Halles CDU-Bundestagskandidat Christoph Bernstiel pflegt Kontakt zur rechtsextremen „Kontrakultur Halle“

Bild1-Christoph Bernstiel-Till-Lucas Wessels-Kontrakultur Halle - Kopie

Der hallesche CDU-Stadtrat und Kandidat für die Bundestagwahl, Christoph Bernstiel [1] pflegt offenbar Kontakte zur rechtsextremen identitären „Kontrakultur Halle“.
Im Mai 2016 fand in Halle das 150. Stiftungsfest der fakultativ schlagenden „Sängerschaft Fridericiana“ verbunden mit dem Sängerschaftstag der Deutschen Sängerschaft statt. Vorsitzender des Organisationskomitees war der Verbandsbruder der Fridericiana Christoph Bernstiel. Im Komitee selber saß allerdings auch Till-Lucas Wessels, ein Mitglied der vom Verfassungsschutz beobachteten rechtsextremen Gruppierung „Kontrakultur Halle“ [3].

 

Bild 1: Das Organisationskomitee mit Christoph Bernstiel (3.v.l.) und Till-Lucas Wessels (3.v.r)

Laut der 121. Ausgabe der „Deutsche Sängerschaft“ warteten vom 5.-8. Mai 2016 zahlreiche Programmpunkte auf die Teilnehmenden. [4] Insofern muss im Vorfeld der Veranstaltung von einer intensiven und langen Zusammenarbeit im Organisationskomitee ausgegangen werden. Till-Lucas Wessels und „Kontrakultur Halle“ waren zu dem Zeitpunkt bereits mit der im März durchgeführten rassistischen Mauerbau-Aktion vor einem Migrant*innen-Wahllokal in Halle überregional bekannt geworden. Kurz zuvor war am 9.3.2016 nach einer öffentlichen Aktion der „Kontrakultur Halle“ die Gewaltbereitschaft der Gruppierung erneut deutlich geworden, nachdem ein Student von den „Identitären“ aus der Straßenbahn getreten werden sollte [5].

Den 32-jährige Bernstiel, der auch im Stadtrat für die CDU im Ordnungsausschuss sitzt, ficht das alles offenbar nicht an. Auch die mehr als ein dutzend Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, die in Zusammenhang mit der „Kontrakultur Halle“ in einer kleinen Anfrage im Oktober 2016 bekannt gworden sind [6], veranlassten den Hallenser zu keinen Nachfragen im Ordnungsausschuss oder im Stadtrat. Stattdessen wird von ihm und seiner Partei CDU Stimmung gegen das alternative Hausprojekt „Reil 78“ gemacht. Der Umstand, dass im Jahr 2016 keine Beschwerde über das „Reil 78“ o.ä. bekannt geworden ist, veranlasste die hallesche CDU im Stadtrat Halle im November 2016 dazu, einer dringend benötigten Sanierung der Elektroanlage nicht zu zustimmen [7], freilich ohne Erfolg. Die rechte „Ein Prozent“-Initiative nahm kurz darauf das Thema erneut auf und bot „Formulierungshilfen“ für Anfragen an [8].

Möglicherweise musste der Bundestagskandidat für die hallesche CDU im Wahlkreis 72, Christoph Bernstiel (Motto: „Zukunft, Sicherheit, Tatkraft“), auch nicht offiziell über den Stadtrat zu den Aktivitäten der rechtsextremen „Kontrakultur Halle“ nachfragen, da sein Verbandsbruder Till-Lucas Wessels und seine „identitären“ KameradInnen über die „HLB Germania Halle“ im gleichen Waffenring wie die „Sängerschaft Fridericiana Halle“ organisiert sind. Neben der Mitgliedschaft von Till-Lucas Wessels ist dies ein weiterer Beleg für die rechtsoffene Ausrichtung der „Sängerschaft“. Auch das birgt Möglichkeiten der Kontaktpflege.

Waffenring Halle-Leipzig

Die „Sängerschaft Fridericiana Halle“ bietet als „fakultativ schlagende“ Verbindung jedem Mitglied die Möglichkeit an einer Mensur teilzunehmen. Aus diesem Grund hat sich die „Fridericiana“ im Waffenring Halle-Leipzig mit anderen Burschenschaften zusammengeschlossen. In diesem Waffenring findet sich die „HLB Germania Halle“, die in den vergangenen Jahren durch intensive Kontakte zu organisierten Neonazis und zur lokalen identitären „Kontrakultur Halle“ auffiel, die „Burschenschaft Normannia zu Jena“, die der Thüringer Verfassungsschutz als „Sammelbecken für rechtsextreme Studenten und Neonazis“ bezeichnete, und die „Leipziger Burschenschaft Germania“. Bei der Leipziger „Germania“ fand der erste Mensurtag des Waffenringes im November 2008 statt. Nummer zwei folgte am Morgen des 14. Februar 2009 bei der „Turnerschaft Germania Dresden“, sodass interessierten TeilnehmerInnen danach noch die Möglichkeit der Teilnahme am alljährlichen neonazistischen „Trauermarsch“ gegeben war [9].


CDU-Kreisverband Halle

Der CDU-Kreisverband Halle wird aktuell von Marco Tullner geleitet, der auch Bildungsminister des Landes Sachsen-Anhalt ist. Er hielt beim Stiftungsfest der „Sängerschaft Fridericiana“ im Mai 2016 das Grußwort [10]


Bild 2: Bildungsminister Marco Tullner mit Grußwort bei der „Sängerschaft Fridericiana Halle“

 

Christof Bergner
Christoph Bernstiel soll die Nachfolge des scheidenden halleschen Bundestagsabgeordneten Christof Bergner antreten. Bergner, früher Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, ist heute vor allem für seine Unterstützung und Kuratoriumsmitgliedschaft im „Leo e.V.“ bekannt. Der Verein bietet u.a. die „Heilung von Homosexualität“ an [12].

 

Angesichts der offensichtlichen Kontakte von Christoph Bernstiel in das rechtsextreme und neonazistische Lager der identitären „Kontrakultur Halle“ ist er weder für den halleschen Stadtrat noch als Kandidat für den Bundestag tragbar und sollte sich sofort von den Ämtern zurück ziehen.

 

 

 

Quellen:
[1] http://christoph-bernstiel.de/, Archiv: http://archive.is/d9szV
[2] „Über mich“: http://archive.is/d9szV
[3] https://hosenrunter.noblogs.org/?page_id=55#Kontrakultur
[4] S. 3-8: http://docplayer.org/26127855-Glanzvolles-150-stiftungsfest-in-halle-s-s-u-16.html

[5] MOB, Anlaufstelle Süd, eigener Bericht, 09.03.2016, Halle (Saale): http://www.mobile-opferberatung.de/monitoring/chronik2016/

[6] https://kleineanfragen.de/sachsen-anhalt/7/454

[7] http://dubisthalle.de/aktuelles-aus-dem-stadtrat-november-2016

[8] http://archive.is/y4A1F

[9] S.20: http://stura.uni-leipzig.de/sites/stura.uni-leipzig.de/files/dokumente/2014/05/svbroschuere2011-sturaul-web.pdf

[10] Foto S. 4: http://docplayer.org/26127855-Glanzvolles-150-stiftungsfest-in-halle-s-s-u-16.html

[11] http://archive.is/lr7oB

[12] Ausführlicher Watchblog zum „Leo e.V.“: https://leowatchblog.wordpress.com/