Nachbar hörten klirrende Scheiben, Feuerwehr vermutet Brandsatz
Bielefeld. Nach dem Brand am frühen Mittwochmorgen im Gemeindehaus der islamischen Gemeinschaft der Bosniaken an der Bielefelder Ziegelstraße hat nun eine Mordkomission die Ermittlungen übernommen. Kriminalhauptkommissar Thorsten Stiffel leitet ein vierzehnköpfiges Team, mit Brandermittlern und Beamten des Staatsschutzes. Sie sei eingesetzt worden, weil durch das Feuer Menschenleben in Gefahr gerieten, erläuterte eine Polizeisprecherin. Laut gemeinsamer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft wird auch geprüft, ob es eine politisch motivierte Tat oder einen anderen Grund für das Feuer gebe. Es könne aber noch nicht gesagt werden, ob der Brand vorsätzlich gelegt wurde, betonte die Sprecherin.
Nachbarn hatten um 3.10 Uhr Fensterscheiben klirren hören, einen Feuerschein gesehen und die Feuerwehr alarmiert. "Als wir vor Ort eintrafen, schlugen die Flammen aus dem Innenraum des Gemeindesaals durch das zerstörte Fenster nach außen", berichtet Michael Graf, Einsatzleiter der Feuerwehr.
Die Einsatzkräfte gingen zunächst davon aus, dass sich zwei Menschen in den Räumen der islamischen Gemeinschaft befinden. Beim Durchsuchen des Gebäudes fanden sie im Keller tatsächlich den schlafenden Imam der bosnischen Muslime, Mohamed Fetic. Der 60-Jährige wurde geweckt und konnte unverletzt bei Nachbarn in einem angrenzenden Wohnhaus unterkommen.
Im Gemeindesaal, der von etwa 100 Mitgliedern regelmäßig besucht wird, stand ein Sofa und eine Bücherwand in Flammen. Der Brand konnte schnell gelöscht werden. Mit der Suche nach weiteren Brandnestern warten die Brandbekämpfer, um keine Spuren für die kurze Zeit später eintreffenden Beamten der Kriminalwache zu verwischen. Auch der Staatsschutz traf ein, um seine Ermittlungen wegen möglicher religiöser oder politischer Hintergründe aufzunehmen.
2. Vorsitzender: "Beängstigend"
Nach ersten Informationen soll von außen die Scheibe des Gemeindesaals eingeworfen worden sein. Dann wurde vermutlich ein Brandbeschleuniger durch das Fenster in den Innenraum geworfen oder geschüttet. Um welches Material es sich handelte, ist noch nicht bekannt. Im Nahbereich des Brandortes fahndete die Polizei nach verdächtigen Personen.
Der 2. Vorsitzende der islamischen Gemeinschaft, Nihar Becirovic, zeigte sich vor Ort betroffen."Es ist beängstigend, ich dachte, dass so etwas in Bielefeld nicht passieren kann", sagte er. Gegen 6 Uhr am Morgen war die Arbeit der Feuerwehr, die mit etwa 25 Einsatzkräften vor Ort war, beendet. Die Ermittlungsarbeit der Brandexperten wird noch den ganzen Tag andauern.