Zwangsräumung in Tübingen: 69-Jähriger wohnte nicht rechtmäßig im Haus

Erstveröffentlicht: 
20.03.2017

Bei einer eskalierten Zwangsräumung in Tübingen ist ein Bewohner tödlich verunglückt. Beim Versuch, über den Balkon zu klettern, stürzte er ab. Der 69-Jährige wohnte nicht rechtmäßig im Haus.

 

Der 69-Jährige, der bei einer Zwangsräumung in Tübingen am Montag tödlich verunglückt ist, hat nicht rechtmäßig in dem Haus gewohnt. Er war einst Angestellter am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, das in dem landeseigenen Gebäude untergebracht ist, wie eine Sprecherin der Hochschule mitteilte. Als das Institut 2011 sämtliche Räume im Haus in Anspruch nehmen wollte, habe man bemerkt, dass sich der damalige Mitarbeiter häuslich niedergelassen hatte. Seit 2012 gab es laut Stadtverwaltung in dem Fall mehrere Räumungsklagen. Dem Bewohner wurde demnach eine Wohnung angeboten, was er jedoch ausschlug.

Die Waffe, mit der er bei der Zwangsräumung am Montag auf einen Ordnungsamtsmitarbeiter schoss, besaß der Mann laut Stadtverwaltung illegal. Verletzt wurde durch den Schuss niemand. Beim Versuch, sich über den Balkon aus seiner brennenden Wohnung ins Freie zu retten, stürzte der Mann mehrere Meter in die Tiefe und starb. Ob er das Gebäude selbst in Brand gesetzt hatte, war zunächst unklar.

 

Der Vorfall hat sich am Montagmorgen in Tübingen gegen 9 Uhr ereignet. Als der Gerichtsvollzieher und Mitarbeiter des Ordnungsamtes eintrafen, um die angekündigte Räumung zu vollstrecken, kam es in dem Einfamilienhaus aus noch ungeklärter Ursache zu einem Brand. Nach derzeitigem Ermittlungsstand gab der 69-jährige Hausbewohner vom Balkon im Obergeschoss mindestens einen Schuss aus einer Pistole auf den Mitarbeiter des Ordnungsamtes ab. Das Projektil streifte den Mitarbeiter zum Glück nur am Ärmel und beschädigte lediglich dessen Jacke. Er blieb unverletzt.

Rentner schoss offenbar auf Mitarbeiter


Da sich der Brand in dem Einfamilienhaus schnell ausbreitete und die Flammen bereits auf den Balkon überzugreifen drohten, versuchte der 69-Jährige, vom Balkon zu klettern, wobei er mehrere Meter in die Tiefe stürzte. Er wurde hierbei so schwer verletzt, dass er trotz Reanimationsmaßnahmen noch am Unglücksort verstarb. Die Kriminalpolizei Tübingen hat vor Ort die Ermittlungen aufgenommen.

Arbeitsstelle der Universität betroffen


Im Gebäude war außer der Wohnung auch die Arbeitsstelle "Sprache in Südwestdeutschland" des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen untergebracht. Ob Aufnahmen von Dialektsprechern, mit denen die Stelle arbeitet, zerstört wurden, war bei der Universität am Vormittag noch nicht bekannt. Das Feuer hatte vor allem im Dachgeschoss gewütet, wo sich die Wohnung befand. Die Feuerwehr war am Vormittag noch damit beschäftigt, den Brand zu löschen.