Alljährlich finden wir das gleiche Schauspiel in Pforzheim wieder – der „Freundeskreis ein Herz für Deutschland“ (FHD) versammelt sich mit anderen Faschisten auf dem Wartberg, um eine Fackelmahnwache abzuhalten. Sie beziehen sich dabei auf die Bombardierung Pforzheims durch die Alliierten am 23. Februar 1945. Für die faschistische Veranstaltung an dem historischen Datum werden die geschichtliche Ereignisse rund um die Befreiung bewusst umgedichtet und verschleiert.
Sämtliche Gräueltaten des deutschen Faschismus, die systematische Vernichtung von Millionen von Menschen, die der rechten Ideologie nicht entsprachen, und der deutsche Angriffskrieg werden verschwiegen und verleugnet – dadurch rücken sie Deutschland in eine falsche Opferrolle. Diese geschichtsrevisionistische Schiene ist schon seit langem ein Standbein der faschistischen Weltanschauung. Blickt man also hinter die Fassade des harmlos klingenden „Freundeskreises“, wird klar, dass er ein aktiver Teil der rechten und faschistischen Kräfte in Pforzheim und der Region ist.
Der Ruck nach Rechts – auch in Pforzheim
Seit Jahren ist diese Fackelmahnwache das größte regelmäßig
stattfindende Nazievent in Baden-Württemberg. In Zeiten des
Rechtsrucks müssen wir jedoch verzeichnen, dass es mitttlerweile
eine Vielzahl von Events aus unterschiedlichsten rechten Spektren
gibt. Das von Krisen geprägte kapitalistische System führt die
Bevölkerung in Existenzängste und grundlegende Unsicherheit, was
den Weg für einen gesellschaftlichen Ruck nach Rechts europaweit und
auch in der BRD ebnet. Selbstverständlich finden sich diese
Entwicklungen mit verschiedenen Akteuren auch in Pforzheim
wieder.
Für die Öffentlichkeit am deutlichsten sichtbar war
dies an den extrem hohen Wahlergebnissen der AfD bei der Landtagswahl
2016. Sie erlangten 24,2% der Stimmen aus dem Wahlkreis Pforzheim, in
manchen Stadteilen sogar bis zu 44%. Außerdem sind Meldungen von
faschistischen Angriffen gegen MigrantInnen oder politisch
Andersdenkende keine Seltenheit in der Region. Auch in Pforzheim
fanden in den letzten Jahren darüber hinaus mehrmals rassistische
Kundgebungen gegen Geflüchtete mit hohen Teilnehmendenzahlen
statt.
Durch diese Bandbreite an rassistischen Akteuren und
Strömungen wird ersichtlich, dass es in Pforzheim einen festen
Nährboden für rechtes Gedankengut gibt. Das liegt auch an der
Wegschaupolitik der Stadt Pforzheim – weder konnte sie das
historische Ereignis in der Stadt so aufarbeiten, dass es richtig in
den Zusammenhang der faschistischen Barbarei eingeordnet wird, noch
versucht sie wirklich etwas gegen die jährliche Nazifackelmahnwache
zu unternehmen. Vielmehr kommt sie den Rechten entgegen, indem sie
selbst geschichtlich unvollständige Gedenktafeln aufstellt und den
Anschein vermittelt, dass Pforzheim kein Naziproblem hätte.
Seien
es nun also die Rechtspopulisten von der AfD, der FHD oder andere
Faschisten, sonstige Reaktionäre oder auch die Stadt selbst – sie
tragen mit unterschiedlichen Strategien dazu bei, dass der Rechtsruck
sich auch in Pforzheim weiter entfalten kann. Dabei betreiben die
einen Geschichtsrevisionismus, die anderen hetzen in gewohnt plumper,
faschistischer Manier gegen diejenigen in der Gesellschaft, die von
den herrschenden Missverhältnissen wie Armut oder
Perspektivlosigkeit am meisten betroffen sind – nämlich
MigrantInnen und Geflüchtete.
Es liegt an uns!
So regelmäßig wie die Nazifackelmahnwache stattfindet, so
unnachgiebig ist auch der antifaschistische Protest dagegen. In den
letzten Jahren konnten wir den Faschisten mit starkem Gegenwind
begegnen und gleichzeitig unsere eigenen Inhalte für den Kampf um
eine solidarischen Gesellschaft auf die Straße tragen. Und das trotz
der Bemühungen von Stadt und Polizei in den letzten Jahren, mit
Strafbefehlen und Verfahren, mit unhaltbaren Ingewahrsamnahmen und
Aufenthaltsverboten, mit brutalen Knüppel- und Pfeffersprayeinsätzen
den Gegenprotest einzuschüchtern.
Dieses Jahr wollen wir an das
Errungene der letzten Jahre anknüpfen, an die Mobilisierung von
hunderten Menschen zu direkten Gegenprotesten und das klare Signal,
dass die Stadt an diesem Tag nicht den Nazis gehört. Denn nach wie
vor ist das Nazievent von Bedeutung und gleichzeitig Gelegenheit für
uns, unseren Widerstand weiterzuentwickeln.
Zeigen wir, dass nur
der Kampf für ein solidarisches Zusammenleben ohne Ausbeutung und
Unterdrückung die Antwort auf aktuelle Probleme sein kann. Die
Faschisten auf der anderen Seite liefern nur vermeintliche Antworten,
die schon in der Vergangenheit deutlich gezeigt haben, dass sie für
die Bevölkerungsmehrheit alles andere als ein besseres Leben in
Aussicht stellen.
Das heißt für uns alle am 23. Februar 2017 wieder in Pforhzeim gegen die Faschisten auf dem Wartberg vorzugehen und einen starken antifaschistischen Protest auf die Beine zu stellen!
Am Tag selbst:
18:00 Pforzheim Bahnhof/ gemeinsame Demonstration zum Wartberg
18:30 Hotel Hasenmaier/ Kundgebung und Anlaufpunkt für Proteste
Anreisen:
Treffpunkt für die Anreise aus Stuttgart: 16:40 Stuttgart Hauptbahnhof vor dem Burger King
Treffpunkt für die Anreise aus Villingen-Schwenningen 15:00 Schwenningen Bahnhof
Treffpunkt für die Anreise aus Tübingen: 15:20 Tübingen Hauptbahnhof
Treffpunkt für die Anreise aus Karlsruhe: 17:00 Karlsruhe Hauptbahnhof (Südausgang)
Aktuelle Infos findet ihr auch unter: http://nonazis23feb.blogsport.de
UnterstützerInnen
AIHD/IL
Antifaschistische Aktion (Aufbau) Mannheim
Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart
Antifaschistische Aktion (Aufbau) Tübingen
Antifaschistische Aktion [O] Villingen-Schwenningen
Antifaschistische Aktion Karlsruhe
Antifaschistische Aktion Lörrach
Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region
Antifa Rheinpfalz
Cafe Alerta!
Kulturschock Zelle e.V.
Linksjugend [’solid] Reutlingen
Offenes treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen
Offenes Antifaschistisches Treffen Karlsruhe
Offenes Antifaschistisches Treffen Mannheim
Offenes Antifaschistisches Treffen Villingen-Schwenningen
VVN-BdA Kreisvereinigung Esslingen