Den Umgang mit dem Wutbürger lernen

Erstveröffentlicht: 
15.12.2017

Ein neuer Verein möchte Bürgermeister anleiten, wie sie Probleme vorher erkennen. Der Chef kommt aus Dresden und hat prominente Mitbegründer.

 

Von Andreas Weller

 

Der Eindruck, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet, ist nicht neu. Joachim Klose will dem entgegenwirken. „Die Menschen werden radikaler, nicht nur nach rechts oder links“. Sie seien enthemmt, schimpfen auf „die da oben“, wollen aber nicht mitwirken, um Dinge zu verändern. Politiker wissen häufig nicht, wie sie diese Menschen erreichen. Genau dort will das „Zentrum für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Integration“ ansetzen.

 

Klose ist Vorsitzender des neuen Vereins und hat als Mitbegründer elf namhafte Professoren wie die Politikwissenschaftler Ulrike Ackermann, Alfred Grosser, Barbara Zahnpfennig und Werner Patzelt, Philosophen wie Hermann Lübbe, Walter Schmitz, Walter Schweidler und Hans-Dieter Zimmermann. Es gehe aber nicht um Eliten, sondern am Ende immer um das Volk, betont Klose, der die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung in Dresden leitet.

 

Auslöser für die Gründung des Vereins war die Asyl-Krise und der Umgang damit. „Es geht darum, zu verstehen, was eine Ankunftsgesellschaft ausmacht“, so Klose. Der Verein richte sich nicht explizit gegen Pegida, sondern will künftig verhindern, dass den Menschen der Anlass gegeben wird, sich so einem Bündnis anzuschließen, auf die Straße zu gehen und den Unmut lautstark zu äußern. „Ich reagiere gar nicht auf Pegida. Die Themen, die dieses Bündnis anspricht, waren schon lange im Gang und wurden bearbeitet, bevor es Pegida gab“, so Klose. Pegida sei nur ein Ausdruck des Auseinanderdriftens der Gesellschaft.

 

Der Verein will Ansprechpartner für Städte und Gemeinden werden, Ober- und Bürgermeistern vermitteln, wie sie am besten mit ihren Bürgern kommunizieren können. „Wir wollen beibringen, wie sie mit Menschen umgehen können, die aus den unterschiedlichsten Bezügen kommen“, erklärt Klose. Dresden und Sachsen sei für den Verein die erste Ebene. Später könne Klose sich auch vorstellen, den Ansatz auf ganz Deutschland und eventuell auch Europa auszudehnen.

 

Im besten Fall könnten so mögliche Probleme vorher erkannt und gelöst werden. Wenn es aber zum Streit kommt, sollen die Amtsträger lernen, wie sie deeskalieren können. Eine Erklärung zum Umgang mit dem Wutbürger sozusagen. Politische Bildung erkläre, wie Demokratie funktioniert. „Wir wollen, dass die Beteiligten sich gegenseitig verstehen“, so Klose. Außerdem sollen Bürger so auch ermutigt werden, sich einzubringen. Es gehe nicht darum, zu erklären, wie man noch einen Verein gründen könne. In der Gesellschaft herrscht laut Klose schon länger eine Neid-Debatte und eine große Unzufriedenheit. „Das hat nicht erst mit den Flüchtlingen begonnen.“ Diese Unzufriedenheit solle den Menschen genommen werden, indem Politiker von den Vereinsmitgliedern lernen, wie sie besser mit den Bürgern kommunizieren können. „Wir können Erfahrung und Kompetenz einbringen.“

 

Dazu sind ab 2017 Workshops geplant, es gibt Veranstaltungen, bei denen eine eigene Buchreihe vorgestellt wird, und in der Planung ist noch vieles mehr. Der Verein sucht auch noch Mitstreiter, die sich engagieren wollen. „Wir sind offen für Neue und Neues“, unterstreicht Klose. Einen Internetauftritt hat der Verein bisher noch nicht freigeschaltet.