wo die Niles-Simmons-Hegenscheidt-Gruppe seit 2001 ihren Sitz hat. Naumann hat die Ehrendoktorwürde der TU Chemnitz und Titel "Professor ehrenhalber"; zugleich ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und des Sächsischen Verdienstordens. Er ist Gründungsmitglied und Ehrenpräsident des Industrievereins Sachsen.