Nach Hooligan-Attacke auf Jürgen Kasek: Bundespolizei nimmt Ermittlungen auf

Erstveröffentlicht: 
07.11.2016

Einen Tag nach der Attacke von Hooligans des 1. FC Lokomotive Leipzig auf den Grünen-Politiker Jürgen Kasek hat die Bundespolizei Ermittlungen aufgenommen. Dazu sollen Videobilder ausgewertet werden. Auch zum Vorgehen der Beamten in dem Regionalzug am Sonntag nahm die Bundespolizei Stellung.

 

Die Bundespolizei ermittelt nach einer Attacke von Hooligans auf den sächsischen Grünen-Chef Jürgen Kasek in einem Regionalzug wegen versuchter Körperverletzung. Es würden Bilder der Videoüberwachung aus dem Zug ausgewertet, teilte die Bundespolizei in Pirna am Montag mit. Konkrete Tatverdächtige seien vorerst nicht bekannt.

 

Anhänger des 1. FC Lokomotive in Leipzig seien am Sonntag sofort auf den Grünen-Politiker losgegangen, als dieser mit drei Begleitern in Naumburg in den Zug stieg. Aus der Menge sei eine leere Plastikflasche geworfen worden. Kasek engagiert sich vielfältig gegen Rechtsextremismus und Rassismus. 

 

Von Flasche am Kopf getroffen


Der Grünen-Politiker hatte den Angriff selbst öffentlich gemacht. Er sei von der Flasche am Kopf getroffen worden. Der Regionalzug sei voll mit ihm zum Teil bekannten Hooligans des 1. FC Lokomotive Leipzig gewesen. Er sei sofort erkannt worden, und es sei ein Tumult losgebrochen. Bundespolizisten hätten das Grünen-Quartett schließlich des Zuges verwiesen. „Ich glaube, es ging ihnen primär darum, die Situation aufzulösen“, sagte Kasek.

 

Nach Angaben der Bundespolizei saßen etwa 210 Lok-Anhänger in dem Zug. Sie kamen vom Lok-Spiel gegen Carl Zeiss Jena. Es habe „verbale Provokationen“ gegen Kasek gegeben. Der Grünen-Chef war zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Monika Lazar, der Leipziger Grünen-Politikerin Christin Melcher und einem weiteren Grünen-Mitglied auf der Rückreise vom Urwahl-Forum der Partei in Erfurt. Die Bundespolizisten im Zug hätten erst hinterher erfahren, um wen es sich bei der Gruppe handelte.

 

Die Situation im Zug sei „sehr, sehr unangenehm“ gewesen, sagte Kasek. Er wollte ebenso wie Lazar und Melcher Anzeige erstatten. Einschüchtern lasse er sich jedoch nicht. „Ein Rückzug ist für mich keine Alternative“, sagte er. Noch in der Nacht von Sonntag auf Montag sei im Internet und auf Facebook eine weitere Welle von Beleidigungen und Bedrohungen gegen ihn hochgeschwappt. Auch darauf werde er mit Anzeigen reagieren.

 

Auch die Leipziger CDU drückte ihr Bedauern über die Attacke gegen Kasek aus. „Gewalt darf kein Mittel des Meinungsaustausches sein. Auch wenn wir viele Meinungen von Herrn Kasek nicht teilen, so setzen wir auf die Kraft der Argumente, nicht der Fäuste“, so Kreisvorsitzender Robert Clemen. In einer Mitteilung wies die Leipziger CDU zudem darauf hin, dass in diesem Jahr bereits mehrfach Büros, Privatwohnungen und Unternehmen unterschiedlicher politischer Mandatsträger attackiert wurden. Es werde auf die vorurteilsfreie Unterstützung gegenüber den Ermittlungsbehörden gesetzt.