Weiterer Angriff aufs Lokomov: Wurde scharf geschossen?

Erstveröffentlicht: 
03.03.2017

Knapp vier Monate nach einem Aufsehen erregenden Anschlag auf das Kulturzentrum ging wieder eine der Schaufensterscheiben zu Bruch. Warum? Die Betreiber haben eine Vermutung.

 

Sonnenberg. Bis gegen 1.30 Uhr war es ein netter Konzertabend gewesen, am Mittwoch im Lokomov an der Ecke Augustusburger/Clausstraße. Dann, anderthalb Stunden nach Mitternacht, auf einmal: Eine gesprungene Fensterscheibe, mit einem etwa zwei Zentimeter großen Loch oberhalb der Mitte. "Für mich sieht das aus, wie ein Einschussloch", wird Lars Faßmann, der Hauseigentümer, später sagen. Wildwest am Fuße des Sonnenbergs?

 

Für das Operative Abwehrzentrum (OAZ), zuständig für extremistisch motivierte Straftaten, geht es zunächst um Sachbeschädigung. "Kriminaltechniker haben durchaus nach Hinweisen gesucht, die darauf hindeuten könnten, dass geschossen wurde", erläutert Sprecherin Kathleen Doetsch. Doch die Spuren am Fenster seien nicht eindeutig; ein Projektil, ein Stein, eine mit einer Schleuder geschossene Stahlkugel oder dergleichen seien nicht gefunden worden. Auch auf einen gezielten Angriff gegen Besucher deute vorläufig nichts weiter hin. "Der Raum war beleuchtet und durch die Scheibe gut einsehbar. Zum Tatzeitpunkt befanden sich keine Personen im unmittelbaren Gefährdungsbereich, niemand war konkret gefährdet", betont Doetsch.

 

Im Trägerverein kann man sich auf die neuerliche Attacke zunächst keinen Reim machen. "Seit dem letzten Vorfall Anfang November ist es hier eigentlich ruhig gewesen", sagt ein Mitglied des Vorstands. Damals war infolge einer Detonation des Nachts ein ganzes Fenster des Lokomov zu Bruch gegangen, ein Teil des Rahmens aus der Verankerung gedrückt worden. Schnell kam der Verdacht auf, der Angriff könne in Zusammenhang stehen mit Veranstaltungen über das NSU-Terrortrio, die damals in dem Lokal stattgefunden hatten. Zum Stand der Ermittlungen äußert sich das OAZ nicht. Auch nicht dazu, ob die Anschlags-These sich erhärtet hat.

 

Seit der Nacht zu gestern dürfte diese immerhin neue Nahrung erhalten haben, gleichwohl derzeit keine Veranstaltungen mit politischen Themen auf dem Programm des Lokomov stehen. Allerdings plant das Bündnis "Chemnitz nazifrei" für Sonntag eine Demonstration "Chemnitz entnazifizieren" über den Sonnenberg. Sie soll auch am Lokomov Station machen.

 

Auf den Betrieb des Lokals soll der neuerliche Vorfall keinen Einfluss haben. Gestern Abend stand bereits das nächste Konzert an.