Bei der gewalttätigen Demonstration von Samstagabend brannten Fahrzeuge und Strassenblockaden rund um die Berner Reitschule. Elf Menschen sind im Spital. Der Sachschaden beträgt über Hunderttausend Franken.
Eine unbewilligten Demonstration artete am Samstagabend rund um die Berner Reitschule aus. Mit Flaschen und Feuerwerkskörpern griffen vermummte Demonstranten die Polizisten an. Diese waren im Raum Bollwerk mit einem Grossaufgebot präsent und riegelten die Reitschule von Seite Bahnhof, Bollwerk und Hodlerstrasse ab. Wasserwerfer, Gummischrot und Tränengas kamen zum Einsatz. Mit ihrem Grossaufgebot konnte die Polizei verhindern, dass sich der Demonstrationszug in Bewegung setze. Das Bollwerk war aber stundenlang für den Verkehr gesperrt.
Obwohl das Besetzer-Kollektiv RaumRaub, das zu der Demonstration aufgerufen hatte, auf seiner Facebook-Seite von 500 Menschen vor Ort spricht, zeigte ein Augenschein vor Ort, dass lediglich rund 200 Demonstranten vor der Reitschule versammelt waren. Angesichts der grossen Polizeipräsenz blieb ihnen nichts anders übrig, als um die Reitschule herum zu marschieren. Gegen neun Uhr kam der Protestmarsch zum Stillstand. Eine kleine Gruppe von etwa 40 vermummten Aktivisten errichtete kurzerhand Strassenbarrikaden, welche sie auch in Brand setzen. Wie eine Reporterin vor Ort berichtete, warfen die Demonstranten Glasflaschen Richtung Beamte und brannten Feuerwerk ab. Die Polizei antwortete mit Tränengas, Gummischrot und Wasserwerfer.
Danach kam es zu verschieden Scharmützeln rund um das Kulturzentrum. Auch ein Lieferwagen auf dem Areal Eilgut, westlich neben der Reitschule wurden mit Benzin in Brand gesetzt. Nach heftigen Auseinandersetzungen drängte die Polizei die vermummten Aktivisten und zahlreiche Schaulustige schliesslich auf den Vorplatz der Reitschule. Andere zogen sich in das Innere des Zentrums zurück. Nach 23 Uhr beruhigte sich die Situation sichtlich, auch die Lorrainebrücke wurden wieder für den Verkehr freigegeben.
Auf der Facebook-Seite RaumRaub, auf der zu der Kundgebung aufgerufen worden war, heisst es am Sonntagmorgen: Weil die gestrige Demonstration «verhindert» worden sei, werde man in den den kommenden Tagen «weitere Versuche starten, um den Widerstand sichbar zu machen». Auch am dritten Tag nach der Räumung des besetzten Hauses in der Effingerstrasse 29 wolle man keine Ruhe geben – der «Kampf» sei «noch lange nicht vorbei».
Rund elf Verletzte und ein Sachschaden von über Hunderttausend Franken
Ein Mediensprecher der Kantonspolizei Bern, Dominik Jäggi, sagt am Sonntag auf Anfrage zehn verletzte Polizisten seien noch am Samstagabend ins Spital gebracht worden – acht Mitarbeiter der Kantonspolizei sowie zwei der Transportpolizei. Die verletzten Polizisten hätten Schnittverletzungen erlitten, da sie von den Demonstranten neben Steinen auch mit Flaschen beworfen worden seien.
Aus einer Medienmitteilung vom Samstagabend geht ausserdem hervor, dass ein mutmasslicher Kundgebungsteilnehmer verletzt ins Spital gebracht wurde. Insgesamt hat die Polizei sechs Personen angehalten.
Jäggi kann bestätigen, dass ein Lieferwagen auf der Schützenmatte am Samstagabend angezündet worden und vollständig ausgebrannt sei. Weiter seien mehrere parkende Fahrzeuge beschädigt worden. Nach ersten Schätzungen belaufe sich der Sachschaden auf mehr als Hunderttausend Franken, so Jäggi.
Zu der Einkesselungstaktik der Kantonspolizei sagt Jäggi Folgendes: «Da von einem grossen Aggressionspotential ausgegangen werden musste und sich auch zahlreiche Vermummte unter den Teilnehmern der unbewilligten Kundgebung befanden, wurden die Verkehrsachsen rund um die Schützenmatte gesperrt.»
Auch bei der Kundgebung am letzten Freitag wurden laut Jäggi zwei Mitarbeiter der Kantonspolizei ins Spital gebracht, da sie mit Lasern geblendet wurden. Dies sei erst nach Verschicken der Medienmitteilung am Freitagabend bekannt geworden.
Turbulente Woche in der Stadt Bern
Es ist bereits das vierte Mal diese Woche, dass die Polizei im Zusammenhang mit der Räumung des besetzten Hauses an der Effingerstrasse im Einsatz ist. Bereits am Mittwoch bei der Räumung selbst kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Besetzern und Einsatzkräften. Eine Solidaritätsdemo am gleichen Abend sorgte für Sachbeschädigungen in der Länggasse, bis die Polizei sie auflöste. Zuletzt wurde am Freitagabend zum «Knastspaziergang» aufgerufen. Die Kundgebung, ebenfalls im Namen der Solidarität mit den Besetzern, kam allerdings nicht über die Schützenmatte hinaus. Einsatzkräfte der Polizei sperrten die Strassen rund um die Reitschule ab. Erneut kam es zur Strassenschlacht, bei der die Polizei Gummischrot und Wasserwerfer einsetzte, während die Demonstrierenden ihrerseits mit Bierflaschen und Feuerwerk warfen.