Im Rahmen des internationalen Aktionstags „Migration und Arbeit“ und am Vorabend des 1. Mai ruft die FAU Berlin zur Kundgebung an der „Mall of Shame“ auf. Mit der FAU Berlin, Grupo de Acción Sindical (GAS), Berlin Migrant Strikers, Critical Workers und Oficina Precaria.
Das Wohn- und Einkaufszentrum am Leipziger Platz wurde durch den Arbeitskampf einiger Bauarbeiter aus Rumänien im Winter 2014 zu einem Symbol des Lohnraubs und der Ausbeutung migrantischer Arbeitskräfte. Die insbesondere aus Osteuropa angereisten Handwerker und Bauhelfer wurden ohne schriftliche Verträge und zu rechtswidrigen Niedriglöhnen beschäftigt und erhielten am Ende nicht einmal diesen Lohn vollständig ausgezahlt. Ein unübersichtliches Geflecht aus Subunternehmen erschwerte den Nachweis, für wen die Arbeiter gearbeitet hatten und minderte die Chancen, ihre Löhne einzufordern.
Einige der Bauarbeiter schlossen
sich zusammen, legten die Arbeit nieder, organisierten sich in der FAU
Berlin und protestierten! Sie wurden mit Gewalt bedroht und unter Druck
gesetzt, dass sie mit den Protesten aufhören und das Land verlassen
sollten. Doch wochenlang fanden im Winter 2014 vor dem Einkaufszentrum
am Leipziger Platz Kundgebungen statt und der weihnachtliche
Konsumrausch wurde gestört durch die Rufe 'Mall of Shame – pay the
workers'!
Zwar bekamen einige Bauarbeiter im Rechtsstreit gegen Sub-
und Generalunternehmen ihren Lohn von den Arbeitsgerichten
zugesprochen, doch bis heute haben sie den geprellten Lohn nicht
erhalten. Die Unternehmen haben Insolvenz gemeldet oder sind für das
Gericht nicht mehr zu finden. Ende 2016 hat sich nun einer der
Bauarbeiter an das letzte und oberste Glied der Kette gewandt und Klage
gegen den Bauherrn eingereicht.
Migrantische Arbeiter*innen sind
in besonderem Maße von Ausbeutung und Entrechtung betroffen, da sie in
Folge der rassistischen Migrationspolitik unter illegalisierten
Arbeitsverhältnissen, Arbeitsverboten oder Arbeitszwang leiden. Vor
allem tätig in der Gastro-, Reinigungs- und Bau-Branche, mit niedrigem
Organisationsgrad oder ohne gewerkschaftliche Organisierung, haben sie
kaum Möglichkeiten, gegen die zunehmende Prekarisierung der
Arbeitsverhältnisse zu kämpfen. Die etablierten
sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften wiederum zeigen wenig
Interesse, (illegalisierte) MigrantInnen zu unterstützen, auch gegen Migrationsregime
und Rechtsstaat. Vielmehr vertieft deren Fokus auf Stammbelegschaften
und nationalökonomische Standortlogik die sozialen Spaltungen.
Es
gilt, diesen Missständen Solidarität und Selbstorganisation
entgegenzusetzen und die Kämpfe der anderen auch als die eigenen zu
erkennen!
Auch in den gegenwärtigen Bestrebungen, geflüchtete
Menschen für unterbezahlte Arbeit zu verpflichten, sehen wir ein
Zusammengehen von Ausgrenzung und Absenkung arbeitsrechtlicher
Standards, das in der Konsequenz alle ArbeiterInnen negativ betrifft.
Wir sollten hier als Arbeiter*innenklasse solidarisch Widerstand leisten
und nicht nur für Bewegungsfreiheit aller Menschen, sondern auch gegen
rassistisch legitimierte Ausbeutung kämpfen.
Auf der Kungebung wird es Beiträge zu Arbeitskämpfen in Berlin geben, u.a. von der Grupo de Acción Sindical, Berlin Migrant Strikers, Critical Workers und von Oficina Precaria.
Außerdem werden wir über den aktuellen Stand der Lohnklage gegen den Bauherrn der Mall of Shame informieren!
Musikalische Begleitung: Geigerzähler
Hier geht's zum Internationalen Aufruf für den Aktionstag!
Kundgebung, Samstag 29. April, 14 Uhr am Leipziger Platz
Mittwoch
3. Mai 11:45 Uhr, Arbeitsgericht Berlin - Verhandlung der ersten
Lohnklage gegen den Bauherrn der Mall of Shame, Harald Hut