Im Westwerk im Stadtteil Plagwitz wächst die Angst der Mieter vor Veränderungen. Nach der Galerie Westpol soll auch das Sublab bis zum Sommer ausziehen, so ein Sprecher des Vereins gegenüber LVZ.de.
Leipzig. Geplante Umstrukturierungen im Westwerk sorgen seit Tagen für Unruhe im Stadtteil Plagwitz. Nach einem anonym veröffentlichen Demonstrations-Aufruf und Erläuterungen des Westwerk-Verwalters zu den geplanten Veränderungen melden sich nun Mieter des Plagwitzer Kunst- und Kulturzentrums zu Wort. Ein Sprecher des auf Netzwerk- und Computertechnik spezialisierten Vereins Sublab berichtet von drastisch erhöhten Abschlagszahlungen und einer abrupten Kündigung des Mietverhältnisses.
„Das Sublab gibt es seit fast neun Jahren im Westwerk und wir hatten immer ein gutes Verhältnis zum Vermieter, haben unsere Miete auch immer pünktlich gezahlt. Zum Ende des Jahres flatterte uns nun allerdings eine absurde Erhöhung der Nebenkostenabschläge um etwa 60 Prozent ins Haus – mit der Begründung, Miete und Nebenkosten seien nicht kostendeckend. Aufgrund eines Formfehlers haben wir der Erhöhung widersprochen. Und prompt wurde uns vergangene Woche fristgerecht zum 31. Juli gekündigt“, so Sublab-Sprecher Olf am Mittwoch gegenüber LVZ.de.
Der Verein, der sich auch als Infrastruktur für die hiesige Hacker- und Alternativkultur versteht, hält die Begründung der Mieterhöhung für unglaubwürdig, verweist dabei auf bisher sehr detailliert aufgeschlüsselte Abrechnungen des Vermieters. „Ich denke, unsere bisherigen Nebenkostenabschläge waren realistisch, wir mussten kaum etwas nachzahlen. Insofern ist die Erhöhung für uns nicht nachvollziehbar“, sagte Olf am Mittwoch.
Sublab-Räume für kommerzielle Nutzung angeblich unattraktiv
Der bisher auf etwa 200 Quadratmeter im Westwerk arbeitende Computer-Verein habe natürlich auch von den geplanten Umstrukturierungen erfahren – hält allerdings einen Zusammenhang der Kündigung zur Schaffung von Freiflächen für kommerziellere Mieter für unwahrscheinlich. „Ich denke nicht, dass die Sublab-Räume dafür in Frage kommen. Die Halle für den möglichen Supermarkt ist doch an einem ganz anderen Ende des Westwerks und aufgrund von fehlendem Fahrstuhl, schlechter Heizbarkeit und maroden Fenstern sind unsere Räume auch eher unattraktiv“, so der Sprecher weiter.
Im Interview mit LVZ.de hatte Westwerk-Verwalter Peter Sterzing am Dienstag erklärt, dass im Kunst- und Kulturzentrum einzelne Räume saniert und neu vermietet werden sollen. Unter anderem sei das Mietverhältnis mit der Galerie Westpol beendet worden. Die angestrebten Umstrukturierungen hätten aber noch nicht zu konkreten Verhandlungen mit Neumietern geführt. Zudem erklärte Sterzing, den bisherigen Charakter des von insgesamt 100 Mietern bewohnten Gebäudekomplexes grundsätzlich erhalten zu wollen. „Richtig ist allerdings, wir suchen für die frei werdenden Räume etwas, das jeden im Stadtteil anspricht und nicht nur sehr spezielle Interessen bedient. Wir müssen das Westwerk ja auch finanzieren können“, sagte Sterzing.
Zum sogenannten Westwerk in Plagwitz gehören mehrere Gebäude des ehemaligen VEB Industriearmaturen an der Karl-Heine-Straße. Das Ensemble bietet nun als Kunst- und Kulturzentrum zahlreichen Vereinen, Künstlern, Handwerker, kleineren Unternehmen und Gastronomen Platz, ist zudem häufig Veranstaltungs- und Ausstellungsort der Offkultur-Szene.
Von Matthias Puppe