Eine friedliche Hausbelebung wird niedergeschlagen!
Am Dienstagnachmittag, 4.April, wurde Gundula mit einem völlig übertriebenen Polizeiaufgebot und der Spezialeinheit “Luchs” geräumt.
Die Belebungen der Obergrundstrasse 99 und 101 waren positiv, ruhig und friedlich. Die Häuser wurden im Zustand belassen und es wurde Sorge getragen. Das wissen alle, die zu Besuch waren. Ein gutes Verhältnis zu Nachbar*innen bestand seit der Belebung der Obergrundstrasse 99. Es gab viele positive Erlebnisse und Rückmeldungen. Letztes Jahr wurde das Haus nach einem Dialog selbständig verlassen und auch dieses Jahr waren die Besetzer*Innen gesprächsbereit.
Äääh… Frau Jost, was ist los?
Mit dieser Räumung wurden am Dienstag klare Zeichen dafür gesetzt, dass in unserer Gesellschaft, Geld und Eigentum mehr zählt als Leben, Träume, Ideen, Zeit und Gemeinschaft! Ein Zeichen auch, dass wer genügend Geld hat, Stadtraum verschwenden und das Ortsbild einreissen darf! Die Räumung hat auch gezeigt, dass jene, die vorgeben, unsere Interessen zu vertreten, uns verarschen:
Frau Jost sagte, sie sei offen für Gespräche! Frau Jost, was ist ein Gespräch für sie? Ein Polizeieinsatz? Ein Verhör? War diese Aussage so ernst gemeint wie jene, dass Sie dafür sorgen, dass diese Häuser saniert und genutzt werden? Oder wie sonst erklären Sie, dass Sie nicht einmal 24 Stunden nach dieser Aussage das Gebäude räumen lassen? In wessen Interesse gehen sie so mit Menschen um?
Menschen wurden gegen ihren Willen eine Treppe hinunter geschleift. Eine Passantin, die filmte, wurde zu Boden geschlagen. Menschen wurden eingesperrt und schickaniert, bedroht, psychisch fertiggemacht, unter finanziellen und sozialen Druck gesetzt. Das ist Gewalt im Auftrag von Bodum und im Namen des Rechts auf unbeschränktes Eigentum, unterstützt von der Luzerner Regierung. Schaut hin!
Warum plötzlich so überstürzt dieses übertriebene Polizeiaufgebot mit Spezialeinheit?
Um einen Augenschein zu nehmen, wie der Mediensprecher der Luzerner Polizei sagte? – Nein, von einem Augenschein kann nie die Rede gewesen sein. Die Luzerner Polizei versucht ihren übertriebenen Einsatz zu vertuschen und zu rechtfertigen mit falschen Tatsachen und einem verzerrten Bild der Besetzer*innen.
Die Villa wurde ohne Vorwarnung umstellt und der Einsatzleiter wollte nicht auf den Dialog eingehen. Die zwei Besetzerinnen, die vor Ort waren, haben mehrmals versucht, ein konstruktives Gespräch aufzunehmen, mussten sich aber nach der polizeilichen Drohung die Tür aufzubrechen auf die Dachterasse zurückziehen. Wenig später wurden sie da in Handschellen gelegt und gegen ihren Willen durchs Treppenhaus ins Polizeiauto geschleift.
Daraufhin sammelten sich ein paar solidarische Menschen und Passant*innen, um verbal gegen die Räumung zu protestieren.
Die Polizei schreibt des Weiteren, dass Demonstrant*innen festgenommen wurden, weil sie die Ausweiskontrolle verweigert hätten. Wie aber konnten Personen ihren Ausweis verweigern, wenn sie überraschend durch die vermummte Spezialeinheit Luchs zu Boden geschlagen wurden, der Kopf am Boden fixiert war und ihnen die Hände auf den Rücken gedreht wurden?
Die Polizei schreibt, dass die Räumung ohne Zwischenfälle vonstatten ging. Es gibt jedoch mehrere leicht bis mittelschwerverletzte Personen. Sind das keine Zwischenfälle?
Nicht genug, dass die Luzerner Polizei völlig unverhältnismässig und mit übertriebener Gewalt eine friedliche Hausbesetzung räumte, am Dienstag Abend wurden gleich nochmals Angehörige der Luzerner Polizei aus dem Bett geklingelt, um mit einem überdimensionierten Aufgebot von Robocops eine Gruppe Menschen einzukesseln, welche die Freilassung der verhafteten Aktivistinnen forderten:
“Um circa 23.30 Uhr drohte die Situation zu eskalieren (…)” schreibt die Luzerner Zeitung auf ihrer Website am 5. April 2017. Die einzig bedrohlichen Personen auf dem Platz waren die bewaffneten Polizisten. Das Aufgebot der Polizei betrug nicht wie von der Luzerner Zeitung kommuniziert, ein dutzend Mann, sondern 30 Polizist*innen in Vollmontur, mit Gummischrottgewehren und Schlagstöcken bewaffnet. Sie bedrängten und kontrollierten die etwa halb so vielen friedlich demonstrierenden Menschen, um sie wegzuweisen. Soll Mensch da lachen oder weinen, wenn Menschen, welche mit Musik friedlich ihre Solidarität ausdrücken, weggezerrt und festgehalten werden. Gehts noch? Wollen wir solche Polizeieinsätze finanzieren und dafür bei der Bildung sparen?!
Wir machen weiter!
Diese Anriffe gelten allen, die die Idee von Gundula unterstützen. Sie gelten dem Wunsch nach Freiraum und der Suche nach einem besseren Leben! Zurück bleiben Fragen, Hilflosigkeit, Wut, Trauer und eine Leere der Verständnislosigkeit und Enttäuschung!
Zurück bleibt aber auch das Wissen über die Notwendigkeit, auf jeden Fall für unsere Träume einzustehen. Wir lassen uns keine Angst machen und kämpfen gemeinsam. Denn die letzten Tage haben gezeigt, wie schön das Leben sein kann, wenn wir versuchen, es miteinander zu leben! Unsere Solidarität ist stark und so lange Menschen eingesperrt werden, welche die ungerechten Eigentumsverhältnisse zu ändern versuchen, werden auch immer Menschen draussen stehen, welche ihre Stimme erheben.