Von wegen tote Hose in Dresden

Erstveröffentlicht: 
27.03.2017
Auf dem Neumarkt sollte nur gegen Pegida getanzt werden. Doch dann erobern Düsseldorfer Punkrocker die Straßen.

Dresden. Irritiert versuchen Polizisten einem Laster den Weg zu versperren, der sich mit Schrittgeschwindigkeit vor die Frauenkirche schiebt. Keiner weiß, wo der Wagen auf einmal herkommt und was er hier soll. Auf dem Neumarkt stimmt derweil die Band Tam Tam Combony ihre Instrumente. Jeden Moment soll der vom Dresdner City-Management geplante Tanz unter dem Motto „Wir haben sie satt: Kulturlose Demos mit Parolen und Gegröle und immer dagegen“ auf dem Neumarkt beginnen.

 

Doch die Band gerät unversehens ins Abseits, als die Plane des Lkws auffliegt und die Klänge einer E-Gitarre ertönen. Statt ein Wohnzimmerkonzert wie zuvor in Chemnitz zu geben, stehen die Toten Hosen plötzlich mitten in der guten Stube von Dresden, führen Minuten später die Nope-Demonstration gegen die montägliche Pegida-Kundgebung an. „Wir freuen uns aufrichtig, mit euch jetzt diesen kleinen Spaziergang hinzulegen“, ruft Sänger Campino mit Blick auf Pegida ins Mikro.

 

Kurz steht die rollende Bühne vor dem Altmarkt, auf dem sich nach SZ-Schätzungen 2 000 Anhänger des fremdenfeindlichen Bündnisses versammelt haben. Sie merken nicht, dass ihnen gerade eine der bekanntesten deutschen Bands die Show stiehlt. Unterdessen arbeitet sich Martin Sellner von der rechten Identitären Bewegung auf der Pegida-Bühne an der historischen Belagerung Wiens durch die Türken ab.

 

Doch die Musik spielt ganz woanders. „Dresden, haltet durch für uns und den Rest der Republik und all die Arschlöcher, die es nicht schaffen, von zu Hause wegzukommen“, ruft Campino.