Magdeburger Burschenschaft: Kneipenschlägerei entpuppt sich als Überfall

Erstveröffentlicht: 
15.03.2017

 Die Gründungsfeier der Burschenschaft Germania im Magdeburger Ratskeller wird von vermummten Linksextremen gestört.

 

Magdeburg l Was erst nach einer Kneipenschlägerei aussah, entpuppt sich als politisch motivierter Angriff. Am Sonnabend, 11. März, wurden gegen 20 Uhr Gäste, die vor dem Ratskeller im Gespräch waren, von einem Dutzend Vermummter überfallen und verletzt. Die Polizei spricht auch am Dienstag noch von der bloßen Auseinandersetzung zweier Gruppierungen.

 

Doch Recherchen der Volksstimme haben ergeben: Die angegriffenen Gäste waren Teil eines sogenannten „Gründungskommers“ für eine neue Burschenschaft. Der Überfall ging offensichtlich von Linksextremen aus. Im Internet bekennen sich Anhänger der Szene dazu. Auf eine Anfrage der Volksstimme gibt es jedoch keine Antwort.

 

AfD-Politiker zu Gast

 

Die neue Studentenverbindung soll „Germania“ heißen. Rund 40 Gäste waren zum feierlichen Akt geladen. Darunter Landtagsmitglieder der AfD wie Jan Wenzel Schmidt und Hans-Thomas Tillschneider, der sogar die Festrede gehalten hat. Tillschneider gilt als Rechtsaußen in seiner Partei und pflegt Kontakte mit der rechtsextremen Identitären Bewegung. Auch Mitglieder dieser Gruppe sollen bei der Gründungsfeier im Ratskeller dabei gewesen sein.

 

Wie es zu dem Angriff kam? Am Sonnabendnachmittag gab es auf dem Alten Markt eine feministische Demonstration für die Rechte der Frauen. Dort sollen Linksextreme dabei gewesen sein, die die Anreise der Besucher der Burschenschaftsveranstaltung beobachtet und diese dann später überfallen haben. AfD-Politiker Jan Wenzel Schmidt spricht von einem „feigen Angriff“. Und davon, dass linksextreme Überfälle „traurige Realität“ seien.

 

Politisch motiviert

 

Beim Studierendenrat der Magdeburger Universität haben sich die neuen Burschenschaftler noch nicht vorgestellt. „Grundsätzlich begrüßen wir soziale Organisationen im Umfeld der Universität“, sagt Sprecher Alexander Hönsch. Burschenschafen jedoch gebe es „solche und solche“, das müsste man erst einmal abwarten.

 

Auch David Begrich vom Verein Miteinander, einem Netzwerk für Demokratie, spricht von den verschiedensten Arten an Studentenverbindungen. Bei der neuen Magdeburger Burschenschaft gebe es jedoch „eindeutig Schnittpunkte mit der Identitären Bewegung“. Der Kreis der Teilnehmer am Sonnabend weise auf einen „rechten Hintergrund“. Wird die Verbindung Mitglied im Verband „Deutsche Burschenschaft“, dann könne man ganz klar von einer „rechten politischen Ausrichtung“ sprechen, sagt Begrich.

 

Zu den Plänen der Burschenschaft will sich demnächst AfD-Fraktionsmitarbeiter John Hoewer äußern. Eine sogenannte „Altherrenschaft“ hat sich noch nicht konstituiert. Die übliche Patenschaft bei Burschenschaften wird sehr wahrscheinlich die Leipziger Verbindung mit demselben Namen „Germania“ übernehmen. Dafür spricht die Teilnahme der Leipziger Burschenschaftler am Festakt. Und deren Prinzip lautet unter anderem: „Wir lehnen die multikulturelle Gesellschaft ab.“