Was an diesem Samstag in Leipzig passierte, sollte ganz Deutschland Hoffnung machen

Erstveröffentlicht: 
18.03.2017

Brennende Barrikaden, zerborstene Schaufenster und unzählige Verletzte: Im Jahr 2015 eskalierte in Leipzig der Konflikt zwischen Neonazis und Linksautonomen. Für den jetzigen Samstag war wieder eine Demonstration von knapp 150 Rechtsradikalen angekündigt worden - und die Befürchtung groß, dass die Gewalt wieder ausufern würde.

 

Von Maximilian Marquardt

 

Doch dazu kam es nicht. Was stattdessen in Leipzig passierte, sollte uns allen ein Beispiel dafür sein, wie wir den rechtsextremen Feinden unserer Gesellschaft entgegentreten sollten - bunt, lautstark und vor allem friedlich. 

 

Leipzig ist Schauplatz eines gewalttätigen Konflikts zwischen Linken und Rechten


Etwa 100 bis 150 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet, hauptsächlich aus dem Spektrum der Kleinstpartei „Die Rechte“, sowie der „Autonomen Nationalisten“, hatten sich für Samstag in Leipzig angemeldet. Unter dem Motto "Familie, Zukunft, Heimat" wollten die Rechten durch die Stadt marschieren.

 

Die wahre Beweggrund für den Auftritt dürfte jedoch bloße Provokation gewesen sein. Der vornehmlich linksalternative Stadtteil Connewitz, durch den der Demonstrationszug gehen sollte, steht bereits seit Ende 2015 im Fokus der Neonazi-Szene. Im Januar 2016 hatte ein gewalttätiger rechter Mob in einem Straßenzug randaliert.

 

Seitdem gilt die Lage in Leipzigs Stadtteilen Südvorstadt und Connewitz als extrem angespannt.

 

Sowohl linke als auch rechte Gruppen hatten im Vorfeld massiv für die Demonstrationen mobilisiert. Stadtverwaltung und Polizei, befürchteten deshalb, es könnte erneut zu Straßenschlachten wie im Dezember 2015 kommen.

Doch die Leipziger sollten sie eines besseren belehren. 

 

Bunt, lauthals und gemeinsam


Ganz Leipzig ging am Samstag friedlich und geschlossen gegen den Neonnazi-Aufmarsch auf die Straße.

 

Bunt und lauthals demonstrierten Jung und Alt entlang der Aufmarschstrecke der Neonazis. Vor allem am Bayrischen Platz, wo die Abschlusskundgebung der Rechten stattfand, versammelten sich mehrere tausend Menschen zum gemeinsamen Gegenprotest.

 

Auch Gewerkschaftsverbände und zivilgesellschaftliche Initiativen hatten zahlreiche Gegenkundgebungen im gesamten Umfeld organisiert. Zu diesen kamen auch viele Bewohner der beiden Stadtteile.

 

Bereits gegen Mittag äußerste sich die Polizei positiv überrascht zum Ablauf der seit vielen Monaten angekündigten Großveranstaltung. „Angesichts dessen was zu befürchten war, müssen wir tatsächlich ein überwiegend positives Fazit ziehen“, sagte der Pressesprecher der Polizei Sachsen, Andreas Loepki gegenüber der Presse vor Ort.

 

Die Einsatzkräfte hätten friedliche Verhältnisse erlebt, am Rande sei es lediglich zu „vereinzelten Reibereien“ gekommen. 

 

Leipzigs starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus


In den Abendstunden war dann sowohl bei der Polizei als auch bei Demonstranten und Anwohnern deutliche Erleichterung wahrzunehmen. Lediglich 18 Personen hielt die Polizei in Gewahrsam. Bis auf wenige Ausnahmen gab es weder Personen- noch Sachschäden.

 

An diesem 18. März haben die Leipziger Bürger ein starkes Zeichen dafür gesetzt, dass der gewaltfreie Protest am Ende die nachhaltigste Wirkung gegen rechtes Gedankengut zeigt. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese positive Entwicklung auch bei zukünftigen Großdemonstrationen wiederholt.