Seit Ende 2016 hat die Leipziger Polizei ihren ersten echten Cybercop. Thomas D. (*) arbeitet nach zwölfmonatiger Spezialausbildung nun bei der Digitalen Medienstelle der Leipziger Kripo. Weitere zwei Spezialisten sollen bis Ende dieses Jahres folgen
Leipzig. Seit Ende 2016 hat die Leipziger Polizei ihren ersten echten Cybercop. Thomas D. (*) arbeitet nach zwölfmonatigem Studium nun bei der Digitalen Medienstelle der Kriminalpolizeiinspektion Leipzig. Weitere zwei Spezialisten sollen bis Ende dieses Jahres folgen. „Aufgrund ihres spezialisierten Wissens um die forensische Sicherung und Aufbereitung von elektronischen Daten und Parametern sind die Kollegen damit betraut, solche Daten aufzubereiten“, so Behördensprecherin Maria Braunsdorf auf LVZ-Anfrage. Den Sachbearbeitern aus den Fachkommissariaten werde auf diese Weise geholfen, derartige Daten auszuwerten und so neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Es ist in Sachsen eine handverlesene Schar, die zu neuen Cybercrime-Experten ausgebildet wird. Nach Angaben des Innenministeriums waren es im Jahr 2016 zehn Absolventen, die sich der zwölfmonatigen Ausbildung im Schwerpunkt Computer- und Internetkriminalitätsdienst (CulKD) stellten. Dabei wurden die Polizisten zunächst einer sechsmonatigen fachtheoretischen Ausbildung an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) in Rothenburg unterzogen. Eine Grundausbildung für Computernerds war das nicht. Einsatz- und Schießtraining stand ebenso auf dem Programm wie Unterricht in Öffentlichem Recht und Strafrecht. Eine Rolle spielten auch Kriminologie und Kriminaltechnik, Grundlagen der Verbrechensbekämpfung sowie Vernehmungstechniken.
Der Theorieausbildung schloss sich ein sechsmonatiges Praktikum in sächsischen Polizeidirektionen an. Hier ging es dann um polizeilichen Alltag wie Anzeigenaufnahme und Durchsuchungen. Doch vor allem drehte sich bei den angehenden Cybercops fast alles ums Internet. IT-Beweissicherung und -Ermittlungsunterstützung sowie Soziale Netzwerke waren Ausbildungsschwerpunkte neben Fragen der Fahndung, Telekommunikationsüberwachung, Beweislehre sowie dem Führen von verdeckten Ermittlungen.
Die ersten CulKD-Absolventen Sachsens wurden überwiegend im Landeskriminalamt (LKA) eingesetzt, wo es seit Juni 2014 das Sächsische Cybercrime Competence Center (SN4C) gibt. Allein sieben der zehn Absolventen kamen zum LKA, die übrigen drei Beamten zu den Polizeidirektionen Chemnitz, Görlitz und eben Leipzig. Dabei gibt es bei der hiesigen Polizei bereits Beamte mit „vertieftem, spezialisiertem Wissen auf dem Gebiet der Datenauswertung“, so Braunsdorf.
Thomas D. gehört nun zur neuen Generation in Folge der Ausbildungsoffensive in Sachsen. Das Bemühen um Experten kommt nicht von ungefähr. Hoch professionelle und extrem gut vernetzte Cyberkriminelle waren den Ordnungshütern häufig einen Schritt voraus. Fälle wie jener um den Online-Shop „Shiny Flakes“, über den ein 21-jähriger Leipziger von 2013 bis 2015 fast eine Tonne Drogen verkauft hatte, sorgten für Alarmstimmung. Schließlich war der Kinderzimmer-Dealer in der analogen Welt aufgeflogen, weil er Rauschgiftpäckchen unzureichend frankiert hatte. Komplex ist das Problem auch wegen der Vielfalt an Delikten die mit Hilfe des Internets begangen werden – vom einfachen Betrug über das Abfischen sensibler Daten und Auslösen von illegalen Online-Transaktionen bis hin zur Verbreitung von Kinderpornografie, Waffen und Drogen.
Zum Kampf gegen derartige Kriminalitätsstrukturen gehören übrigens auch moderne Gerätschaften. Der Leipziger Thomas D. verwendet Computertechnik, so Polizeisprecherin Bransdorf, „die weit über die allgemeine Ausstattung eines Computerarbeitsplatzes von Sachbearbeitern der Kriminalpolizeiinspektion hinausgeht“.
(*auf Wunsch des Beamten nennt die LVZ nicht den vollständigen Namen)
Von Frank Döring