Elena Roon galt als Hoffnungsträgerin der AfD. Dann tauchten Auszüge aus einer parteiinternen WhatsApp-Gruppe auf, in der die junge Frau geschmacklose Hitler-Bilder verschickte. Nun sind sie und die Partei in Bedrängnis.
Nürnberg – Bisher galt Elena Roon in der AfD als Hoffnungsträgerin. Die junge Frau aus Nürnberg ist Russlanddeutsche. Mit der Initiative „Sichere Heimat“ organisierte sie Kundgebungen, auf denen vor allem gegen Flüchtlinge agitiert wurde. Die Hoffnung: Sie sollte die 39 000 Russlanddeutschen in Nürnberg für die Partei mobilisieren. Kürzlich wurde im Süden der Stadt sogar, parteiintern umstritten, ein Kreisverband gegründet, dessen Vorsitzende sie nun ist. Das Problem: Elena Roon, die im Wahlkreis Nürnberg-Süd als Bundestags-Direktkandidatin der AfD nominiert ist, sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, die die bayerische Landespartei eigentlich zu vermeiden versucht. Es geht um Hitler.
Stein des Anstoßes ist der Chat einer internen AfD-Gruppe über WhatsApp aus dem vergangenen Sommer. Ein Screenshot kursiert im Internet. Roon verbreitet darin ein Bild mit dem Konterfei Hitlers. Über dem Bild steht: „Vermisst seit 1945.“ Darunter: „Adolf, bitte melde Dich! Deutschland braucht Dich! Das Deutsche Volk!“ Etwas weiter unten dann eine Fotomontage, ebenfalls mit dem Gesicht Hitlers. Er sitzt am Tisch, rauft sich die Haare. Darüber steht: „Islamisten..., die habe ich vergessen!“
Die Landespartei ist alarmiert. Der Vorstand hat eine Untersuchungsgruppe einberufen, um die Angelegenheit zu prüfen. Es gehe um „geschmacklose Bilder, deren Inhalt in keiner Weise dem Selbstverständnis der AfD entspricht“, heißt es in einer Mitteilung. Der Vorgang beschädige „das Ansehen der AfD enorm und ist dazu geeignet, ein falsches Bild der Partei in der Öffentlichkeit zu erzeugen“. Man nehme die Angelegenheit „sehr ernst“.
Die Chat-Affäre rückt die Landespartei ins Zwielicht. Dabei hatte die Führung eigentlich kürzlich versucht, sich von rechtsextremen Strömungen in der Partei abzugrenzen. Dirk Driesang, Mitglied im Bundesvorstand, hatte dem Thüringer Landeschef und AfD-Rechtsaußen, Björn Höcke, in einem offenen Brief den Parteiaustritt nahegelegt – unter Zustimmung des Landesvorstands. Driesang leitet nun auch die Untersuchung im Fall Roon. Sein Bericht erhält in den kommenden Tagen der mittelfränkische Bezirksvorstand. Dann muss die Partei über Maßnahmen entscheiden.
Roon selbst weißt Vorwürfe zurück. „Auf keinen Fall“ wünsche sie sich Adolf Hitler zurück, teilt sie unserer Zeitung auf Anfrage mit. Die Bilder habe sie „ohne böse Absicht“ verbreitet. „Hieraus nun den Eindruck erwecken zu wollen, ich würde den Inhalt der Banner gutheißen, würde die Wirklichkeit ins Gegenteil umkehren.“ Sie habe deutlich darauf hingewiesen, dass sie sich damit nicht identifiziere. „Ich distanziere mich von Rechtsextremismus und Antisemitismus“, schreibt Roon weiter. Deswegen sei sie auch im Juni 2016 aus der Bürgerinitiative „Sichere Heimat“ ausgetreten. Der Initiative war vorgeworfen worden, mit Rechtsextremen zu paktieren.
Wie die Partei weiter mit dem Fall umgeht, ist offen. Offenbar spielen dabei auch Machtrangeleien eine Rolle. Im Dezember hatte sich Roons Kreisverband Nürnberg-Süd gegründet – gegen den Widerstand des bis dahin einzigen Verbandes in der Stadt, aber mit Rückendeckung von Bezirks- und Landesvorstand. In der Partei gibt es Stimmen, die darin eine bewusste Schwächung des etablierten Verbandes sehen.
Dessen Kreischef ist Martin Sichert, der vor der Bundestagswahl 2013 fast Landesvorsitzender geworden wäre. Seine Wahl war aber wegen Unregelmäßigkeiten annulliert worden. Dass der ehrgeizige Sichert den mit 200 Mitgliedern stärksten Kreisverband Bayerns führe, passe manchem nicht, heißt es. Sichert, dessen Verband nun unter „Nürnberg Nord“ firmiert, hatte dann auch das Landesschiedsgericht angerufen. Der neue Kreisverband besteht wohl trotzdem fort – ob seine Chefin aber Elena Roon bleibt, dürfte fraglich sein.