Junge Leute beklagen Fremdenfeindlichkeit - Leipziger sind glücklich und haben mehr Geld in der Tasche

Erstveröffentlicht: 
27.03.2017

Leipzig macht glücklich, denn laut kommunaler Bürgerumfrage 2016 sind rund 80 Prozent der Messestädter mit ihrem Leben zufrieden. Das Thema Kriminalität bleibt dennoch Sorgenkind Nr. 1. Junge Leute sehen vor allem Fremdenfeindlichkeit als Problem.

 

Leipzig.  Glückliches Leipzig! 79 Prozent der Messestädter sind mit ihrem Leben zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Zwei Drittel der Befragten blicken optimistisch in die Zukunft. Das ergab die aktuelle Kommunale Bürgerumfrage der Stadt Leipzig, aus der die Verwaltung am Montag erste Zahlen vorlegte.

 

Der Glückswert verharre im Vergleich zum Vorjahr auf hohem Niveau, so Ruth Schmidt, Leiterin des Amts für Statistik und Wahlen. „Vielleicht kann man das auch nicht mehr steigern“, erlaubte sich die Herrin der Zahlen eine persönliche Einschätzung. Vor allem Leipzigs Parks und Grünanlagen sowie das Naherholungsangebot trägt zum Wohlbefinden der Bürger bei: Jeweils über 80 Prozent zeigten sich hoch zufrieden. 

 

Nettoeinkommen gestiegen


Positiv hat sich statistisch gesehen auch die wirtschaftliche Situation der Leipziger entwickelt. Das mittlere persönliche Monatsnettoeinkommen liegt im Jahr 2016 bei 1280 Euro und ist damit um 26 Euro gestiegen. Haushalte haben ebenfalls etwas mehr Geld zur Verfügung.

 

Gegenüber dem Vorjahr ist das Nettoeinkommen hier um 36 Euro auf 1701 Euro gewachsen. Im Vergleich zur Landeshauptstadt nimmt sich das bescheiden aus. Dort liege das Haushaltsnettoeinkommen 390 Euro über dem Leipziger Wert, also bei rund 2100 Euro, so die Statistiker.

 

Rund 59 Prozent der Stadtbewohner schätzen ihre wirtschaftliche Situation als gut oder sehr gut ein, das entspricht dem Vorjahresniveau (60 Prozent). Mehr Menschen als je zuvor schätzen die wirtschaftliche Lage der Stadt Leipzig aber ebenfalls als höchst komfortabel ein: Mit 54 Prozent erhalte die Stadt die beste Bewertung der vergangenen zehn Jahre. 2006 lag der Wert nur bei 13 Prozent. 

 

Sorge wegen Kriminalität und Sicherheit


Natürlich fragte das Kommunalbarometer, für das 6000 Briefe verschickt und ein Rücklauf von 2800 Antworten ausgewertet wurde, auch nach den Problemen der Stadt. Da rangiert das Thema Armut oben auf Platz sieben, genannt von 16 Prozent der Befragten. Besonders scheinen die Wohnkosten zu drücken. 21 Prozent sehen diese als Problem, das sind drei Prozentpunkte mehr als noch 2015 (Platz 4).

 

An der Spitze der genannten Probleme bleiben die Themen Kriminalität und Sicherheit. Fast die Hälfte der Leipziger machen sich darüber Sorgen (48 Prozent). Gleich dahinter ärgern sich die Bürger über desolate Straßen. Hier ist der Wert allerdings von 29 auf 24 Prozent gefallen – während gleichzeitig der Frust über Straßenbaustellen und Umleitungen von 12 auf 21 Prozent gewachsen ist. „Alles Glück ist nie beisammen“, sagt Ruth Schmidt. 

 

Junge beklagen Fremdenfeindlichkeit


Neu im Barometer ist das Thema Fremdenfeindlichkeit: 18 Prozent der Befragten sehen diese als Problem in der Stadt an. Bei den jungen Leuten führt dieses Thema sogar mit 37 Prozent die Liste an, bei den Bürgern über 55 Jahren sind es gerade mal zwölf Prozent.

 

Ein Thema können die Statistiker aber wohl abhaken: Die Zeiten des Wohnungsleerstands sind vorbei, gerade mal zwei Prozent sehen darin noch ein Problem. Und wie sieht es beim Thema Mieten aus? Bei den Bestandsmieten sehen die Statistiker über die vergangenen zehn Jahre nur „eine gemächliche Bewegung“, so Schmidt.

 

Die Kaltmiete ist seit 2006 von 4,86 Euro auf 5,39 Euro pro Quadratmeter gestiegen, die Warmmiete liegt bei 7,59 Euro. „Die Angebotsmieten, wie sie derzeit auf Immobilienportalen zu finden sind, liegen da drüber“, so Schmidt. Der Mobilität der Leipziger tut das offenbar keinen Abbruch. Mehr als jeder dritte Leipziger Haushalt plant in den nächsten zwei Jahren einen Umzug – am liebsten innerhalb der Stadtgrenzen.

 

Von Evelyn ter Vehn