Polizei: "In jedem Fall gewappnet"

Erstveröffentlicht: 
09.01.2017

Als vor einem Jahr Legida in Leipzig sein einjähriges Bestehen feierte, zogen im Schatten der Jubiläumsveranstaltung 250 Rechtsextreme durch das linke Stadtviertel Connewitz und zerschlugen Fensterscheiben, bedrohten Menschen. Jetzt, zwölf Monate später, will Legida sein zweijähriges Jubiläum begehen. Mehrere Gegendemonstrationen sind angekündigt. Die Polizei sagt, man sei vorbereitet.

 

 

von Thomas Matsche, MDR AKTUELL

 

Eine Connewitzer Ladeninhaberin erinnert sich an die Ereignisse vor einem Jahr: "Bei uns war die Glasscheibe kaputt. Aber wir haben eine Glasversicherung und da konnte das alles mit mehr oder weniger Aufwand ersetzt werden." Die junge Frau, die ihren Namen nicht nennen will, sagt, wie viele Menschen in dem Viertel verabscheue sie Neonazis.

 

Aber ebenso lehne sie Gewalt im Allgemeinen ab, egal aus welchem Lager diese komme. Für die Menschen, die geschädigt würden und denen Angst gemacht werde, sei es "eigentlich wirklich egal, ob das Nazis sind, die hier durchsausen oder - auch wenn ich mir hier jetzt nicht viele Freunde mache - ob es die Linken sind, die den Südplatz zerdemmern". Schlussendlich sei dort, wo etwas passiere, immer der kleine Bürger oder der normale Mann arm dran.

 

Ein Gutes, wenn man so will, habe das Ganze aber gehabt, resümiert die junge Frau. Man achte wieder mehr aufeinander und lerne neue Menschen im Viertel kennen. Und sie hofft, dass der Protestzug am Montag gegen Legida in Connewitz gewaltfrei abläuft. 

 

"Wut und Erinnerung"


Dieser wurde von Juliane Nagel, Landtagsabgeordnete der Linken, angemeldet. Unter dem Motto "A monday without you" wollen ab 17:30 Uhr rund 150 Teilnehmer in die Leipziger Innenstadt laufen. Juliane Nagel glaubt, dass die Demo friedlich bleibt. Auch wenn Ende Dezember Plakate in Connewitz auftauchten, die die Namen mutmaßlicher Gewalttäter des Überfalls zeigten.

 

Nagel sagt: "Die Wut und die Erinnerung und der Appell, dass so etwas nicht wieder passieren darf, das wird im Vordergrund stehen und wird sicher auch Sprechchöre prägen. Aber ich gehe davon aus, dass es keine tätliche Gewalt geben wird." 

 

Sensible Punkte


Wie sich der Protest am Montagabend entwickeln wird, weiß auch die Leipziger Polizei nicht. In jedem Fall wolle man gewappnet sein, erklärt Sprecher Andreas Loepki. Denn der Protestzug werde voraussichtlich an sensiblen Punkten in der Stadt vorbeiführen.

 

Loepki erklärt: "Sie haben sich in den letzten Monaten mehrfach um Legida positioniert, haben verschiedene Aufzüge durchgeführt und sind dabei stets an konkreten Adressen vorbeigelaufen. Ich nenne jetzt Anwaltskanzleien, Firmen, auch Privatpersonen, die sie mehr oder weniger der rechten Szene zuordnen, als Unterstützer brandmarken wollten."

 

Dies könnte auch am Montagabend wieder ein Thema sein, glaubt Loepki. Denn die Polizei rechnet mit mehr Teilnehmern als sonst, die aufgrund des besonderen Anlasses aggressiver auftreten könnten. Mehrere Hundertschaften werden deshalb im Einsatz sein. Aber nicht nur um den Protestzug zu begleiten, sondern auch um einen erneuten Angriff von Neonazis auf das linke Stadtviertel wie vor einem Jahr zu verhindern.