Der Brandanschlag auf das Arbeitsamt in Leipzig hat größere Folgen als angenommen. 86 Räume des Jobcenters müssen nach dem Feuer in der Silvesternacht gesperrt werden. Die Täter sind noch immer unbekannt, im Netz tauchte jedoch ein Solidaritätsschreiben auf.
Leipzig. Durch den Brandanschlag auf das Arbeitsamt in Leipzig-Möckern sind deutlich schwerere Schäden entstanden als bislang angenommen. Insgesamt 86 Büros des Jobcenters seien nach dem Feuer in der Silvesternacht vorerst nicht mehr nutzbar. Die meisten seien stark verraucht, sagte Jobcenter-Sprecher Ronny Schleicher am Mittwoch gegenüber LVZ.de. Insgesamt 90 Mitarbeiter müssen deshalb in neue Räume umziehen. Dort müssten neue Möbel und Computer zur Verfügung gestellt werden. „Das ist ein Kraftakt und bringt natürlich Unruhe ins Haus“, so Schleicher.
In den nächsten Tagen könnte es durch den Umzug zu Einschränkungen im Behördenbetrieb in der Georg-Schumann-Straße 150 kommen, bat das Jobcenter um Verständnis. Der Schutz der Mitarbeiter und Kunden genieße jedoch oberste Priorität. Das Jobcenter hat weiter regulär geöffnet und ist auch telefonisch erreichbar.
„Wir folgen mit unserer Entscheidung der Empfehlung der zurate gezogenen Experten und werden unter anderem die Raumluft auf Schadstoffe untersuchen lassen“, kündigte Schleicher an. Dazu soll ein entsprechendes Gutachten angefertigt werden. Bis dahin bleiben die Räume abgesperrt. Sie grenzen an die vom Brand betroffenen Zimmer – fünf Büros, ein Lager und ein Sozialraum – an. Die Räume müssten komplett ausgeräumt und saniert werden. Bei dem Brand waren auch Akten zerstört worden. Die Schadenshöhe steht bislang noch nicht fest.
„Wer drangsaliert, muss damit rechnen, dass es knallt“
Unbekannte hatten laut Polizei in der Silvesternacht gegen 0.20 Uhr elf Scheiben der Behörde zerstört und Brandbeschleuniger ins Gebäude geworfen. Ein Bekennerschreiben gibt es bislang nicht. Am Dienstagabend wurde auf der Internetplattform linksunten.indymedia.org jedoch ein anonymes Posting veröffentlicht. Darin erklären mutmaßliche Linksextremisten ihre Solidarität mit den Tätern. Die Verfasser kritisieren insbesondere die vom Jobcenter ausgesprochenen Sanktionen gegen Hartz-IV-Bezieher. „Wer Menschen drangsaliert, muss damit rechnen, dass es knallt“, heißt es darin. Das Jobcenter sei ein „Angriff auf das soziale Sicherungssystem der Menschen in der Stadt Leipzig“. Die Autoren nennen sich „Ein kleines Feuerchen, es ist doch so kalt“.
Das auf extremistische Straftaten spezialisierte Operative Abwehrzentrum (OAZ) der Leipziger Polizei hat das Schreiben bei seinen Ermittlungen zur Kenntnis genommen. „Wir haben es auf dem Schirm“, sagte Sprecherin Kathleen Doetsch auf Nachfrage. Es werde nicht ausgeschlossen, dass dem Anschlag eine politische Motivation aus dem linken Spektrum zu Grunde liege. Von den Tätern gebe es bislang jedoch noch keine Spur. Auch von den Anschlägen auf drei Autos des Ordnungsamts am Leutzscher Rathaus und die Ausländerbehörde im Technischen Rathaus Anfang Dezember hätten bislang noch keine Verdächtigen ermittelt werden können, so Doetsch.
Von Robert Nößler