Der Neue an Maik Schneiders Seite: Neonazi-Anwalt kritisiert alte Prozess-Taktik

Rechtsanwalt Jens-Michael Knaak (l-r), der angeklagte NPD-Politiker Maik Schneider und Rechtsanwalt Ulli Herbert Boldt.Quelle: dpa-Zentralbild
Erstveröffentlicht: 
12.01.2017

Der angeklagte Neonazi Maik Schneider hat einen neuen Verteidiger. Der Anwalt ist in der rechten Szene kein Unbekannter – auch über seine Anwaltstätigkeiten hinaus. Eine bürgerliche Politikkarriere scheiterte an seiner Vergangenheit. Jetzt wurde er von Schneider selbst ausgesucht und übt deutlich Kritik an der Arbeit seines Vorgängers.

 

Potsdam. Der Hauptangeklagte im Nauener-Neonazi-Prozess, Maik Schneider, hat seit Anfang des Jahres einen neuen Rechtsbeistand: Ulli H. Boldt. Und der spart nicht mit Kritik an seinem Vorgänger.

 

Schneider wird unter anderem vorgeworfen, eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Nauen angezündet zu haben. Im Prozess gab sich der NPD-Politiker selbstsicher und fiel vor allem durch teils verwirrende Monologe und bizarre Erklärungen auf. Zudem wurde ein Befangenheitsantrag gegen einen Schöffen gestellt, der jedoch abgelehnt wurde, weil ihn Schneiders bisheriger Anwalt Jens-Michael Knaak zu spät eingereicht hatte.

 

Überhaupt sei die bisherige Prozess-Taktik eher unglücklich, so Boldt am Donnerstag am Rande des achten Verhandlungstages. Er vermutete gegenüber MAZonline, dass Schneider von seinem bisherigen Anwalt anscheinend nicht ausreichend beraten wurde.

 

Boldt ist von Schneider selbst kontaktiert worden. Dieser habe von anderen Gefangenen einen Tipp bekommen, sagte der Anwalt auf Nachfrage. „Wie das halt so läuft im Gefängnis.“ Der Verteidiger wird von der Familie Schneiders bezahlt. 

 

Rechte Vergangenheit


Der neue Anwalt hat sich in der rechten Szene bereits einen Namen gemacht. Auch hat er selbst eine Karriere als Neonazi hinter sich, nahm an Rudolf-Hess-Gedenkmärschen in Oranienburg und Frankfurt (Oder) teil und meldete Kundgebungen zum Kriegsgräberfriedhof in Halbe an.

Boldt soll es als Spitzenfunktionär der Kulturgemeinschaft Preußen in Berlin auch zu einem Eintrag im Verfassungsschutzbericht des Bundesinnenministeriums gebracht haben, vermeldete der „Focus“.

 

Später gründete er die Junge Union in Königs Wusterhausen und versuchte andererseits, auf einer freien Liste für die PDS in Halbe ins Gemeindeparlament einziehen. Als Boldts 90er-Jahre-Vergangenheit bekannt wurde, scheiterten seine politischen Ambitionen jedoch. Heute ist er als Rechtsanwalt in Berlin-Wilmersdorf, Potsdam, Dresden und Hamburg aktiv.