Rassismus-Debatte: Kritik an Altenburgs Oberbürgermeister Wolf

Erstveröffentlicht: 
28.02.2017

Die Diskussion um Alltagsrassismus in Altenburg zieht neue Kreise. Auf Kritik stoßen nun Äußerungen von Oberbürgermeister Wolf, der zu Wochenbeginn dem Schauspielchef des Ostthüringer Theaters „ein Spiel mit dem Feuer“ vorgeworfen hatte.

 

In der Debatte um Alltagsrassismus und Anfeindungen gegen ausländische Künstler hat Schauspielchef Bernhard Stengele Rückendeckung von der Spitze des Theaters Altenburg-Gera erhalten. Generalintendant Kay Kuntze und Geschäftsführer Volker Arnold stellten sich am Dienstag gegen Altenburgs Oberbürgermeister Michael Wolf (SPD), der Aufsichtsratschef des Theaters ist. Seine Behauptung, Stengele habe auf der Suche nach medialer Aufmerksamkeit die Stadt mit „rassistischen Denkweisen“ in Verbindung gebracht, ziele völlig ins Leere, erklärten Kuntze und Arnold. Altenburgs Landrätin Michaele Sojka (Linke) schrieb auf Facebook, sie sei „einigermaßen entsetzt“ über Wolfs am Montag verbreitete Äußerung. 

 

OB Wolf: Stengele betreibe "Spiel mit dem Feuer"


Stengele, der seit Jahren in Ostthüringen internationales Theater forciert und dafür viel Respekt erntet, hatte jüngst in mehreren überregionalen Medien erneut über Alltagsrassismus in der Stadt und Anfeindungen gegen ausländische Schauspieler gesprochen. Diese waren bereits Ende Dezember bekanntgeworden und hatten überregional für Aufsehen gesorgt. Es hieß, dass mehrere Künstler auch deswegen das Fünf-Sparten-Theater verlassen. Wolf hatte zu Wochenbeginn moniert, Stengele betreibe „ein Spiel mit dem Feuer“. Er warf ihm vor, mediale Aufmerksamkeit zu erheischen und dem Image der Stadt zu schaden. 

 

Landrätin Sojka: OB verwechsele Ursache mit Wirkung


Wolf verwechsle Ursache und Wirkung, konterte nun Landrätin Sojka. Den Imageschaden für die Stadt habe nicht der Schauspielchef, sondern „eine Handvoll, zugegebenermaßen sehr lauter Aktivisten des Bürgerforums zu verantworten“. Stengele habe sich in den vergangenen Jahren sehr für ein weltoffenes Altenburg engagiert, schrieb derweil die Theater-Spitze in ihrer Erklärung. Dass er mit seinen Antworten auf die Interviewanfragen der Stadt geschadet haben soll, „können wir nicht nachvollziehen“, so Kuntze und Arnold.

 

Wolfs zu Wochenbeginn verbreitete Stellungnahme habe er als Oberbürgermeister abgegeben - die Haltung sei nicht Position des Aufsichtsrates, hieß es im Geraer Rathaus. Thüringens drittgrößte Stadt ist neben Altenburg und dem Kreis Altenburger Land Mitgesellschafter des Fünf-Sparten-Hauses. Zu den Vorwürfen Wolfs gegen Stengele wollte man in Gera nicht Stellung beziehen, da es sich um eine „Altenburger Angelegenheit“ handle. 

 

Schauspielchef äußert sich nicht zur Debatte


Und der Schauspielchef selbst? Er nahm in einer Stellungnahme am Dienstag nicht direkt Bezug auf Wolfs Vorwürfe, dafür aber auf die negativen Schlagzeilen zum Jahreswechsel. Mit der Premiere des „Hauptmann von Köpenick“ am Sonntag sei es gelungen, „ein positives überregionales Medienecho zu erzielen“, schrieb er. Zugleich verwies er auf die nächste internationale Koproduktion des Schauspiels. Sie werde sich mit jüdischem Leben in Altenburg befassen. Stengele: „Ich bin stolz auf das Ensemble, alle Mitarbeiter des Theaters und die Zuschauer, die diesen mutigen Weg mit uns zusammen gehen.“