Tagesseminar: Islamismus als Krisenreaktion

Das Tagesseminar findet am Samstag, den 21. Januar, von 12 bis 20 Uhr in der nGbK statt. Bitte eine Anmeldung per Email an: freu.de.kla@gmx.de. Dann erhaltet ihr auch den Reader mit den Texten für das Seminar.

 

Weitere Informationen: www.kosmoprolet.org

 

Islamismus als Krisenreaktion

 

Der Islamismus ist ohne Frage eines der zentralen Themen der Gegenwart. Allzu oft wird der Islamismus dabei jedoch als archaische, also vormoderne Erscheinung abgetan. Dabei sehen wir in den gegenwärtigen islamistischen Gruppen und Gangs ein Phänomen der kapitalistischen Krise: »Wer vom Kapitalismus nicht reden will, sollte vom Islamismus schweigen!« Der moderne Islamismus entstand im Umfeld und als Reaktion zu der Weltwirtschaftskrise von 1929. Er ist auch aktuell eine reaktionäre Antwort auf die Krise, der gegen die Moderne, die Aufklärung und auch alle linken Ideen als vermeintliche Ursache der Krisen vorgeht.

 

In aufstrebenden islamistischen Bewegungen wie beispielsweise dem IS versammeln sich meist Männer, die sich vor dem Hintergrund massiven sozialen und/oder psychischen Elends zu gewalttätigen Herren über andere aufschwingen. Die im Kern auf Unterwerfung abzielende Ideologie legitimiert eine gewaltsame Praxis und scheinbar privilegierte soziale und ökonomische Existenz. Die Niederlage des »Arabischen Frühlings« hat zur Stärkung des Islamismus geführt. Obwohl sich die Islamisten, wenn auch eher zaghaft, an den Protesten beteiligt haben, müssen sie als eine der dynamischen und konterrevolutionären Kräfte in den Revolten gesehen werden.

 

Auch von linker Seite wird der Begriff Islamismus zumeist als inhaltsleere Hülle gebraucht. Entweder wird in moralisch verdammender Absicht von »Islamfaschismus« gesprochen oder toleranzgeschwängert und antirassistische Alarmglocken läutend vor steigender »Islamophobie« gewarnt. Darum haben die Genossinnen und Genossen von La Banda Vaga den Versuch unternommen, sich dem Phänomen mit einigen Thesen über die materiellen und historischen Grundlagen des Islamismus sowie zu den daraus resultierenden politischen Konsequenzen anzunähern. Diese Thesen werden sie auf der Veranstaltung vorstellen und im Anschluss diskutieren.

 

In dem Tagesseminar wollen wir zunächst Textauszüge aus einem Buch von Gilles Kepel diskutieren, der sich mit der sozialen Zusammensetzung des zeitgenössischen Islamismus befasst. Der psychoanalytischen Dimension des Phänomens nähern wir uns dann mit einem Aufsatz von Gerhard Vinnai. Abschließend soll es um das Verhältnis der Linken zum Islamismus gehen, besonders um den Begriff der »Islamophobie«; dazu liegen Texte von Pariser Genoss/innen und von Kenan Malik vor. Als Beigabe enthält dieser Reader außerdem einen Aufsatz von Lafif Lakhdar, der veranlasst durch die iranische Revolution sich um eine historisch-materialistische Analyse bemüht.

 

Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft

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