Drohungen von Rechtsextremen - Vorwürfe gegen den Staatsschutz

Erstveröffentlicht: 
10.03.2017

Andreas Goerke setzt sich mit "Fulda stellt sich quer" gegen Rechtsextremismus ein, bekommt Morddrohungen. Vom Staatsschutz fühlt er sich eher wie ein Täter behandelt.

 

Die Nerven liegen blank. Das sieht man Andreas Goerke an. Seit mehr als einem Monat sehen sich der Sprecher des Vereins „Fulda stellt sich quer“ und seine Familie Anfeindungen ausgesetzt, die weit über das hinausgehen, was er als Antirassismus-Aktivist gewohnt ist.

 

„Das ist die dreckigste Methode, die ich jemals erlebt habe“, sagt Goerke bei einer Pressekonferenz in Fulda am Donnerstagabend. Und kritisierte in diesem Zusammenhang die Arbeit der Ermittlungsbehörden.

 

Anfang dieser Woche hatte die FR über Drohungen und Angriffe auf die Familie Goerke berichtet. Diese begannen Anfang Februar mit einem anonymen Anruf bei der Feuerwehr, in dem behauptet wurde, das Gartenhaus der Goerkes brenne, was einen Großeinsatz auslöste. Am 11. Februar gab sich ein Anrufer bei der Polizei als Andreas Goerke aus und behauptete, seine Frau ermordet zu haben, woraufhin Beamte mit gezogener Waffe das Haus umstellten. Der vorläufige Höhepunkt: Eine schriftliche Morddrohung gegen den 17-jährigen Sohn der Familie.

 

Für Andreas Goerke steht fest, aus welchem politischen Lager die Drohungen kommen: „Ich sehe absolut einen Angriff von rechts.“ Umso unverständlicher sei aus seiner Sicht das Vorgehen des Staatsschutzes in Fulda. Goerke kritisiert, dass seine Frau und auch sein Sohn Lukas vier Stunden verhört worden seien. Dabei seien vor allem Fragen zu seiner politischen Einstellung und zu seiner möglichen Beeinflussung durch seinen Vater gestellt worden, erklärte Lukas Goerke: „Es hat sich angefühlt, als werde man selbst in die Täterrolle gesetzt.“

 

Andreas Goerke schließt aus, dass die Drohungen auf das Konto enttäuschter ehemaligen Mitstreiter gehen könnten. Im Bündnis „Fulda stellt sich quer“ war es Ende 2015 zu internen Konflikten gekommen, die in einer Spaltung gipfelten. „So eine Perversität traue ich keinem dieser Menschen zu“, betonte Goerke.

 

Nach Informationen der FR soll allerdings einer der Hauptprotagonisten dieses Streits, der Herausgeber des Bad Hersfelder Monatsmagazin „Printzip“ Timo Schadt, in der nächsten Woche von der Polizei vernommen werden – als Beschuldigter. Die Ermittler scheinen Schadt zu unterstellen, etwas mit dem Anruf, in dem der Mord an Andreas Goerkes Frau geschildert wurde, zu tun zu haben.

 

Timo Schadt bestätigt eine entsprechende Vorladung erhalten zu haben – sieht den Ermittlungen aber gelassen entgegen. Er und seine Frau hätten sich zum Tatzeitpunkt in einem Restaurant aufgehalten, sagte er der Frankfurter Rundschau.