Polizeieinsatz
Verhaftung vor Kinderaugen – Nachbarn in Angst
Bei einem Polizeieinsatz in Freiburg gerät ein unbeteiligter Anwohner ins Visier der Ermittler. Angeblich sollen Kinder ganz in der Nähe der bewaffneten Polizisten gewesen sein.
Ein Polizeieinsatz in der Elsässer Straße 2 am Dienstagnachmittag sorgt
für Aufregung: Der 25-jährige Zeqe K. hatte von seinem Fenster im
zweiten Stockwerk aus mehrere bewaffnete Polizisten bei einer
Verhaftung beobachtet. Weil sich Kinder, darunter auch seine
dreijährige Nichte, in unmittelbarer Nähe befanden, entschloss er sich
zu intervenieren. Dabei geriet er selbst ins Visier der Polizei.
Die Aussgagen der beiden Seiten widersprechen sich. Der BZ liegt eine
eidesstattliche Versicherung von Zeqe K. vor, in der er die Abläufe
detailliert beschreibt: Er hatte sich gegen halb vier Uhr nachmittags
zu einem Mittagsschlaf hingelegt, als er von draußen Schreie hörte und
auch die Worte "Hände hoch, Polizei". Als er aus dem Fenster blickte,
sah er Männer in Zivil, die er als Polizisten ausmachte. Sie hatten
Waffen auf fünf Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren gerichtet, die im
Hof an einem Tisch saßen und Karten spielten.
Ein weiterer Mann Mitte 20, ein Nachbar K.s, wurde von den Polizisten
zu Boden geworfen und fixiert. Obwohl der am Fenster stehende K., der
das Geschehen mit seiner Kamera festhielt, von den Beamten aufgefordert
wurde, sich nicht einzumischen, lief er nach draußen – vor allem wegen
der schreienden Kinder: "Sie waren starr vor Angst vor den Waffen und
dem Auftreten der Polizei." Unten angekommen, kündigte K. an, weitere
Aufnahmen zu machen. Daraufhin wurde er, nur in Boxershorts und T-Shirt
bekleidet, vorübergehend festgenommen und aufs Revier Nord gebracht.
Dabei wurde er laut eigener Aussage rüde behandelt: Er sei von drei
Polizisten gegen die Hauswand geworfen worden, zwei hätten sich auf
seinen Hals gesetzt. K. wurde die Kamera weggenommen. Er habe eine
Verletzung an der linken und eine leichte Verletzung an der rechten
Schulter, zudem sei ihm ein Arm verdreht worden. Seine Kamera sei ihm
beschädigt und ohne Chip zurückgegeben worden. Offiziell beschlagnahmt,
sagt seine Rechtsanwältin Claudia Oertel, wurde der Chip aber nicht.
Bei dem Polizeieinsatz ging es um ein Rauschgiftdelikt. Genaueres will
die Polizei nicht sagen. "Die Ermittlungen sind noch voll in Gang",
sagt Klaus Jetter, stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei
Emmendingen, die bei dem Einsatz federführend war. Er bestätigt, dass
es Verhaftungen gab, bestreitet aber, dass Polizisten auf den Hals von
K. gesessen seien. "Das war definitiv nicht so." Zu K.s Verletzungen
kann er nichts sagen. Kinder seien aber nicht gefährdet gewesen.
Auf die Karten spielenden Jugendlichen hätten die Beamten die Waffen
gerichtet, weil anfangs nicht klar gewesen sei, ob diese mit dem
festgenommenen Mann etwas zu tun hatten, erklärt Jetter und behauptet,
dass Polizisten von K. beleidigt und bedroht worden seien. K.s Anwältin
Oertel will Anzeige wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und
Verletzung der Amtspflicht erstatten und eine Dienstaufsichtsbeschwerde
einleiten. Die Polizei ermittelt gegen K. wegen Beleidigung und
Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.