Nazibrandanschlag in Delmenhorst

Demo in Delmenhorst
In der heutigen Nacht, 28. April, ereignete sich gegen 00.30 Uhr ein Brandanschlag auf das Auto der Familie eines antifaschistisch engagierten Jugendlichen. Nur durch Zufall konnte der Anschlag in letzter Minute vereitelt werden. Bereits eine Woche zuvor wurde ein Brief an die Eltern versandt, in diesem derselbe Jugendliche mit Diffarmierungen konfrontiert wird und ihm und seiner Familie in erpresserischer Form gedroht wird - sollte der Jugendliche weiterhin politisch gegen Neonazis aktiv sein, so würden „Aktivitäten“ folgen, eben jene „Aktionen“ gegen „Linksextremisten“ äusserten sich nun in einem Brandanschlag.

 

Die Täter_Innen rekrutieren sich in beiden Fällen aus dem Kreis der Aktivistin_Innen der hiesigen Naziszene, dem „Nationalen Widerstand Delmenhorst“ und den „Jungen Nationaldemokraten“, der Jugendorganisation der NPD.


Dieser Vorfall stellt bis dato einen traurigen Höhepunkt neonazistischer Gewalt auf andersdenkende und politisch engagierte Menschen dar. Polizei und Feuerwehr gingen nach Sichtung der Sachlage von einer drastischen Gefahr für Familie und Haus aus - nur wenige Minuten später wäre der Tank des Fahrzeugs explodiert, eine angrenzende Hecke brannte bereits, schnell wäre das Feuer auf das direkt neben dem Auto befindliche Wohnhaus übergesprungen - auch schwere Verletzungen - oder gar die Tötung von Menschen wurden durch die Neonazis in Kauf genommen.


Wöchentlich ereignen sich Übergriffe von Neonazigruppen auf vermeindlich politische Gegner. Hierbei kennt das Ausmaß der Gewalt keine Grenzen: Die Nazis attackieren zahlenmäßig überlegen, vermummt und mit Quarzsandhandschuhen, Reizgas, Totschlägern oder gar Messern bewaffnet – meist aus dem Hinterhalt oder vor den Wohnhäusern ihrer Opfer, mal offen auf der Straße. Wurde im Oktober vergangenen Jahres noch ein Auto entglast und mit Farbe beschmiert, war schon bald der städtische Treff alternativer Jugendlicher Ziel des bewaffneten Angriffs 30 vermummter Neonazis. Mit abgebrochenen Flaschen, Teleskopschlagstöcken und weiteren Gegenständen wollten die Angreifer_Innen gegen die Jugendlichen vorgehen, es gäbe „viel aufzuräumen“, formulierte ein überregional bekannter Neonazikader aus Delmenhorst in einem späteren Schreiben. Bald darauf waren die ersten Morddrohungen zu protokollieren, weiter fand im März diesen Jahres ein organisierter Raubüberfall auf einen Antifaschisten statt. In der Presse wird diesen Vorfällen – wenn überhaupt – stets zu wenig Beachtung geschenkt, die neonazistischen Aktionen relativiert oder durch ungenügend recherchierte Polizeiberichte gar gänzlich geschönt. Mit einer Spontandemonstration möchten wir auf die Brisanz der Situation in ihrer voller Gänze aufzeigen.

 

Neonazistische Aktivitäten sind zu skandalisieren, immer und überall. Auch in Delmenhorst!