HITLER-VERHARMLOSUNG AfD-Höcke beim Lügen erwischt

Erstveröffentlicht: 
08.03.2017

Die Affäre um die abstruse Hitler-Verteidigung des Thüringer AfD-Politikers Björn Höcke (44) spitzt sich dramatisch zu!

 

Das renommierte „Wall Street Journal“ (WSJ) veröffentlichte jetzt als Beweisstück auf seiner Internetseite die Tonbandmitschrift des brisanten Interviews, in dem Höcke gefordert hatte, man dürfe Adolf Hitler nicht nur als das „absolut Böse“ betrachten.

 

Höcke hatte nach der Veröffentlichung des ersten WSJ-Artikels gegenüber der „Jungen Freiheit“ noch behauptet, er habe den Satz über Hitler „so nicht gesagt“, das sei nicht seine Meinung.

 

Dumm gelaufen, denn jetzt gibt es den Beleg: Der AfD-Politiker hat gelogen!


BILD dokumentiert hier den entscheidenden Auszug der Tonbandmitschrift jenes Interviews, das Höcke dem Berliner WSJ-Korrespondenten Anton Troianovski am 18. Januar im Dresdener Ballhaus Watzke gegeben hatte, nach seiner Skandal-Rede über das Holocaust-Mahnmal: „You know, the big problem is that one presents Hitler as absolutely evil. But of course we know that there is no black and no white in history. And that there are many shades of gray.“

 

► Übersetzt heißt das: „Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt. Und das es viele Grautöne gibt."

Das ist genau das Statement, das Höcke nicht von sich gegeben haben will.

Mehr noch: Selbst auf zweimalige Nachfrage von Troianovski, ob er das wirklich richtig verstanden habe, was nun genau das „Gute“ an Hitler gewesen sein soll, distanzierte sich der AfD-Spitzenpolitiker nicht von der Aussage. Sondern er verlor sich in wirren philosophischen Betrachtungen, wonach ausgeschlossen sei, „dass ein Mensch nur dunkel ist“.

 

Auch für den schlimmsten Schwerverbrecher gelte, dass er „vielleicht irgendetwas Gutes, irgendetwas Liebenswertes“ habe – nach Höcke-Logik offenbar auch der millionenfache Massenmörder Hitler!

 

Nachdem ihn das WSJ gestern erneut mit der Aussage konfrontiert hatte, ließ Höcke mitteilen, die Zitate seien „aus einem komplexen Zusammenhang gerissen worden“, dadurch sei ein „völlig falscher Eindruck" entstanden.

 

Und jetzt? BILD erfuhr: Im für ihn schlechtesten Fall könnte der Hitler-Skandal Höcke den sofortigen Entzug seiner Ämter kosten!


Im AfD-Bundesvorstand gibt es demnach Überlegungen, dem Geschichtslehrer schon VOR der Entscheidung über den bereits gestellten Ausschluss-Antrag seine Parteirechte zu entziehen – sozusagen als Notwehrmaßnahme wegen der parteischädigenden Wirkung und des befürchteten weiteren Umfragenabsturzes. Die AfD-Satzung erlaubt das.

 

In Absatz 7 steht: „Ist ein Antrag auf Ordnungsmaßnahmen nach Absatz 5 gestellt und liegt ein dringender und schwerwiegender Fall vor, der ein sofortiges Eingreifen erfordert, so kann der zuständige Landesvorstand oder der Bundesvorstand durch einen von zwei Dritteln seiner Mitglieder gefassten Beschluss den Antragsgegner bis zur Entscheidung des Schiedsgerichts in der Hauptsache von der Ausübung seiner Rechte (z. B. eines Parteiamts) ausschließen.“


Tatsächlich hatte der AfD-Bundesvorstand bereits nach Bekanntwerden der Dresdner Skandal-Rede ein Parteiausschlussverfahren als Ordnungsmaßnahme auf den Weg gebracht. Über diesen – AfD-intern hoch umstrittenen – Rauswurf muss nun in einem ersten Schritt das AfD-Landesschiedsgericht in Thüringen entscheiden.

 

Fakt ist: Sollte im AfD-Bundesvorstand weiterhin jene Zweidrittelmehrheit stehen, die Höcke für untragbar hält, so könnte das Gremium ihn nach der Hitler-Verteidigung nun mithilfe von Absatz 7 auch gleich in die Schranken weisen.


AfD-Bundesvorstand Dirk Driesang hatte zu BILD gesagt: „Sollte der Journalist die Bandaufnahme veröffentlichen, dann wissen wir genau, was wirklich im Interview gesagt wurde. Anschließend könnte man entscheiden, wie damit zu verfahren wäre beziehungsweise was gegebenenfalls daraus folgt.“

 

In AfD-internen Foren kochte unter gemäßigten Mitgliedern derweil die Empörung über den Thüringer hoch: „Björn Höcke ist eine Belastung für die Partei“, „Der nächste politische Rülpser! Und ein Arschtritt für all die vielen Engagierten!“, „Hat er das wirklich gesagt? Dann wäre es wieder ein Beweis, dass der Mann sich nicht im Griff hat“, hieß es unter anderem.

 

Aber: Einige Verbündete im Bundesvorstand halten unverdrossen weiter zu Höcke. So sagte Bundesvize Alexander Gauland, der immer ein Gegner des Ausschlussverfahrens war, zu BILD, er habe „keinen Anlass“, wegen des Hitler-Zitats an seiner Haltung zu Höcke etwas zu ändern.

Denn nach Gauland-Logik hat der Thüringer – mal wieder – alles ganz anders gemeint! Gaulands Deutung: „Was Höcke gemeint hat, ist, dass wenn man Hitler als absolut böse ansieht, nimmt man ihn aus der Geschichte raus. Dann ist er eine Figur der Hölle, die wir historisch nicht mehr betrachten können.“

 

Hitler sei in vielerlei Hinsicht eine politische Katastrophe und ein Verbrecher gewesen. Doch er sei durch Wahlen an die Macht gekommen und gefördert worden. Durch den Begriff „absolut böse“ werde das ausgeklammert. „Das ist ahistorisch“, befindet Gauland. Er betrachtet Höcke nicht als Nazi, sondern hält ihn für einen „Nationalromantiker“.

 

Höckes Verbündeter und Freund in Baden-Württemberg, AfD-Co-Chef Jörg Meuthen, ließ eine BILD-Anfrage, ob er weiter zu dem Thüringer halte, gestern hingegen unbeantwortet.


Allerdings ging auch Partei-Chefin Frauke Petry, Höckes Erzfeindin Nummer eins, auf Tauchstation – ihr neuer Sprecher Oliver Lang genauso.

Möglicher Grund: Petry war AfD-intern von den unbeirrbaren Höcke-Fans wegen ihrer Vorreiterrolle beim Parteiausschluss Höckes selbst massiv unter Beschuss genommen worden.

 

Vielleicht wollte sich die hochschwangere Vorsitzende das diesmal ersparen ...