Nach zwei gescheiterten Versuchen ist am Dienstag eine Wohnung in Linden geräumt worden. Die Polizei war am Morgen mit einem Großaufgebot in den Kötnerholzweg ausgerückt. Rund 40 Demonstranten protestierten gegen die Zwangsräumung.
Hannover. Mit ihrem Großaufgebot unterstützte die Polizei drei Gerichtsvollzieher, die die Wohnung am Kötnerholzweg am Dienstagmorgen räumen sollten. Eine Hundertschaft der Polizei sowie eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) waren im Einsatz. Nach Angaben der Polizei begann die Räumung gegen 6.45 Uhr, nachdem die Beamten zuvor mit dem betroffenen Mieter verhandelt hatten. Begleitet wurde die Räumung von einer Gegendemo mit mehreren Dutzend Teilnehmern. Der Protest verlief friedlich.
Holger Rosenmeyer, der Anwalt des Mieters, bezeichnete die Räumung als rechtswidrig, weil vorgeschriebene Fristen nicht eingehalten worden seien. Er stellte Strafanzeige gegen die drei Gerichtsvollzieher. "Vom Amt für Wohnungswesen ist niemand vor Ort, um meinem Mandanten eine Notunterkunft zuzuweisen", sagte Rosenmeyer. Sein Mandant stehe somit auf der Straße – "und das an seinem Geburtstag."
Der Hintergrund für die Räumung ist tragisch: Ein älterer Mann hatte einen Mietvertrag für einen ehemaligen Kiosk abgeschlossen, in dem er am Kötnerholzweg lebt. Er überwies zwei Jahre lang die Miete. Doch dann stellte sich heraus, dass er auf eine Scheinfirma hereingefallen war und der Mietvertrag ungültig ist. Nun soll der Mann seine Wohnung in dem Mehrfamilienhaus verlassen.
Die Räumung war bereits zweimal gescheitert, zuletzt Ende Januar aus formalen Gründen. Damals hatten rund 50 Demonstranten gegen die geplante Räumung protestiert. Die Polizei war mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort. Diesmal hatte die Polizei sogar noch mehr Beamte zusammengezogen.
Der Polizeieinsatz hatte auch Auswirkungen auf den Stadtbahnverkehr, wie die Üstra bei Twitter mitteilte.