Erneute Hetzrede des Rechtspopulisten - Eklat in Dresden: AfD-Politiker Höcke kritisiert Berliner Holocaust-Mahnmal

Erstveröffentlicht: 
18.01.2017

Rund 250 Menschen demonstrierten am Dienstagabend gegen den Auftritt des thüringischen AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke im Dresdner Brauhaus Watzke. Die Gegendemonstranten durften nicht direkt vor dem Veranstaltungsort demonstrieren, sondern mussten auf die gegenüberliegende Seite der Leipziger Straße ausweichen.

 

Dresden. Der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke hat mit massiver Kritik am Holocaust-Gedenken wieder einmal erhebliche Empörung ausgelöst. Offensichtlich mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin sagte Höcke am Dienstagabend auf einer stark frequentierten Veranstaltung der sogenannten Jungen Alternative in Dresden: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“ Zudem verglich der AfD-Mann Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem ehemaligen DDR-Staatschef Erich Honecker.

 

Rund 250 Menschen demonstrierten am Dienstag gegen den Auftritt des Rechtspopulisten im Brauhaus Watzke. Der Leipziger Grünen-Landesvorstand Jürgen Kasek hatte den Protest angemeldet. Die Gegendemonstranten durften nicht direkt vor dem Veranstaltungsort demonstrieren, sondern mussten auf die gegenüberliegende Seite der Straße ausweichen.

 

In seiner Rede, die vom rechtspopulistischen Leipziger Magazin "Compact" auch ins Netz gestreamt wurde, erklärte Höcke weiter, bis jetzt sei der deutsche Gemütszustand der „eines brutal besiegten Volkes“. „Anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten, weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben, [...] vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser Welt [...], und anstatt unsere Schüler in den Schulen mit dieser Geschichte in Berührung zu bringen, wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht“, so der Thüringer Rechtspopulist. 

 

Zentralrat: Höcke tritt Angedenken an ermordete Juden mit Füßen


Als „zutiefst empörend und völlig inakzeptabel“ bezeichnete der Zentralrat der Juden die Äußerungen des AfD-Politikers. Höcke trete das Andenken an die sechs Millionen Juden, die in der NS-Zeit ermordet wurden, mit Füßen. Mit seinen Worten relativiere der AfD-Politiker dieses schwerste und in dem Ausmaß einzigartige Menschheitsverbrechen, erklärte der Zentralratsvorsitzende Josef Schuster am Mittwoch. „Die AfD zeigt mit diesen antisemitischen und in höchstem Maße menschenfeindlichen Worten ihr wahres Gesicht“, so Schuster. „Dass 70 Jahre nach der Schoah solche Aussagen eines Politikers in Deutschland möglich sind, hätte ich nicht zu glauben gewagt“.

 

Laut Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) habe Höcke das politische Feldder AfD nun noch weiter nach rechts verschoben: „Dass Höcke am Tag des NPD-Verbotsverfahrens das Holocaust-Mahnmal mit dem Wort Schande und nicht den Holocaust als Schande bezeichnet, macht deutlich, in welcher geistigen Haltung Höcke agiert“, sagte Ramelow am Mittwoch. SPD-Vize Ralf Stegner sprach auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von einer „Hetz-Rede“ und forderte: „Null Einfluss für das Neonazipack!“ Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter nannte die Rede des AfD-Politikers „unsäglich“. „Die AfD muss sich unmissverständlich davon distanzieren und sich bei unseren jüdischen Freundinnen und Freunden entschuldigen.“

 

Angesicht der neuerlichen Höcke-Provokation verglich der frühere Leipziger Thomaskirchen-Pfarrer Christian Wolff am Mittwoch die aktuelle Situation mit den Jahren vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten: "Natürlich wiederholen sich politische Abläufe nicht. Aber damals wie heute zerbrechen die politischen Bewegungen, die Bündnisse, die Kooperationen über Grenzen hinweg, die nach den Erfahrungen des 1. Weltkrieges versucht hatten, im Innern demokratische Verhältnisse aufzubauen, Pluralität zu entfalten und nach außen durch Völkerverständigung zukünftigen Kriegen vorzubeugen", so Wolff am Mittwoch. (mit dpa)