„Mannheim gegen Rechts“ kritisiert Xavier Naidoo

Xavier Naidoo bei der Verleihung der Hans-Lenz-Medaille in der Mannheimer Popakademie. Foto: Smalltown Boy. Lizenz: Public Domain.

„Mannheim gegen Rechts“ kritisiert Xavier Naidoo: Antisemitismus, Homophobie und Reichsbürgerideologie dürfen in Mannheim keine Bühne bekommen.

Im Rahmen des Radjubiläums tritt der Sänger Xavier Naidoo, Mitglied der Band „Söhne Mannheims“, erneut als Botschafter der Stadt auf. In einem Werbemusikvideo zur „Monnem Bike“-Kampagne singt er das Lied „Willst du mich begleiten?“.

 

Es hat den Anschein, dass Xavier Naidoos krude Ansichten aus Versatzstücken neurechter Ideologie in Vergessenheit geraten sind. Das ist für das Bündnis Mannheim gegen Rechts nicht akzeptabel. Wir erwarten, dass die von der Stadt Mannheim selbst gesteckten Ziele, die in der Mannheimer Erklärung für Zusammenleben in Vielfalt formuliert wurden, auch für die Zusammenarbeit mit Xavier Naidoo leitend sein sind.


2014 geriet Naidoo in die Schlagzeilen, nachdem er als Redner einer Kundgebung der Reichsbürger-Szene auftrat. Es folgte eine bundesweite öffentliche Diskussion. Bei Interviews verteidigte er seine Positionen und distanzierte sich bis heute nicht davon. Auch in Mannheim wurde intensiv diskutiert. 2014 sagte Oberbürgermeister Peter Kurz, Xavier Naidoo vertrete „radikal libertäre, anti-staatliche Positionen, mit denen wir uns als Stadt in keiner Weise identifizieren können“. In der aktuellen Diskussion über eine mögliche Auftrittsabsage in Rosenheim äußerte er sich über die Söhne Mannheims: „Es ist absurd, die Söhne Mannheims mit ihrer Band-Geschichte und ihrem Multikulturalismus in die Ecke rechtsgerichteter Musikgruppen rücken zu wollen.“ Diese Einschätzung teilen wir bezüglich des berühmtesten Bandmitgliedes Xavier Naidoo nicht. Es bleibt festzuhalten:

Xavier Naidoo singt homophobe Songtexte: In dem blutrünstigen Lied „Gespaltene Persönlichkeit“ wird auf üble Weise gegen Schwule gehetzt und dies in einer wirren Art mit Wutfantasien gegen Pädophile und Verschwörungstheorien vermischt.

Xavier Naidoo singt antisemitische Songtexte: In dem Lied „Raus aus dem Reichstag“ bedient er antisemitische Klischees über Juden, Bankiers und korrupte Politiker, wenn er beispielsweise singt „Baron Totschild gibt den Ton an“ und „Der Schmock is’n Fux“.

Xavier Naidoo verbreitet verschwörungstheoretische Äußerungen: Zu den Terroranschlägen am 11.9.2001 in New York sagte er: „Wer das als Wahrheit hingenommen hat, (…) der hat den Schleier vor den Augen“.

Xavier Naidoo vertritt Positionen der Reichsbürger-Bewegung: Er behauptet, Deutschland sei ein besetztes Land. Bei einer Reichsbürger-Kundgebung in Berlin trat er als Redner auf, bekleidet mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Freiheit für Deutschland“.

Eine weitergehende Auseinandersetzung mit den politischen Aktivitäten und Positionen Xavier Naidoos findet sich unter anderem in diesen Artikeln:

Soundtrack der „Wahrheits“- und Reichsbürgerbewegung

Xavier Naidoo: Skandal mit Verspätung

Xavier von Naidoo und die Reichsbürger vom Reichstag

Xavier Naidoos Weg in die Reichsbürgerszene?

Die Positionen von Xavier Naidoo sind nicht etwa private Spinnereien. Er vertritt sie als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und wird damit vielfach in den Medien zitiert. Sogar in Mannheim hat er Kundgebungen abgehalten, um seine politischen Ansichten zu verbreiten. In der Reichsbürger-Szene wird er als ihr prominentester Vertreter gefeiert. Auf einschlägigen Web- und Facebook-Seiten werden seine Äußerungen und Lieder vielfach zitiert. Eine Distanzierung seinerseits gab es bisher nicht.

Eines hat sich jedoch seit 2014 geändert. Damals war die Reichsbürger-Szene noch sehr unbekannt und wurde von vielen belächelt. Das änderte sich im vergangenen Jahr, als ein Reichsbürger in Georgensgmünd in Bayern einen Polizisten erschoss. Seitdem gibt es verstärkte polizeiliche Aktivitäten gegen die Szene. Vielerorts wurden Waffen gefunden. Auch in unserer Region gab es Durchsuchungen und Festnahmen, u.a. im Rhein-Neckar-Kreis und in Ludwigshafen. Der als Druide bekannte Reichsbürger Burghard Bangert aus Schwetzingen, mutmaßlicher Drahtzieher einer rechten Terrorgruppe, die mit Schusswaffen und Sprengstoff Anschläge plante und im Januar 2017 polizeilich zerschlagen wurde, war Teilnehmer der selben Kundgebung am 3.10.2014 in Berlin, auf der auch Xavier Naidoo gesprochen hatte. Bangert nutzte diese Kundgebung um Flyer für „Die Weissen“ zu verteilen und sammelte Unterschriften für die Einberufung einer deutschen Nationalversammlung zum Zwecke der Ausarbeitung einer neuen Verfassung für „das deutsche Volk.“ Dabei relativierte er die Shoah und sprach davon, dass die Geschichte um den Beginn der beiden Weltkriege eine zionistische Lüge sei. (Quelle: Videointerview mit Bangert auf „Friedensdemo-Watch“)

In der Auseinandersetzung mit der Reichsbürger-Szene muss klar werden, dass schwarz-weiß-denken nicht zielführend ist. In der modernen multikulturellen Gesellschaft gibt es vielfältige Bestrebungen, die sich politisch im rechten Spektrum einordnen lassen – auch von Menschen, die selbst einen Migrationshintergrund haben. Nicht jeder Rechte sympathisiert automatisch mit der NPD. Homophobie, Antisemitismus und die kruden Positionen der Reichsbürger-Szene sind Bausteine rechter Ideologie und stehen im Widerspruch zu den Werten von Vielfalt, Toleranz und Menschenrechten.

Die Positionen dieser neurechten Ideologie stehen im deutlichen Widerspruch zu den selbst gesteckten Zielen der Stadt Mannheim. Eine Zusammenarbeit mit Vertretern solcher Positionen werden wir nicht akzeptieren und fordern daher die Stadt Mannheim dazu auf, dies zu beenden.

Basement Bikes, der Fahrradladen, in dem das Musikvideo gedreht wurde (ohne zu wissen, dass Xavier Naidoo darin mitwirkt), hat sich bereits distanziert.

Bündnis Mannheim gegen Rechts