Oxfam-Studie - Diese Männer sind reicher als die halbe Menschheit

Erstveröffentlicht: 
16.01.2017

Noch nie in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte war der Wohlstand weltweit so ungleich verteilt wie heute: Acht Männer besitzen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit, sagt Oxfam. In einer Studie beschreibt die Organisation, wie sich die Wohlstandsschere immer weiter öffnet. Und zeigt auf, wie das geändert werden könnte.

 

Davos. Der Club der Superreichen kann die nächste Champagnerflasche köpfen. Gerade mal acht Menschen besitzen zusammen 426 Milliarden US-Dollar und damit mehr als die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist größer als angenommen. Reiche, warnt die Hilfsorganisation Oxfam, verschafften sich Vorteile auf Kosten des Allgemeinwohls.

 

Oxfam legt am Montag Daten zur Verteilung des Wohlstands vor, pünktlich zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos. Aufmerksamkeit ist da gewiss, Kritik allerdings auch. Oxfam beruft sich bei der Ermittlung der Reichsten auf die Reichenliste der Zeitschrift „Forbes“. Die ersten acht Plätze belegen Microsoft-Gründer Bill Gates, Bekleidungsunternehmer Amancio Ortega, Investor Warren Buffett, Unternehmer Carlos Slim Helu, Amazon-Gründer Jeff Bezos, Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Software-Unternehmer Larry Ellison, Medienmogul Michael Bloomberg. 

 

Kofler: „Oxfam-Bericht ist alarmierend“


Doch die Angaben zum Vermögen der Superreichen enthalten ebenso wie die Angaben zum Haben aller Übrigen Schätzungen. Diesmal aber ist Oxfam auf seine Kritiker zugegangen und hat genauere Vermögensdaten aus China und Indien berücksichtigt – und festgestellt, dass die Ärmeren noch weniger haben. Vor einem Jahr hatte Oxfam berechnet, dass das Vermögen der 62 Reichsten dem der ärmeren Hälfte entspreche. Auf Basis der neuen Daten wären es im vergangenen Jahr neun Milliardäre gewesen, die so viel hatten wie 3,6 Milliarden Menschen. Heute sind es acht.

 

„Der Oxfam-Bericht ist alarmierend, denn eine Verschärfung der Ungleichheit ist Auslöser für zahlreiche Konflikte“, sagt Bärbel Kofler, Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), zu dem diese Zeitung gehört. „Millionen hungern, obwohl in der Welt genug produziert wird, um sie zu ernähren. Dieses Verteilungsproblem ist ein Skandal“, so die SPD-Politikerin.

 

Deutschland müsse seine Verantwortung wahrnehmen: „Es geht nicht nur darum, dass wir in Deutschland irgendetwas ein bisschen besser machen, sondern auch darum, dass die Wechselwirkungen besser berücksichtigt werden zwischen dem, was in Deutschland passieren muss, und dem, was international passieren muss.“ Kofler fordert die Bundesregierung zu mehr Einsatz für fairen Handel, Steuergerechtigkeit und Arbeitnehmerrechte auf.

 

Oxfam selbst macht für die Ungleichheit politische und unternehmerische Fehlentwicklungen verantwortlich. Sie fordert, dass Staaten stärker kooperieren anstatt gegeneinander in einen Wettbewerb um die niedrigsten Unternehmenssteuern zu treten. Gleichzeitig sollen sie unternehmerisches Handeln fördern, das sich weniger auf Kapitalgeber und stärker auf Arbeiter und Umweltkosten konzentriert.

Von Marina Kormbaki