Polizei bestätigt geplanten Auftritt des rechten Musikers Lunikoff Von Jürgen Freitag
Schneeberg. Die Gerüchte brodelten schon seit Tagen. Nun bestätigt die Polizei: In Schneeberg war für gestern Abend ein Neonazi-Konzert geplant. Wann, wo und um welche Uhrzeit es genau stattfinden sollte, blieb jedoch geheim. Wie ein Sprecher erklärte, stehe der mögliche Ort der privaten Veranstaltung schlicht noch nicht fest. Die Beamten hätten den Auftritt aber im Blick.
Bekannt ist nur: Spielen sollte wohl der rechtsextreme Musiker Michael Regener, der in der rechten Szene unter dem Pseudonym Lunikoff bekannt ist - und zwar irgendwo an der Karlsbader Straße. Weitere Erkenntnisse wollte die Polizei gestern nicht mit der Öffentlichkeit teilen. "Unter Berücksichtigung der möglichen Stigmatisierung etwaiger Grundstückseigentümer", hieß es, komme das nicht in Betracht.
Laut dem sächsischen Verfassungsschutzbericht von 2015 ist Regener eine der bekanntesten Personen der rechtsextremistischen Musikszene. Er war Frontmann der Band Landser, die 2001 vom Bundesgerichtshof als kriminelle Vereinigung verurteilt wurde. Für mehr als drei Jahre saß er deshalb und wegen anderer Straftaten im Gefängnis.
Schon während des Prozesses gründete Regener eine neue Band, "Die Lunikoff Verschwörung". Er tritt mit der Gruppe auf Konzerten oder als Solist bei Liederabenden auf. Einen solchen hatte es jüngst auch in Glauchau mit rund 25 Besuchern gegeben - und zwar ohne dass die Behörden davon erfuhren.
Nun waren Polizei und Verfassungsschutz vorgewarnt. Nach Informationen der "Freien Presse" sollte das Konzert am Abend in einem Geschäft an der Karlsbader Straße stattfinden. Weil Informationen über die Veranstaltung im Vorfeld durchsickerten, wurde es aber kurzfristig abgesagt. Eine Mitarbeiterin dementierte das gestern: "Ich weiß von nichts."
Michael Beyerlein leitet nur wenige Meter entfernt die Asyl-Begegnungsstätte "Schneeberger Brücke" und ist über die Konzertpläne in seiner Nachbarschaft entsetzt: "Ich frage mich, warum die Polizei dagegen nichts macht." Regener würde mit seinen Liedertexten manche Grenze der Demokratie überschreiten. "Für die Stadt ist so ein Konzert sicher keine gute Werbung."