Angriffe auf Polizisten, Hafenblockaden und Auseinandersetzungen abseits der Demonstrationen: Die Hamburger Polizei stellt sich beim G20-Gipfel offenbar auf die schlimmsten Krawalle ein, die es je in der Hansestadt gab. Laut eines internen Lageberichts, der NDR 90,3 vorliegt, rechnen die Beamten spätestens ab April mit zunehmend mehr Straftaten im Zusammenhang mit dem politischen Gipfeltreffen am 7. und 8. Juli 2017 in der Stadt.
Wird Gewalt gegen Polizisten billigend in Kauf genommen?
Zwar schließe die Polizei gezielte Angriffe auf Personen, um diese zu verletzen oder zu töten, aus. Aber ein entsprechendes Verhalten gegenüber Polizisten oder Rechtsextremisten werde billigend in Kauf genommen, so die Lageeinschätzung in dem 20-seitigen Papier. Es sei davon auszugehen, dass bewusst die Konfrontation mit der Polizei gesucht und es auch zu schweren Gewalttaten kommen werde.
Tausende gewaltbereite Demonstranten befürchtet
Für den G20-Gipfel werden laut Polizei Linksautonome aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland nach Hamburg kommen. Insgesamt rechnen die Polizisten mit mindestens 4.000 gewaltbereiten Personen. Auch abseits sämtlicher Versammlungen und Aufzüge könnten Linksextremisten und Autonome in die Auseinandersetzung mit Einsatzkräften und politischen Gegnern gehen, heißt es.
Polizei wappnet sich gegen Hafenblockaden
Für den 7. Juli befürchtet die Polizei, dass Aktivisten den Hafen blockieren wollen. Für die Besetzung des Hafens könnten Gipfelgegner Zufahrtswege, die Bahnanbindung und den Elbtunnel blockieren. Aber auch weitere Angriffe auf die Infrastruktur der Stadt kommen laut Polizei in Betracht - die Sabotage und Zerstörung von Funkmasten, Angriffe auf die Stromversorgung, Manipulation von Ampeln. Ein weiteres Szenario sei der Versuch, den Luftverkehr und damit die Anreise von internationalen Delegationen durch das massenhafte Steigenlassen von heliumgefüllten Ballons zu stören oder zu verzögern, heißt es in dem Papier. Offiziell wollte sich die Polizei nicht zu dem Papier äußern.
Zahlreiche Proteste im Vorfeld des G20-Gipfels
Für den 8. Juli hat ein Bündnis aus zahlreichen Gruppen und Gewerkschaften wie Attac, IG Metall und BUND einen Demonstrationszug von der Moorweide zum Heiligengeistfeld angemeldet. Bis zu 150.000 Teilnehmer werden erwartet. Die Wirtschaftsbehörde hatte die Abschlusskundgebung auf dem Platz abgesagt, da zu der Zeit Sanierungsarbeiten laufen würden. Bereits für den Donnerstag, 6. Juli, haben linksautonome Gruppen eine Demonstration angemeldet. Am Freitag, 7. Juli, soll es im Hafen und vor der Elbphilharmonie zu Protestaktionen kommen.