Härtefallantrag läuft noch - Ein Monat Duldung für jungen Kosovaren Luan

Erstveröffentlicht: 
23.02.2017

Vorläufig darf Luan aufatmen. Der Schüler aus dem Kosovo sollte abgeschoben werden – seine Mitschüler starteten eine Petition dagegen. Gestern dann die Nachricht: Luan und seine Familien werden für einen weiteren Monat geduldet.

 

Leipzig.  Die geplante Abschiebung des jungen Kosovaren Luan Zejneli (18) schlägt immer höhere Wellen. Nicht nur die Stimmen politischer Nachwuchsorganisationen werden lauter (die LVZ berichtete) – mittlerweile hat das Thema auch das Interesse zahlreicher überregionaler Medien geweckt. Währenddessen sammelt die Online-Petition namens „Luan soll bleiben“ mehr und mehr Stimmen. Aktueller Stand: etwa 5300. Die Nachricht des gestrigen Tages lässt Betroffene und Sympathisanten zunächst einmal durchatmen: Luan und seine Familie werden vorläufig für einen weiteren Monat in Deutschland geduldet.

 

Benjamin Heinsohn (16), Neuntklässler am Max-Klinger-Gymnasium in Grünau, hatte die Petition gestartet, nachdem sein Mitschüler Luan einen Bescheid der Ausländerbehörde mit der Aufforderung, bis zum 23. Februar in den Kosovo zurückzukehren, erhalten hatte. Es könne kein Asyl gewährt werden. Die Jusos und die Linksjugend Leipzig zeigten sich schnell solidarisch. „Die Härtefallkommission muss den Fall prüfen und die Abschiebung verhindern“, forderte Martin Bönewitz von den Jusos. Die Kommission kann eine Aufenthaltsgenehmigung erteilen, wenn dringende humanitäre oder persönliche Gründe, also sprachliche, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Integration, vorliegen. Das sehen Luans Mitschüler als gegeben an.

 

Zuletzt äußerten sich auch junge CDU-Vertreter zu dem Vorfall. Eric Buchmann (26), Stadtbezirksbeirat in Leipzig-Altwest und Vorstandsmitglied der Jungen Union Leipzig, teilte mit: „Seit einigen Jahren haben wir einen enormen Anstieg von Asylanträgen aus Ländern, die tatsächlich Kriegsgebiete sind. Die Menschen von dort fliehen vor dem Tod und nicht selten vor politischer Verfolgung. Doch der Kosovo ist weder ein Krisen- noch ein Kriegsgebiet.“ Luans Eltern hätten die seit 2016 erleichterten Regelungen zur Arbeitsaufnahme von Menschen aus Balkanstaaten zur legalen Einreise nutzen können.

 

Für größeres Aufsehen sorgten die Aussagen des Vorsitzenden der Schüler-Union Leipzig. Christoph Leonhardt (17) ist ebenfalls Schüler am Max-Klinger-Gymnasium. In seiner Pressemitteilung hieß es: „Es gab ein rechtsstaatliches Verfahren, in dem die Gründe für ein Bleiberecht sorgfältig abgewogen wurden. Das Ergebnis war jedoch die Ablehnung des Antrags.“ Luans Mitschüler müssten den Beschluss akzeptieren – auch wenn dies schwerfalle. „Ich schätze Luan als Mitschüler, aber der Fall ist schwierig“, so Leonhardt weiter. Gute Noten und ein Freundeskreis an der Schule genügten „aber doch nicht, um die Asylregelungen außer Kraft zu setzen. Wo kommen wir denn da hin?“

 

Für diese Meinungsäußerung schlägt Leonhardt im weltweiten Netz eine Welle der Empörung entgegen. Viele seiner Mitschüler, aber auch Außenstehende kritisieren den 17-Jährigen scharf – und selten sachlich. Gegenüber Spiegel Online stellte der junge Leipziger nun klar: „Ich fordere nicht, Luan müsse abgeschoben werden. Ich sorge auch nicht dafür, dass er abgeschoben wird.“ Er würde sich sogar freuen, wenn eine Einzelfallprüfung ergeben würde, dass Luan und seine Familie bleiben dürfen.

 

Das Jugendparlament Leipzig schaltete sich inzwischen ebenfalls in die Debatte ein. Auf seiner Sitzung am Dienstag will der Vorsitzende William Rambow einen Antrag zum sofortigen Stopp aller Abschiebungen von Minderjährigen und Schulpflichtigen erwirken.

 

Die Duldung für einen weiteren Monat sorgt zunächst einmal für Entspannung. Sie erreichte Luan und seine Familie am gestrigen Donnerstag, dem ursprünglichen Abschiebetag. Sie ist unter anderem eine Folge von Benjamin Heinsohns Vorhaben, mithilfe des Sächsischen Flüchtlingsrates eine Härtefallprüfung zu beantragen. Er, seine Eltern und die beiden Geschwister (7 und 16 Jahre alt) müssten vorläufig keine Angst haben, in Abschiebehaft gesteckt zu werden, sagte Luan ein wenig erleichtert zur jüngsten Entwicklung.

 

Von Christian Neffe