Teilzeit statt Führungskräfte: Frauen werden in Deutschland noch immer schlechter bezahlt als Männer. Das hat laut Statistischem Bundesamt vor allem strukturelle Gründe.
Das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern in Deutschland hat sich zwar etwas verringert, ist aber immer noch eines der größten in Europa. Laut neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bekamen weibliche Beschäftigte im vergangenen Jahr für ihre Arbeit durchschnittlich 21 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. Das heißt, für jeden Euro, den ein Mann verdient, erhält eine Frau lediglich 79 Cent.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich dieser Abstand nur sehr langsam verringert: 2006 lag sie bei 23 Prozent, 2014 und 2015 bei 22 Prozent. Frauen kamen den Zahlen zufolge im vergangenen Jahr auf einen Stundenlohn von 16,26 Euro brutto, Männer erhielten 20,71 Euro. Es sei ein "stetiger, aber langsamer Rückgang" der Verdienstunterschiede zu erkennen, teilte das Bundesamt mit. "Das bedeutet: Frauen holen bei der Bezahlung langsam auf."
Die immer noch große Differenz erklären die Statistiker vor allem mit der unterschiedliche Branchen- und Berufswahl sowie damit, dass Frauen seltener in Führungspositionen arbeiten. Stattdessen sind sie häufiger in Teilzeit und weniger lang in ihren Berufen tätig – vor allem wegen Auszeiten nach der Geburt von Kindern. Doch selbst bei ähnlicher Qualifikation und ähnlichem Job verdienen Frauen im Durchschnitt sechs Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hatte Anfang des Jahres deshalb das sogenannte Gesetz für Lohngerechtigkeit durch das Bundeskabinett gebracht. Es sieht einen individuellen Auskunftsanspruch für Arbeitnehmer in größeren Betrieben vor. Damit sollen Frauen in Firmen mit einer Größe ab 200 Mitarbeitern Informationen darüber verlangen können, wie viel Geld Männer in gleichwertiger Position verdienen. Unternehmen ab 500 Mitarbeitern sollen zudem verpflichtet werden, regelmäßig über den Stand der Gleichstellung und der Lohngleichheit zu berichten. Der Auskunftsanspruch betrifft nach Angaben des Ministeriums 14 Millionen Arbeitnehmer. Schwesig erhofft sich davon, dass er auch die Unternehmenskultur verändert.