Seit Anfang 2016 hat Leipzig insgesamt 1789 neue Flüchtlinge aufgenommen – deutlich weniger als im vergangenen Jahr, als noch mehr als 4000 Menschen kamen. Bauprojekte wie die geplante Unterkunft auf dem Barnet-Licht-Platz werden dennoch weiter verfolgt, da Notunterkünfte wie in den Messehallen geräumt werden sollen.
Der Barnet-Licht-Platz ist ein unbebautes städtisches Grundstück nahe der Kregelstraße in Thonberg. Dort will die Stadt künftig etwa 306 Asylbewerber unterbringen. In Systembauweise, wie es heißt. Etwa 422 zweigeschossige Container – darunter Sanitäranlagen – werden da aufgestellt. Denn das ist derzeit die preisgünstigere Variante, sagt die Stadtverwaltung. Dennoch musste der Stadtrat in der vergangenen Woche einen Nachschlag von 1,42 Millionen Euro bewilligen. Damit verteuert sich der Bau der Notunterkunft an der Kregelstaße auf 6,1 Millionen Euro.
Begründet wurde dies unter anderem mit Kabelkanälen der Leipziger Verkehrsbetriebe, die quer unter dem Platz verlaufen und nicht überbaut werden können, heißt es. Deshalb müssen die Kabel verlegt werden, weil sie im Fälle einer Störung ansonsten nicht repariert werden können. „Die genaue Lage der Leitungen für die LVB-Trasse war nicht bekannt“, sagte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos). Die Umverlegung sei aber die wirtschaftlichste Variante, auch im Hinblick auf eine spätere Nachnutzung des Grundstücks.
Vor allem die CDU-Stadtratsfraktion wollte die Mehrkosten nicht so einfach schlucken, und hat eine Diskussion entfacht, ob es denn gerechtfertigt sei, überhaupt noch so viele Unterkünfte zu planen und zu bauen. „Wir halten Plätze für Asylbewerber vor, die vielleicht gar nicht kommen“, so CDU-Mann Karsten Albrecht. „6,2 Millionen für ein Interim – für dieses Geld können wir eine neue Schule bauen.“ Die braucht Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) zwar auch: „Ein wenig auf Kaffeesatzleserei sind wir schon angewiesen, da wir derzeit keine verlässlichen Prognosen haben“, gibt er zu. Dennoch wolle man nicht wie im Vorjahr von der Situation überrollt werden. Die neuen Unterkünfte seien auch notwendig, da die Notunterkünfte in den Messehallen 13 und 17 sowie die Zeltstadt am Deutschen Platz geräumt werden.
„Wir prüfen derzeit, ob wir die geplante Asylbewerberunterkunft Diezmannstraße 12 noch umsetzen oder nicht.“ Alle Reserve-Plätze seien ohnehin Notunterkunftsplätze. Zu den Akten gelegt ist die geplante Unterkunft Höltystraße, das Gebäude wird wieder als Oberschule hergerichtet. Seit Anfang 2016 hat Leipzig insgesamt 1789 neue Flüchtlinge aufgenommen – deutlich weniger als im vergangenen Jahr, als noch mehr als 4000 Menschen kamen. Leipzig hat derzeit 5672 Plätze für Flüchtlinge und Geduldete in Gemeinschaftsunterkünften.