Polizeieinsatz: Verhaftung vor Kinderaugen – Nachbarn in Angst

Die Aussagen über die Verhaftung gehen auseinander
Erstveröffentlicht: 
29.04.2010

Polizeieinsatz

Verhaftung vor Kinderaugen – Nachbarn in Angst

 

Bei einem Polizeieinsatz in Freiburg gerät ein unbeteiligter Anwohner ins Visier der Ermittler. Angeblich sollen Kinder ganz in der Nähe der bewaffneten Polizisten gewesen sein.

 

Ein Polizeieinsatz in der Elsässer Straße 2 am Dienstagnachmittag sorgt für Aufregung: Der 25-jährige Zeqe K. hatte von seinem Fenster im zweiten Stockwerk aus mehrere bewaffnete Polizisten bei einer Verhaftung beobachtet. Weil sich Kinder, darunter auch seine dreijährige Nichte, in unmittelbarer Nähe befanden, entschloss er sich zu intervenieren. Dabei geriet er selbst ins Visier der Polizei.

Die Aussgagen der beiden Seiten widersprechen sich. Der BZ liegt eine eidesstattliche Versicherung von Zeqe K. vor, in der er die Abläufe detailliert beschreibt: Er hatte sich gegen halb vier Uhr nachmittags zu einem Mittagsschlaf hingelegt, als er von draußen Schreie hörte und auch die Worte "Hände hoch, Polizei". Als er aus dem Fenster blickte, sah er Männer in Zivil, die er als Polizisten ausmachte. Sie hatten Waffen auf fünf Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren gerichtet, die im Hof an einem Tisch saßen und Karten spielten.

Ein weiterer Mann Mitte 20, ein Nachbar K.s, wurde von den Polizisten zu Boden geworfen und fixiert. Obwohl der am Fenster stehende K., der das Geschehen mit seiner Kamera festhielt, von den Beamten aufgefordert wurde, sich nicht einzumischen, lief er nach draußen – vor allem wegen der schreienden Kinder: "Sie waren starr vor Angst vor den Waffen und dem Auftreten der Polizei." Unten angekommen, kündigte K. an, weitere Aufnahmen zu machen. Daraufhin wurde er, nur in Boxershorts und T-Shirt bekleidet, vorübergehend festgenommen und aufs Revier Nord gebracht.

 

Dabei wurde er laut eigener Aussage rüde behandelt: Er sei von drei Polizisten gegen die Hauswand geworfen worden, zwei hätten sich auf seinen Hals gesetzt. K. wurde die Kamera weggenommen. Er habe eine Verletzung an der linken und eine leichte Verletzung an der rechten Schulter, zudem sei ihm ein Arm verdreht worden. Seine Kamera sei ihm beschädigt und ohne Chip zurückgegeben worden. Offiziell beschlagnahmt, sagt seine Rechtsanwältin Claudia Oertel, wurde der Chip aber nicht.

Bei dem Polizeieinsatz ging es um ein Rauschgiftdelikt. Genaueres will die Polizei nicht sagen. "Die Ermittlungen sind noch voll in Gang", sagt Klaus Jetter, stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei Emmendingen, die bei dem Einsatz federführend war. Er bestätigt, dass es Verhaftungen gab, bestreitet aber, dass Polizisten auf den Hals von K. gesessen seien. "Das war definitiv nicht so." Zu K.s Verletzungen kann er nichts sagen. Kinder seien aber nicht gefährdet gewesen.

Auf die Karten spielenden Jugendlichen hätten die Beamten die Waffen gerichtet, weil anfangs nicht klar gewesen sei, ob diese mit dem festgenommenen Mann etwas zu tun hatten, erklärt Jetter und behauptet, dass Polizisten von K. beleidigt und bedroht worden seien. K.s Anwältin Oertel will Anzeige wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verletzung der Amtspflicht erstatten und eine Dienstaufsichtsbeschwerde einleiten. Die Polizei ermittelt gegen K. wegen Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.