"Antänzer" in Leipziger Südvorstadt - Polizei weist Vorwürfe zurück

Erstveröffentlicht: 
07.11.2016

Der Südplatz in Leipzig ist der Ort für viele Nachtschwärmer der Stadt. Seit einigen Monaten nutzen Antänzer-Banden den Trubel aus, um Party-Gänger zu beklauen. Die Leipziger Polizei hat nun Vorwürfe zurückgewiesen, nicht genügend gegen sogenannte Antänzer vorzugehen. Zuvor hatten Gastwirte aus Leipzig verlangt, die Polizei müsse wegen der Antänzer beispielsweise mehr Streife fahren.

von Thomas Matsche, MDR AKTUELL

 

Meistens geht es ganz schnell. Eine kurze Umarmung und schon sind Handy oder Portemonnaie weg. Im Leipziger Szeneviertel Südvorstadt machen Antänzer-Diebesbanden seit Monaten Jagd auf Wertgegenstände. Besonders nachts, wenn die Party-Gänger schon etwas angetrunken sind, schlagen sie zu. Ein Szene-Wirt, der anonym bleiben will, kennt viele Berichte von seinen Nachbarn. Vor allem in Läden, die nachts aufhaben, würden Telefone geklaut und es käme mehr zu Taschendiebstählen, erzählt er. Auch beobachte er "ein bisschen mehr Gewalt" auf der Straße. 

 

Telefonklau und Taschendiebstähle


Der Wirt hat Sorge, dass seine Gäste wegbleiben könnten - und fordert die Polizei zum Handeln auf:

Es ist ein bisschen traurig, dass wir als Messestadt, als die schnell wachsende Stadt in Deutschland, es leider nicht in den Griff bekommen, ein bisschen mehr Präsenz zu zeigen. Da würde schon eine Streife im Auto reichen.

Wirt aus Leipzig

 

Südplatz ist Antänzer-Hotspot


Die Leipziger Polizei bestätigt, dass sich der Südplatz zu einem Antänzer-Hotspot in der Stadt entwickelt hat. Richtig sei auch, dass sich die Straftaten in dem Bereich seit letztem Jahr verdoppelt hätten. Dass die Polizei aber zu wenig tun würde, diesem Vorwurf widerspricht Polizeisprecher Uwe Voigt. Man habe reagiert und im Februar die Ermittlungsgruppe "Antänzer" gegründet. Regelmäßig seien verdeckte Ermittler am Südplatz unterwegs. Ein Polizei-Flyer warne vor den Maschen der Banden. Bis Ende September habe die Soko 304 Straftaten aufgenommen:

 

Die Straftaten setzen sich zusammen aus 61 Raubdelikten, 208 Diebstahlshandlungen und 35 Sexualdelikten. Und die Tatorte liegen konkret in der Innenstadt, im Leipziger Süden.

Uwe Voigt, Polizeisprecher

 

Die Täter seien männlich, stammten aus Nordafrika und würden in Dreier- oder Vierergruppen auftreten. 113 Straftäter seien ermittelt worden, 18 von ihnen säßen mittlerweile im Gefängnis. Darunter seien viele Asylbewerber. Direkt abschieben könne man diese nicht, sagt Uwe Voigt - aber es werde mit berücksichtigt: "Das heißt, es wird danach gefragt: Ist dieser Asylbegehrende hier schon mal auffällig geworden und hat Straftaten begangen?" 

 

"Mehrfachintensivtäter" nach fünf Straftaten


Wenn ein Asylbewerber mehr als fünf Straftaten im Jahr begeht, wird er als Mehrfachintensivtäter geführt. Diese Informationen gehen dann an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das über das Asylverfahren des Straffälligen entscheidet. Die Länder können das Bundesamt darum bitten, Anträge von straffälligen Asylbewerbern schneller zu bearbeiten.

 

Seit den Änderungen im Asylpaket zwei kann die Behörde dann einen Asylantrag ablehnen, wenn ein Ausländer zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist. Laut Kriminalstatistik sind in Sachsen derzeit 604 Asylbewerber als Mehrfachintensivtäter erfasst. Ein Drittel sind demzufolge Tunesier.