Ermittlungserfolg der Behörden: Am Donnerstag konnten Spezialeinheiten in Dresden einen 30-Jährigen festnehmen, der zwei Sprengstoffanschläge auf eine Moschee und das Kongress-Zentrum in der Landeshauptstadt verübt haben soll.
Nach dem Brandanschlag auf die Fatih Camii Moschee und das Internationale Congress Centrum (ICC) Ende September in Dresden sitzt inzwischen ein 30-jähriger Tatverdächtiger in Haft. Generalstaatsanwaltschaft Dresden und Operatives Abwehrzentrum (OAZ) vermeldeten den gemeinsamen Ermittlungserfolg am Freitag. Die Behörden gehen offenbar von einer politischen Motivation der Anschläge aus. „Der Festgenommene war im vergangen Sommer Redner auf einer Pegida-Veranstaltung“, sagte OAZ-Sprecherin Kathleen Doetsch gegenüber LVZ.de.
Spezialkräfte konnten bei zwei Durchsuchungen in Dresden auch diverse Gegenstände sicherstellen, die mutmaßlich zur Herstellung von Spreng- und Brandvorrichtungen genutzt werden. „Im Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung stimmen die an verschiedenen Tatmitteln gesicherten DNA-Spuren mit der DNA des Beschuldigten überein“, so die Angaben der Behörden. Der 30-jährige Rechtspopulist muss sich nun wegen des Verdachts des Herbeiführens von Sprengstoffanschlägen auf Kongresszentrum und Moschee verantworten. Er wurde am Freitagvormittag dem Haftrichter vorgeführt.
Das auf politische Kriminalität spezialisierte OAZ ist seit Beginn der Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft eingeschaltet, weil der Verdacht bestand, die Anschläge könnten aufgrund von ausländerfeindlichen Motiven begangen worden sein. Wie Generalstaatsanwalt Wolfgang Klein am Freitag sagte, sei der 30-jährige Verdächtige bisher nicht polizeibekannt und in keiner Datenbank registriert gewesen. Im Zuge der Ermittlungen seien die Behörden aber auf den Dresdner aufmerksam geworden, nach Abgleich mit den DNA-Spuren vom Tatort konnte er letztlich überführt werden. Hinweise darauf, dass der Festgenommen bei den Anschlägen Hilfe hatte, gebe es bisher nicht: „Wir gehen von einem Einzeltäter aus“, so Klein weiter.
Köditz: 30-Jähriger hetzte bei Pegida gegen Ausländer
Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) lobte am Freitag die schnelle und zielführende Arbeit der Behörden: "Ich bin erleichtert, dass es dem Operativen Abwehrzentrum der sächsischen Polizei und der Generalstaatsanwaltschaft Dresden nach rund zehnwöchigen, intensiven Ermittlungsmaßnahmen gelungen ist, den mutmaßlichen Attentäter auf die Fatih Camii Moschee in Dresden zu identifizieren und festzunehmen", teilte der Unionspolitiker mit.
Für Extremismus-Expertin Kerstin Köditz (Linke) bestätigt sich indes der Verdacht eines fremdenfeindlichen Tathintergrunds. Als Redner bei Pegida habe der 30-Jährige Ausländer und Flüchtlinge unter Jubel der Anwesenden als faul und kriminell dargestellt. „Zudem drohte er der Bundeskanzlerin an, sie vor Gericht zu stellen und ihr ‚keine Gnade‘ zu gewähren“, so Köditz am Freitag. Die Linkspolitikerin wunderte sich, dass die Anschläge auf die Moschee und das Kongresszentrum bisher von der Landesregierung nicht als politisch motiviert gezählt wurden. „Solche anhaltende Betriebsblindheit erschwert die Bekämpfung der extremen Rechten seit vielen Jahren“, sagte Köditz.
Der Sprengsatz an der deutsch-türkischen Fatih Camii Moschee im Dresdner Stadtteil Cotta war am 26. September kurz vor 22 Uhr detoniert. Kurze Zeit später explodierte eine weitere Bombe am Kongresszentrum. An beiden Stellen entdeckten die Ermittler später Reste von selbstgebauten Sprengsätzen.
In der Moschee weilten während der Tat der Imam, seine Frau und seine beiden zehn und sechs Jahre alten Söhne. Alle vier blieben unverletzt. Die Eingangstür des Gebäudes wurde nach innen gedrückt und im Haus entstanden Verrußungen, so der Polizeibericht später.
Matthias Puppe
Update: In einer früheren Version des Textes hieß es, der Festgenomme sei 29 Jahre alt. Diese Information wurde inzwischen von der Generalstaatsanwaltschaft korrigiert.