(SAW) Polizei entdeckt den Fluchtwagen

Erstveröffentlicht: 
28.11.2016

Die Polizei hat nach dem Überfall auf eine Werttransportfirma bei Salzwedel den Fluchtwagen entdeckt. Ermittler gehen von Profis aus.


Klein Gerstedt l Nach dem Überfall auf eine Geldtransportfirma am Freitagabend in Klein Gerstedt bei Salzwedel hat die Polizei den Fluchtwagen gefunden. Der Transporter stand ausgebrannt in einem Waldstück bei Liesten im Altmarkkreis Salzwedel. Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Räuber das Fahrzeug in Brand gesetzt haben, um Spuren zu verwischen. Bei dem Fluchtfahrzeug handelte es sich um einen weißen Kleintransporter älteren Baujahrs.

 

Die Männer hatten am Freitag kurz vor 18 Uhr die Fahrzeughalle der Transportfirma überfallen und drei größere Geldbehälter geraubt. Einer der Täter war dazu vom Dach in das Innere eingestiegen und schoss eine Salve, vermutlich mit einer Kalaschnikow, in die Luft. Von den vier anwesenden Mitarbeitern der Firma erlitten zwei ein Knalltrauma, als es kurze Zeit später im Dachbereich Detonationen gab. Die Mitarbeiter händigten daraufhin die Geldkoffer aus. Der Täter stieg zu einem vor dem Rolltor wartenden Komplizen in den Transporter ein womit beide flüchten konnten. "Zur Höhe der Beute konnten bisher noch keine Aussagen getroffen werden", sagte Staatsanwalt Thomas Kramer auf Nachfrage. Bei dem Geld handelt es sich nach Volksstimme-Informationen um im größeren Umkreis eingesammelte Einnahmen aus Gewerbe und Handel. Diese sollten später nach Halberstadt zu einer professionellen Zählstelle gebracht werden.

 

Die Ermittler der Polizeidirektion Nord gehen inzwischen von "sehr professionellen" Täter aus. Sie müssen das abgelegene Gelände am Ortsrand längere Zeit ausgekundschaftetet oder einen Insider-Tipp bekommen haben.

 

Polizeisprecher Marc Becher: "Die Arbeiten der Spurensicherung und erste Befragungen von Zeugen sind inzwischen abgeschlossen. Jetzt geht es darum, die Puzzlesteine zusammenzusetzen." Auch zu den Explosionen wollte die Polizei bisher noch keine Angaben machen. Ein Sachverständiger des Landeskriminalamtes ist mit der Untersuchung der Brand- und Explosionsreste beauftragt worden.

 

Zu den Tätern ist bisher nur bekannt, dass sie männlich waren und mit osteuropäischen Akzent sprachen. Dieser könnte aber auch vorgetäuscht gewesen sein. Einer der Räuber war bekleidet mit einem Overal, braunen Schuhen und Handschuhen. Der zweite war mit einer gelben ballistischen Schutzweste bekleidet.

Das Vorgehen der Täter ähnelt einer aktuellen Serie von Raubüberfällen im benachbarten Niedersachsen und im Norden Deutschlands. Dort haben Unbekannte in neun Fällen immer wieder auch Geldtransporter mit Sturmgewehren und einer Panzerfaust angegriffen. Der letzte Angriff ereignete sich Ende Juni in einem Gewerbegebiet in Cremlingen bei Braunschweig. Es besteht der Verdacht, dass die ehemaligen RAF-Teroristen Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette dahinter stehen. In einem Fluchtfahrzeug hatten sie auch DNA-Spuren hinterlassen.

Staub, Klette und Garweg waren Ende der 80er Jahre in den Untergrund abgetaucht. Garweg ist inzwischen 48, Klette 58 und Staub 62 Jahre alt.

Die niedersächsische Polizei glaubt, dass sich das Trio mit den Überfällen seinen Lebenunterhalt im Untergrund verdient.

Polizeisprecherin Beatrix Mertens sagte auf Nachfrage zum aktuellen Fall, dass auch diese Möglichkeit geprüft werde: "Wir stehen aber noch ganz am Anfang der Ermittlungen. Einen Hinweis auf einen Zusammenhang mit anderen Taten gibt es noch nicht."

Das Trio gehörte zur sogenannten dritten Generation der RAF, die in den 80er und 90er Jahren Anschläge verübte. Sie werden unter anderem für die Ermordung des Deutsche-Bank-Chefs Alfred Herrhausen verantwortlich gemacht. Sie sollen auch an einem Sprengstoffanschlag 1993 auf das noch nicht eröffnete Gefängnis in Weiterstadt beteiligt gewesen sein.